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Becksmann, Rüdiger; Korn, Ulf-Dietrich
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Lüneburg und den Heideklöstern — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 7,2: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 1992

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https://doi.org/10.11588/diglit.52868#0257

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LÜNEBURG • KLOSTER LÜNE

KREUZGANGFENSTER ost IV

Abb. 161

AB WAPPEN SEMMELBECKER Abb. 161
Fragment. H. 19,5 cm, B. 17,5 cm.
Zur Frage des ursprünglichen Standorts: F. Krüger (Ms., um 1920,
S. 27) erwähnt erstmals zwei Semmelbecker-Wappen in den
Oculi der Ostfenster III und IV. Da die Damaszierung des
Schildgrundes zwanglos in das frühe 15. Jh. weist, dürften beide
Wappen aus dem damals verglasten Nordflügel stammen, mögli-
cherweise aus jenem Fenster, in dem einst die Hll. Brigida (nord
II, 3 b) und Scholastica (nord IV, 3 b) saßen, und dieses als Stif-

tung der Priorin Drude Semmelbecker bezeugen. Vgl. hierzu
S. 141 f.
Ikonographie, Farbigkeit: Der silberne Schild, darin ein blauer
Schräglinksbalken, belegt mit drei silbernen Gürtelschnallen, ist
das Wappen der Lüneburger Patrizierfamilie Semmelbecker.
Drude Semmelbecker ist 1408 als Nonne, 1415 und 1422 als
Priorin in Kloster Lüne nachgewiesen; sie starb 143 8 74.
CVMA B 1327

KREUZGANGFENSTER ost V

Fig. 59, Abb. 160

1/2 b HL. EUSTACHIUS Fig. 59, Abb. 160
H. jeweils 56 bzw. 57 cm, B. 71 cm. Figur: H. 103 cm, B. 54 cm.
Erhaltung: Nimbus, Brustpanzer und Schwertgriff, Kruzifix und
Standplatte sind Ergänzungen Horns von 1850/51; kleinere Fehl-
stellen wurden 1960/61 mit unbemalten Gläsern geschlossen. Die
rosa- bzw. rotvioletten Gläser in Inkarnat, Feder, Fähnlein und
Mantel sind außenseitig lebhaft korrodiert; im Gesicht außerdem
größere Lotschäden. Bemalung und Glas sind sonst vorzüglich
erhalten. Die Lanzenspitze und ein Stück der Barettfeder fehlen.
Ikonographie: Die Darstellung in zeitgenössischer Tracht und Rü-
stung gehört zum gewohnten Bild des Heiligen, der als einer
der vierzehn Nothelfer im 15. und 16. Jh. vielfach verehrt wurde.
Sein ständiges Attribut, der Hirschkopf mit dem Kruzifix, führte
oft zu Verwechslungen mit dem Hl. Hubertus, der üblicherweise
als Jäger oder Bischof dargestellt wird. Die Bekehrungslegende
mit der Erscheinung eines Hirsches mit dem gekreuzigten Chri-
stus im Geweih ist aus der Eustachius-Legende übernommen75.
Komposition: Der jugendliche Heilige steht in ganzer Figur mit
Rüstung und Mantel in leichter Wendung nach links auf einer
sechseckigen, gemusterten Standplatte. Auf der angewinkelten
linken Hand hält er einen Hirschkopf mit einem Kruzifix zwi-
schen den Geweihstangen, die rechte Hand umfaßt den Schaft
einer Lanze, die oben ein Fähnlein trägt.
Farbigkeit: Die Rüstung ist weiß mit silbergelben Plattenrändern
und Mantelschließen; Schwert und Lanze sind gelb mit steingrü-
nem Griff bzw. rotem Fähnlein, Schwertgehenk rot. Inkarnat
rosaviolett, Haare gelb. Barett und Mantel stehen grün gegen
den roten Nimbus, die rotviolette Feder und das rotviolette Man-
telfutter. Der Hirschkopf ist gelb, das Inkarnat des Corpus am

silbergelben Kreuz ist rosa, das Lendentuch weiß. Die Stand-
platte zeigt ein schwarz-grünes Fliesenmuster.
CVMA B 1328; Farbdiapositiv (1942/43)


Fig. 59. ES Kreuzgang o V, 1/2 b

74 H.-J. v. Witzendorff, 1952, S. 115.
75 Nach J. Braun, 1945, Sp. 242, wird die Fahne dem Hl. Eustachius
nur ausnahmsweise beigegeben.
 
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