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Becksmann, Rüdiger; Korn, Ulf-Dietrich
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Lüneburg und den Heideklöstern — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 7,2: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 1992

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.52868#0212

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KÖRKAMMER

12?

robustius (sinngemäß übersetzt etwa: Jedes Übel kann im Ent-
stehen leicht unterdrückt werden, erstarkt aber meist durch Be-
strafung) 126.
Erhaltung: Eines der am besten erhaltenen Bildnisse. In der Figur
wie im Spruchband ist nur jeweils eine Scherbe erneuert. Wappen
geringfügig ausgebessert. Teile des Fliesenbodens und des Vor-
hangs alt, Rahmenarchitektur jedoch vollständig erneuert.
Ikonographie, Farbigkeit: Der durch sein Wappen (in einem sil-
bern/rot gespaltenen Schild ein aus dem rechten Schildrand bre-
chender halber silberner Bär mit rotem Maul und roten Tatzen)
und einen eingerollten lateinischen Text in seiner Linken als
worthaltender Bürgermeister des Jahres 1490/91 ausgewiesene
Cord Lange trägt über einem schwarzen Gewand mit weißem
Pelzbesatz einen entsprechend verbrämten schwarzen Mantel;
Strümpfe und Schuhe bis auf die weißen Umschläge und Nähte
ebenfalls schwarz. Inkarnat hellrosabraun, Haare weiß. Spruch-
band ebenfalls weiß mit silbergelben Anfangsversalien. Fliesen-
boden mattgelb, Vorhang rosa- bis purpurviolett mit blauen und
grünen Fransen. Rahmenarchitektur einschließlich Sockel weiß.
Oidtmann 735/06, 735/15, 17 (Details); CVMA NI 720, 723
(Detail)
ic BÜRGERMEISTER NIKOLAUS SANCKENSTEDE
Fig. 41, Abb. 137
Vor 1943 in 1 a.
Der 1493 verstorbene Nikolaus Sanckenstede entstammt wie die
meisten Ratsmitglieder einer Lüneburger Sülfmeisterfamilie und
war bereits 1467 zum Bürgermeister gewählt worden. Nach dem
worthaltenden Bürgermeister in 1 b war er somit der Dienstälte-
ste und dürfte daher seinen ursprünglichen Platz an dessen linker
Seite in 1 c gehabt haben127.
Inschrift: Auf dem Spruchband in gotischen Minuskeln: Funda-
me(n)tum • enim • est ■perpetue cow(un)ionis et-fame iusticia sine-
qua-nichel potest • esse • laudabile (sinngemäß übersetzt etwa:
Grundlage einer beständigen Gemeinschaft und eines guten Ru-
fes ist auf jeden Fall die Gerechtigkeit, ohne die nichts lobens-
wert sein kann).
Erhaltung: Relativ gut. Allerdings hat Horn 1853 in der Figur
Kopf und Hände sowie große Teile der Inschrift — offensichtlich
zuverlässig — erneuert. Wappen und Fliesenboden sind unberührt
geblieben. Rahmenarchitektur einschließlich Sockel wiederum
vollständig erneuert.
Ikonographie, Farbigkeit: Der in der Rangfolge der vier Bürger-
meister an zweiter Stelle stehende Nikolaus Sanckenstede (Wap-
pen wie 1 a) trägt einen roten Rock mit weißem Pelzsaum und
einen entsprechend gesäumten und gefütterten Mantel; Strümpfe
rosaviolett, Schuhe schwarz. Spruchband weiß mit silbergelben
Anfangsversalien. Fliesenboden mattgelb, Vorhang grün mit

blauen, weißen und rosavioletten Fransen. Rahmenarchitektur
wiederum weiß.
Oidtmann 735/04; CVMA NI 721
id BÜRGERMEISTER JAKOB SCHOMAKER
Fig. 41, Abb. 138
Der seit 1465 mit Gesche Springintgut, vermutlich einer Tochter
des 1455 im Kerker verstorbenen, jedoch erst 1463 beigesetzten
Bürgermeisters Johann Springintgut, verheiratete Jakob
Schomaker gehörte wie Nikolaus Sanckenstede bereits 1461 als
Bürger zu den Gründungsmitgliedern der societas domicellorum
und war 1491—1525 Bürgermeister128.
Inschrift: Auf dem Spruchband in gotischen Minuskeln: .Vai-adi-
\d.sci-vera(m) ■ »sticie■ gloriam ... officiis (wegen der Fehlstelle
am Ende ist der Sinngehalt des Spruches einstweilen nicht zu
erfassen129.
Erhaltung: Die umfangreichen Ergänzungen Horns beeinträchti-
gen vor allem die Figur (Kopf und Hände sowie drei große
Stücke im Mantel sind neu) und das Spruchband, dessen Lesung
nicht mehr eindeutig möglich ist. Intakt erhalten sind das Wap-
pen, Teile des Vorhangs und der Fliesenboden, vollständig er-
gänzt dagegen wie bei allen anderen Bildnissen die Rahmenarchi-
tektur.
Ikonographie, Farbigkeit: Der durch sein Wappen (in silbern/blau
geteiltem Schild oben ein abgeschnittener schwarzer Bärenkopf
mit silbernem Halsband) als der im Jahre 1491 neu zum Bürger-
meister gewählte Jakob Schomaker zu Identifizierende ist ganz
in Rot gekleidet. Rock und Mantel sind jedoch wie bei seinen
Amtskollegen mit weißem Fell gesäumt, der Mantel entspre-
chend gefüttert, die Schuhe schwarz abgedeckt. Spruchband
weiß mit silbergelben Anfangsversalien. Fliesenboden mattgelb,
Vorhang blau mit grünen, weißen und rosavioletten Fransen.
Rahmenarchitektur einschließlich Sockel weiß.
Oidtmann 735/02; CVMA NI 722
126 Auf dem ergänzten Stück am Ende des Spruchbandes steht noch
folgender Vermerk des Restaurators: 1 Stück ergänzt neu verbleit 1955
H. Mühlenbein, Hannover.
127 Zur Person des Dargestellten vgl. wiederum W. Reinecke, 1933,
S. 312, 377, H.-J. v. Witzendorff (s. Anm. 117), 1952, S. 100, und
I. Stahl (s. Anm. 117), 1987, S. 170.
128 Vgl. hierzu nochmals W. Reinecke, 1933, S. 283, 377, H. J. v. Wit-
zendorff (s. Anm. 117), 1952, S. 113, und I. Stahl (s. Anm. 117),
1987, S. 172.
129 W. Reinecke, 1925, S. 72, las ve(n)ia statt vera(m) und übersetzte
daher wenig überzeugend: Für das Seine Verzeihung zu erlangen, macht
für den Hüter der Gerechtigkeit den Ehrgeiz bei seinen Amtshandlungen
aus.
 
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