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Becksmann, Rüdiger; Korn, Ulf-Dietrich
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Lüneburg und den Heideklöstern — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 7,2: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 1992

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https://doi.org/10.11588/diglit.52868#0360

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ANHANG: SCHERBENFUNDE

245

Bibliographie: K. Maier, Kdm. Wienhausen, 1970, S. 107, 114h

8. WAPPEN EINES GEISTLICHEN Abb. 254
Scheibenfragment. H. 26 cm, B. 15,5 cm. Kdm. Wienhausen
Nr. 131. Ursprünglicher Standort nicht überliefert.
Erhaltung: Schwarzlotverluste in Wappenschild und Helmzier.
Rahmen verloren.
Ikonographie, Farbigkeit: Wappen: Auf Schwarz im Schildhaupt
ein liegendes goldenes Lamm, von zwei Krummstäben durch-
bohrt, darunter in den Balkenzwickeln je eine Rittersporn- oder
Akeleiblüte. Darüber eine goldene Krone rosaviolettes Blattwerk
und goldener Knauf.
CVMA B 1253
9- WAPPEN EINES GEISTLICHEN
Scheibenfragment. H. 26 cm, B. 15 cm. Kdm. Wienhausen
Nr. 132. Ursprünglicher Standort nicht überliefert.
Entspricht bis auf die hier orangefarbene Krone und den hier
blauvioletten Knauf der Bekrönung von Nr. 8.

10. WAPPEN EINES ABTES VON KLOSTER
RIDDAGSHAUSEN
Scheibenfragment. H. 16,5 cm, B. 15,5 cm. Kdm. Wienhausen
Nr. 135. Ursprünglicher Standort nicht überliefert. Entspricht
Nr. 7.
11. WAPPEN EINES BISCHOFS (?) Abb. 254
Scheibenfragment. H. 16,5 cm, B. 15,5 cm. Kdm. Wienhausen
Nr. 139. Ursprünglicher Standort nicht überliefert.
Erhaltung: Starke Schwarzlotverluste im Wappenschild. Rah-
mung verloren bis auf ein in Nr. 3 eingeflicktes grünes Astwerk-
stück.
Ikonographie, Farbigkeit: Wappen: In blau/rot quadriertem Schild
auf der Teilung mit zwei goldenen Bischofsstäben belegt, dessen
Krümmen in 2 eine silberne Mitra einschließen.
CVMA B 12 5 2
Rüdiger Becksmann

ANHANG: SCHERBENFUNDE

1 ■ Der Fund vom Nonnenchor

Unter den zahlreichen Fundstücken, die 1953 auf dem Nonnenchor beim Aufnehmen der Bohlen zwischen den Reihen
des Chorgestühls zutage traten122, befanden sich auch 44 Glasscherben. Ihre Farbskala reicht von fast farblosem,
grünlichem Weiß über Blaßgelb, helles und dunkles Purpurviolett, Blau und Tiefrot bis zu moosgrünen Tönen.
Nahezu alle Scherben sind mittelalterlich, nur zwei sind Wappenscheiben des späten 16. oder 17. Jh. zuzuweisen123.
Das seit 195 5 im Klostermuseum aufbewahrte Fragment der Hl. Anna Selbdritt (Abb. 291), das mit 17 x 15,5 cm größte
und am besten erhaltene Stück, fand sich unter dem Westfenster des Nonnenchores. Es ist aus dickem, grünlichweißem
Glas geschnitten und zeigt Maria mit dem ihr zugewandten Christuskind auf dem Schoß, auf den Händen der Hl.
Anna, der Mutter Mariens, sitzend. Die stark abgeriebene Zeichnung ist mit zügigen, weichen Schwarzlotlinien
aufgetragen, in den Hauptkonturen etwas dicker, sonst zart verlaufend. Halsborte und Gürtel am Kleid Mariens,
das Kreuz im Nimbus Christi und die Frucht in seiner Hand sind mit blassem Silbergelb hinterlegt. Die Art der
Bemalung mit zarten, modellierenden Überzügen und eckig gebrochenen Konturen an Augen, Nasenspitze und Mund
zeigt alle Charakteristika des Weichen Stils; das Bruchstück läßt sich somit zwanglos in das erste Drittel des 15. Jh.
datieren. Ob es der Rest einer Annen-Darstellung aus dem Westfenster ist und bei dessen Zerstörung zu unbekannter
Zeit unter die Bohlen des Chorgestühls fiel, oder ob es aus einem Fenster der 1433 im Westflügel gestifteten Annenka-
pelle stammt, ist nicht mehr zu ermitteln124.

122 Hierzu ausführlich H. Appuhn/Ch. v. Heusinger, Der Fund kleiner
Andachtsbilder des 13. bis 17. Jh. in Kloster Wienhausen, in: Nie-
derdeutsche Beiträge zur Kunstgeschichte 4, 1965, S. 157—238, und H.
Appuhn, Der Fund vom Nonnenchor, Kloster Wienhausen IV, Wien-
hausen 1973.
123 Hierbei handelt es sich um Bruchstücke einer Helmzier mit goldenen
Hirschstangen vor silbernem Flug und das Fragment einer Inschriftkar-
tusche (?) mit dem Buchstaben R.
124 Vgl. hierzu H. Appuhn (s. Anm. 122), 1965, S. 162, ferner U.-D.
Korn, Wienhausen, 1975, S. 46f. - H. Appuhn hatte, ausgehend von

diesem Fragment, auch das nachträglich eingebaute Sandsteinmaßwerk
des Westfensters in die erste Hälfte des 15. Jh. datiert und dieses als
Standort der Annen-Darstellung angenommen. Das Maßwerk gehört
jedoch eindeutig in die Zeit nach 1325 (s. S. 233 f.).
Wie bereits an anderer Stelle (s. S. 234, 235) dargelegt, dürfte das West-
fenster um 1330 mit einer figürlich-architektonischen Bildkomposition
unter Ornamentteppichen verglast worden sein, die 1495 durch eine
vermutlich ebenfalls figürliche Fensterstiftung des Rats der Stadt Lüne-
burg ersetzt wurde. Aus diesen Gründen ist eine Herkunft des Scheiben-
fragments aus dem Westfenster wenig wahrscheinlich. Seine Abmessun-
 
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