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Becksmann, Rüdiger; Korn, Ulf-Dietrich
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Lüneburg und den Heideklöstern — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 7,2: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 1992

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https://doi.org/10.11588/diglit.52868#0264

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ANHANG • SCHERBENBESTÄNDE

167
7. Vereinzelte Stücke von Baldachinarchitekturen mit purpurvioletten Gewölben, gelben Wasserschlägen und symme-
trisch zugeschnittenen Partien eines Maßwerkfrieses (Abb. 269).
8. Zwei schräge Stücke eines weißen Baldachingeschosses, die einen gelben Zinnenturm einschließen (Abb. 270 oben);
zwei spiegelbildlich angeordnete Partien von weißen Rundtürmen mit Zinnenkränzen, die vorn mit purpurvioletten
und seitlich mit blauen, über Eck gestellten Türmchen besetzt sind. Links und rechts fügten sich weitere weiße
Türme an. Aus den eingezogenen Turmspitzen wachsen gedrehte Säulenschäfte; einer trägt ein purpurviolettes Türm-
chen (Abb. 270 unten).
9. Vereinzelte Bruchstücke von weißen, durchfensterten Türmen oder Baldachingeschossen, teils dreiseitig gebrochen,
teils gerundet, dabei eine dreiseitige, ausladende Gesimspartie mit begleitenden Säulchen und ein Säulenbündel
(Abb. 271).
10. Reste eines weißen, dreiseitigen Baldachingeschosses, dessen Mittelteil wiederum dreiseitig vorgewölbt gedacht
ist und hier über jeder Seite ein Giebelchen trägt. Die Fensterleibungen sind silbergelb gefärbt. Links schließt sich
ein roter Zinnenturm an (Abb. 272 oben). — Vor weißem, dreiseitigem Turmgeschoß obere Teile eines gelben Wimpergs
mit Kreuzblume, begleitet von blauen Fialenhelmen mit Schuppendach und Krabben, außen eingefaßt von dreiseitigen,
weißen Türmen, die gelbe Dreiergruppen von Fialenhelmen tragen. Die linke blaue Kreuzblume ist neben purpurviolet-
tem Grund im Bleinetz des 19. Jh. erhalten (Abb. 272 unten).
11. Zwei symmetrische Gruppen mit weißen Zinnenkränzen runder Türme, aus denen weiße, geschuppte Turmspitzen
mit Kreuzblumen wachsen. Die Zinnenkränze sind mit gelben und hellblauen Türmchen besetzt; rechts und links
schließen sich schräge Baldachinteile an (Abb. 276).
12. Vereinzelte Architekturteile mit Gesimsen, Sockeln, Fragmenten von Turmgeschossen und geschuppten Dachflä-
chen (Abb. 278).
13. Einzelstücke ohne Bemalung: roter, purpurvioletter und weißer Grund (ohne Abb.).
2. Fragmente von figürlichen Scheiben aus dem Nordflügel des Kreuzgangs
Der Bestand an Resten figürlicher Scheiben aus dem ersten Drittel des 15. Jh. (Abb. 277, 280) ist — dem geringen
Anteil an erhaltenen Scheiben entsprechend — klein; sie lassen sich auch kaum den in situ erhaltenen Feldern zuordnen,
so drei purpurviolette Gewandstücke und das große Stück eines blauen Sensenblattes, das auf der Fläche mit einem
kleinen Vierpaß markiert ist. Die Sense erscheint als Attribut der Hl. Notburga von Rattenberg; da sie aber ausschließ-
lich in Tirol, Bayern und Österreich verehrt wurde, ist ihre Darstellung in Niederdeutschland unwahrscheinlich;
eher wäre an den Hl. Rumbolt (Rombaut) von Mecheln zu denken, der als Marterwerkzeug die Sense führt (LCI
VIII, 1976, Sp. 73, 292).
Die zwei Engelsflügel sind ohne Zweifel ein weiterer Rest der Darstellung des Erzengels Raphael in Fenster nord
IV (s. S. 147h; Abb. 153). Da sich im Scherbenbestand auch ein von Horn 1850/51 ergänztes Stück eines im Maßstab
passenden Flügels gefunden hat, ist zu vermuten, daß die Engelsdarstellung zu seiner Zeit noch vorhanden war.
Die Hand mit dem anschließenden Mantelstück entspricht in Stil und Charakter völlig den Händen der Hl. Brigida
(s. S. 144h; Abb. 157). Das Bruchstück könnte somit zu dem isolierten Kopf der Hl. Scholastika (s. S. 147; Abb. 158)
gehören.
3. Fragmente von Glasgemälden des frühen 16. Jahrhunderts
Auch in dem nach Umfang und Zahl kleinen Scherbenbestand des frühen 16. Jh. aus den Fenstern der übrigen
Kreuzgangflügel sowie den Westfenstern des Remters (Abb. 273, 280) lassen sich nur wenige sicher bestimmen:
1. Das Fragment mit Hand, Stab und Glocke gehört zur Darstellung des Hl. Antonius in Fenster ost IV, ebenso
vielleicht das umwickelte Bündel von Ästen (?), das sich als Teil der Fackel dieses Heiligen deuten läßt (Abb. 273).
2. Das Bruchstück einer mit »M« gemarkten Messerklinge ist dem Attribut des Klosterpatrons Bartholomäus im
gleichen Fenster zuzuweisen (Abb. 280 unten links).
 
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