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Becksmann, Rüdiger; Korn, Ulf-Dietrich
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Lüneburg und den Heideklöstern — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 7,2: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 1992

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https://doi.org/10.11588/diglit.52868#0262

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KREUZGANG • SÜDFLÜGEL

weißen Schaft eines Pfeiles. Krone wie die über die Schulter
fallenden, geflochtenen Haare gelb, Kopf hellrosaviolett, Hände
hingegen weiß, Nimbus rot.
Technik, Stil, Datierung: Nach den weichen Formen der Mantel-
partien mit den s-förmig geschlungenen Säumen, dem Kreismu-
ster des Mantelfutters, den spitz ausgezogenen, schematisch ge-
zeichneten Fingern sowie der Haartracht und Gesichtszeichnung
der Gefährtinnen gehörte die Scheibe zum ältesten Bestand der
Fensterreihe des Nordflügels und dürfte zusammen mit dem Ver-
klärungsfenster (Abb. 139) und der Scheibe der Hl. Brigida
(Abb. 157) zwischen 1412 und 1430 in der gleichen Lüneburger
Werkstatt entstanden sein.
In ihrer feingestrichelten, kupferstichartigen Zeichnung weichen
die erhaltenen Scherben des Kopfes von den übrigen Teilen je-
doch entschieden ab und stimmen hierin mit den Scheiben des
Apostel- und Heiligenzyklus des frühen 16. Jh. im Ost- und
Westflügel des Kreuzgangs überein. Offensichtlich handelt es
sich hier um eine sorgfältig ausgeführte Ergänzung der Zeit
um 1500/1520. Die stark zur Seite ausschwingenden Haarsträh-
nen dürften jedoch charakteristische Züge des Originalkopfes
widerspiegeln.
CVMA B 1374; Farbdiapositiv (1942/43)
HL. PETRUS Taf. XVIII c, Abb. 167, 274, 279
Figurenfragment. H. ca. 57 cm. B. 40,5 cm.
Bis 1945 in Kreuzgangfenster ost III, 2 a.
Erhaltung: Die von blanken Rauten umgebene Halbflgur war
vorzüglich erhalten gewesen; Horn hatte 1850/51 nur einige we-
nige Gewandstücke am unteren Scheibenrand ergänzt. 1945
wurde die Scheibe durch Luftdruck zerstört und nicht wieder-
hergestellt; bis auf wenige Scherben verloren sind die Schulter-
partie mit Buch sowie ein Stück des Nimbus.
Ikonographie: Schlüssel und Buch sowie der kurze, gekräuselte
Bart weisen den Dargestellten als Petrus aus.
Komposition, Farbigkeit: Über einem damaszierten blauen Ge-
wand mit rotem Gürtel trägt der nach rechts gewendete Petrus
einen weißen, silbergelb gesäumten Mantel mit purpurviolettem
Futter, der auf der linken Schulter geknöpft war, in der Linken
das aufgeschlagene Buch, in der Rechten den dunkelgelben
Schlüssel haltend. Inkarnat hellrosaviolett, Nimbus grün.
Technik, Stil, Datierung: Da die Zugehörigkeit der verlorenen
Scheibe zu dem Apostel- und Heiligenzyklus im Ost- und West-
flügel des Kreuzgangs bzw. aus den Westfenstern des Remters
evident ist, sei hierfür auf S. 15 3—15 5 verwiesen.
CVMA B 1372E, Farbdiapositiv (1942/43)
APOSTEL SIMON Taf. XVa
Figurenfragment. H. ca. 83 cm, B. ca. 56 cm.

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Ehemals in Kreuzgangfenster west III, i/za.
Erhaltung: Bis 1945 anscheinend sehr gut; lediglich an den Hän-
den rückseitig verwittert. 1850/51 hatte Horn allerdings das Sä-
geblatt und drei Stücke des Mantelfutters am unteren Rand er-
gänzt. 1945 durch Luftdruck nahezu restlos zerstört.
Ikonographie: Die Säge ist das übliche Attribut des Apostels.
Komposition, Farbigkeit: Der Heilige stand nach rechts zu Judas
Thaddäus (Abb. 168) gewendet. Im hoch angewinkelten Arm
trug er das offene Buch, mit der abgestreckten rechten Hand
hielt er die Baumsäge schräg vor sich. Durch den Gürtel war
vor dem Leib ein Zipfel des Mantels geschlungen.
Folgende Farbgebung ist für seine Figur überliefert: Tunika rot
mit rotviolettem (?) Gürtel, Mantel weiß mit silbergelbem Saum
und blauviolettem Futter. Inkarnat, Haupthaar und Bart rosavio-
lett, Nimbus grün. Buch schwarz mit Silbergelb an Schnitt und
Deckelnägeln, Säge weiß mit dunkelgelbem Griff.
Technik, Stil, Datierung: Nach ihrem technischen und stilistischen
Erscheinungsbild gehörten die verlorenen Scheiben eindeutig
zu dem Apostel- und Heiligenzyklus, der zwischen 1505 und
1525 von einer lüneburgischen Werkstatt ausgeführt worden war
(s. S. 153-155).
Farbdiapositiv (1942/43)
APOSTEL JUDAS THADDÄUS Taf. XVb
Maße nicht überliefert.
Ehemals in einem Fenster der Westwand des Remters. Vgl.
hierzu S. 15 2 f.
Erhaltung: Bis auf ein Stück des Mantelfutters, das Horn 1850/51
ergänzt hatte, war die 1945 zerstörte Figur anscheinend sehr
gut erhalten gewesen. Lediglich der Nimbus war durch ausge-
dehnten Lochfraß beeinträchtigt.
Ikonographie: Sflie. Judas Thaddäus in west III, i/zb (Abb. 168)
ohne Besonderheiten.
Komposition, Farbigkeit: Die nach links gewendete Figur hielt
in der abgestreckten rechten Hand die knorrige Keule, in der
linken ein offenes Buch.
Folgende Farbgebung ist überliefert: Tunika blau mit grünem
Gürtel, Mantel weiß mit silbergelbem Saum und rotviolettem
Futter, grünem Schulterkragen und gelber Schließe. Inkarnat
hellrosaviolett, nahezu weiß. Buch schwarz mit silbergelben Nä-
geln auf dem Rückdeckel, Seiten und Schnitt silbergelb. Keule
grün.
Technik, Stil, Datierung: Die technischen und stilistischen Details
stimmten mit den Scheiben des Apostel- und Heiligenzyklus in
den Fenstern des Ost- und Westflügels des Kreuzgangs (s.
S. 15 3—15 5) überein, die verlorenen Scheiben dürften also gleich-
zeitig in derselben Lüneburger Werkstatt entstanden sein.
Farbdiapositiv (1942/43)
 
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