Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext


_ „Volksbote" Heidelberg. Anzeigenpreis : Die





Der Zeiche Poſtsbote. §t;Heint zweinal | . Preis vierteljährlich durch den Briefträger
ürtg; Hahnhofiteaßecb Teicoramincehe. + Hadiſcher Yolbsbote. — Wacht am Rhein. & satte gte duts) uheee Boie! jr heist

ßdegeſpaltene Petitzeile 10 Pfg. holt s0 Pfg. Poſtzeitungsliſte Nr. 19642.













_ NR 64. : Heidelberg, Mittwoch den 11. Auguſt 1892. S. Jahrgang.

: Das deutſche Kaiſerpaar in Rußland. | fuhr der „Hohenzollern“ am weitesten entgegen. Leb- Kurz nach dem Toaſt des Zaren erhob Kaiſer

| Am 5. Juli iſt der Kaiſer und die Kaiſerin oon | hafte Jubelrufe der Deutschen von Petersburg und | Wi l hel m sein Glas zu folgendem Trinkſprueh:
Kiel aus mit der „Hohenzollern“ nach Peters- der deutschen Deputationen aus dem ruſsiſchen Reiche „Ew. Majestät danke Ich aus warmem Herze.

burg abgefahren und daſelbſt am 7. Auguſt einge- | begrüßten zu rst das deutsche Kaiserpaar. Als der | zugleich Namens Ihrer Majestät der Kaiserin, füun.

. troffen. Die „Hamburger Nachr.", welche Fürſt B i s- Kaiser auf der Kommandobrücke sichtbar wurde, er- | den uns zu Teil gewordenen so herzlichen und grole.

ma rck gewöhnlich zur Veröffentlichung seiner Ansichten | tönte von dem nächstgelegenen ruſſiſchen Schiffe die | artigen Empfang, und für die gnädigen Worte, wo-
benutzt, schreiben über die Reiſen folgendermaßen: „Jn deutsche Hymne und Kanonendonner. Die „Hohen- | mit Ew. Majestät uns so liebevoll willkommen ge-

. der Begleitung des deutschen Kaiſers befinden sich der zollern“, die Kaisersſtandarte im Großtop, die ruſſiſche | heißen. Zugleich möchte Ich insbesondere den tiefge-





Reichskanzler und der stellvertretende Staatssekretär | Flagge im Vordersteveu und die deutſche Flagge im | fühltesſten und freudigsſten Dank Ew. Majestät zu
des deutschen Auswärtigen Amtes. Demnach ist an-

: zunehmen, daß politiſche Besſprechuogen stattfinden, Kriegsschiffe. Kanonenschüsſe kündigten nunmehr die | Auszeichnung, womit Ew. Majestät die Güte hatten,

t- nehmen an, daß die Besprechungen, welche jetzt zwiſchen Die Begrüßnng lvar eine ſehr herzliche, und der

ähnlich denen, die beim Besuche des Kaisers von Oeſter. | von Peterhof her erfolgende Anf a hr t der ru ssi- | Mich zu bedenken, durch die Einreihung in Ew. Maje-

Hinterſteven, passierte langſam die Reihe der ruſſiſchen | Füßen legen für die erneute, Mich so überraſchale.

reich, der ebenfalls in Begleitung seiner Minister nach ſc<hen Kaiſseryacht „Alerandria" mit dem | stät glorreiche Flotte. Es iſt dies eine besondnre..ÔÖÔÚ

Rußland ging, erfolgt sind. Damals wurde ofsiziös Zarenpaar an. Die ,Alexandria‘“ ankerte in der | Ehrung, die Ich in ihrer voller Ausdehnung zu schätzen

von Wien aus erklärt, die Verhandlungen hätten sich | Nähe der „Hohenzollern“. Das Zarenpaar, gefolgt | weiß, welche auch meine Marine in besonderer Weiſen.
auf Angelegenheiten bezogen, die nur für Rußland | von dem Großfürsten Alexis und dem deutſchen | mit ausgezeichnet. Ich erblicke in der Ernennung zum
einerseits und Oesterreich andererseits Interesse hätten, Botschafter Radolin, ſchiffte sich sodann nach der | ruſsiſchen Admiral nicht nur eine Ehrung meiner

sodaß Deutschland dabei nicht beteiligt ſei. Wir „Hohenzollern ein. Person, sondern einen Beweis für die Fortdauer unſerer

begründeten Beziehungen zwiſchen unseren beiden

ftajjer und Kaijer, reſp. Foiſchen ihren Miniſtern ſtatt“ ] Zar überraſchte den Kaiſer Wilzelm uit der Er- Reichen Ew. Majestät unerſchütterlicher Entschluß

finden werden, eine Ergänzung der rusſisch-österreichi- | j ¿n nung zum Admiral der russischen Flotte.

_ werden. Spezifisch deutſche Interessen im Orient, die Peterhof auf der Zarenyacht „Alexandria“, die neben

_ nisſſes zwiſchen Deutſchland und Frankreich uicht außer- Trinkſpruch in französischer Sprache, der in der Üeber-

cen Verständigung nach der deutschen Seite hin bildeu | Hei der darauf erfolgenden gemeinſamen Fahrt nach findet auch in mir den freudigſten Widerhall. So

einer Vereinbarung mit Rußland bedürſten, gibt es | Her Zarenflagge die deutſche Kaiſerflagge gehißt hatte, n R ve ULUO §rches. e, dert

traditionellen, innigen, auf unerſchütterlichker Ba ſſs.

nach wie vor Jhrem Volke den Fr i ed en zu erhalenn.

werden wir miteinander, die gleichen Bahnen.

im Orient zwar nicht; Deutſchland kommt dort ledig- | purde die L Scke Lacite gcfstkt. UUh Fre ütqrbeeg rz o Uh ru tu “

ch. als europäiſche Großmacht im Allgemeinen und fand Cercle statt, wobei der Zar den Reichskanzler zu leiten. Vertrauensvoll kann man das Gelöb$nnin.

Fri e densinteresſent im Speziellen in Betracht, wenig- | Z o h en l o he und v. Bü l o w in ein längeres Ge-
stens so weit es ſich um rein politische nicht um handels-
politische Dinge handelt; aber sehr bald nach dem | wache begrüßte Kaiſer Wilhelm diese in russischer

Deutschen Kaiſer wird der Präsident der französischen | Sprache, worauf die Antwort entgegentönte : ,„Der
: Republik als Gast des Zaren in Petersburg eintreffen, Herr gebe Dir langes Leben!“ Der Kaiser richtete
und damit iſt die Bedeutung, welche den bevorſtehenden

erneut in Ew. Mäjeſtät Hände legen + dabei ſteht,

den Fried en zu erhalten, mit ganzer Kraft zur

deutſch-ruſſiſchen Besprechungen innewohnen könnte, | Familienfrühstück begab sich das deutsche Kaiſerpaar uztrſUr ug p. un Ip ergtrrihs. uſer

ſpräch zog. Bei Abſchreiten der Front der Ehren- | das weiß ich, mein ganzes Volk hinter mir ~~, daß .
ich Ew. Majeſtät bei dem großen Werke, den VÜkeem

; Seite stehen und Ew. Majestät meine kräftigſte_ i
auch Worte an einzelne Mannschaften. Nach dem Unterſtütz ung auch gegen Jeden angedeihen lassen.

N.. Co’ E SS SS pa 59 .

Usortratier. wie ur fe in Ufer rt! hace pues c deR Gal de" p g erpof hielt der | Die legten Worte ſprach der Kaiſer rufſiſch.



halb jeder Möglichkeit, namentlich soweit der Gegen- | setzung lautet : Rußland dazu beitragen, den Frieden der Well aeIh.
_ Hatz Rußlands gegen England im Orient in Frage : z .. ferner zu erhalten.
kommt. Wir warten ab, was der offiziöſe Telegraph „Die Gegenwart Eurer Majeſtät und Ihrer .
über den Verlauf des Beſuches melden wird, und be- | Majeslät der Kaiserin und Königin nnter uns erfüllt | . «s MI „.;
grüßen den letzteren inzwischen als erfreuliches Zeichen | mich mit sehr lebhafter Befriedigung. Ich spreche ., Deutſches Reich.
für den Fortbeſtand g uter Beziehung en zwis ch en | Ihnen dafür meinen aufrichtigen Dank aus. Diese * Poftaliſch-Militärdisziplinariſches. In

Berlin und Petersburg, die wir als die wich- | neue Bekundung der traditionellen Bande, welche uns | Darmstadt hat, der ,Deutſch. Poſtztg." zufolge, der

[ 3 igſte H eptolss: unserer geſamten auswärtigen Politik | einigen, und der gu“ en Beziehungen, welche | Poſtrat Mannick den Mitgliedern des Poſtaſſiſtenten- .
. .. dbetraechten.' ;

| zwiſchen unsern beiden Reichen so glücklich bestehen, iſt | verbands, die auf der Oberpoftdirektion beschäftigt

Möge die Reiſe des Deutschen Kaiſerpaares nach |

Ueber Ankunft und Empfang des Deutschen | zugleich eine kostbare Garantie für die Aufrechterhal- | waren, eröffnet, daß sie ſämtlich binnen Kurzem ven. .

Herrſcherpaares in St. Petersburg wird Folgendes | tung des a ll ge meinen Fri ed ens, welcher den | setzt würden, wenn sie nicht aus dem Verbande aus-

_ HHherichtet. Am 7. Aug. Vormittags 11'/4 Uhr begrüßten | Gegenstand unsrer beharrlichen Anstrengungen und | scheiden würden; denn, so sagte der Herr Poſtrat,
_ Kanonensſalven die an der Spitze des prächtigen Ge- | unſrer wärmsten Wünſche bildet. Ich trinke auf die | „Leute, welche dem Verbande angehören, sind nicht

ſ<waders in die Bucht einlaufende „Ho h enzoller n"

Gesundheit Seiner Majestät des Kaiſers und Königs | würdig, in diesen Vertrauensftellungen bei der Ober- .

von deren Bord das „Heil Dir im Siegeskranz“" er- | Wilhelm und der Kaiserin und Königin und ihrer | Poſtdirektion belassen zu werden." Sofort wurrdſen.

tönte. Der Dampfer der deutſch en Kolonie | ganzen erhabenen Famlie.' denn auch drei Mitglieder versezt, unter denen sich



ill for j änderung, die mit ihm vorgegangen war. Sie sah | seinem Regimente geschehen konnte. Der Vater konnte
Zeuiteton. fi >the u cuz ftenzer Lruutuars. zur e- ]" a’ et priſt: fi auf fw iellſc Nec Matter



"' Der Eine und der Andere. wie unter der. guten Pflege sein junger Körper sich | um sie zu erhalten, mochte ſie wohl hin und wieder
. . : raſch und kräftig entwickelte. nachſichlig ein Auge zudrücken. Davon aber wollte
_ Erzählung von Hans Warring. Dies eine Jahr in der Mühle hatte ihn um | Martin nichts wissen. Jedem, auch dem kleinsten

t : (Nachdruck verboten.) | Jher er war breitschulterig und ſchlank, gewandt und | seinem scharfen Auge konnte keine Heimlichkeit bestehen.
_ Jnm den hellen Fenstern des Wohnhauſes blitzten | leicht in jeder Bewegung, und der Ansatz zu einem | Es gab Aerger und Widersetzllichkeit mit den Leuten,

die ihren großstädtischen Ursprung verrieten. Sie sah, | Ruhe und Friede im Haus ging ihr über alles,. um ;

Jahre gereift. Er war nicht ſo groß wie Martin, | Versehen, folgte die Rüge auf dem Fuße, uw ve

Lichter auf, auch oben, in der diesſeitigen Giebelſtube | Bärtchen auf der Lippe stand ihm besonders | ſselbſt die alte Christine, ein Erbſtück von Andreaen.

wurde es hell. Zwei Geſtalten erkennt er darin : den | gut. Sein Aeußeres hatte ſich verändert, aber inner- | Jugendzeit her, sprach von ungerechtem Placken und

Ohm und den Bruder. Er ſieht sie deutlich, denn | lich war er der liebe, offene anſchmiegende Junge ge- | Hudeln und wollte den Dienst verlassen. Marianne,

ſie stehen zwiſchen dem Fenster und dem Lichte. Er | blieben, der er gewesen war. Mißtrauiſch und angst- | die an der der Alten hing, hatte Mühe sie zu be-
sieht, wie der Müller dem Burschen beide Hände auf | voll sſpähte ‘die Mutter nach einer Veränderung in | ſänftigen.

die Schultern legt, wie er zu ihm spricht, wie Rudolf | seinem Wesen, die ihr eine Heimlichkeit verriete, irgend „Von dem Andrees hat er das nicht, der greift

_ nach der Hand des Mannes greift. „Ja, der verſteht | Etwas, dessen er sich vor der Mutter zu schämen | lieber selbst zu, als daß er viele Worte macht,“ sagen.

es!“ ſagte er bitter vor sich hin. Und dann ersſchrickt | hatte. Aber nichts entdeckte ſie, ~ Gott sei gedankt! | Marianne zu ſich. „Und von mir erſt recht nicht,
er über das Gefühl, das ihn plötzlich überkommt. Er | er blickte ihr ebenſo offen und unbefangen ins Auge, | mir sind die Dienstleute von Kindheit an wie meines-

wendet sich, + und raſch, wie auf der Flucht, läuft | wie früher, sein Lachen war kindlich und lustig und | gleichen erschienen. Aber die reiche Müllerin soll eine

er den Weg zurück, den er gekommen ist. seine Späße harmlos wie die eines Kindes. ſcharfe Herrin gewesen sein, –~ von ihr hat er es —
_ Rudolf bewies ſich als treuer Sohn, er kam faſt „Er hat Wort gehalten, –~ er hal ihn mir be- | er iſt gewiß der Sohn aus der Mühle!“ Und un-
täglich von der Mühle herüber, oft zu Fuß, aber öfter | hütet,“ dachte Marianne. „Er ist doch ein guter | gerechter Weiſe genoß ihr Rudolf Sohnesrechte da-

_ noch in einem zierlichen, kleinen Wägelchen, mit einem | Menſch, ~ der beſte Freund, den ich habeln. ſelbſt! Das beschwerte ihr Gewissen, sie verſuchte zu-
Paar mutiger Rappen beſpannt, die der junge Bursche Wieder war der Sommer herangekommen, der | erſt bei Andrees, dann beim Müller es durchzuſeteen.

ſelbſt lenkte. Aus allem, was er erzählte, ging hervor, | zweite, den Rudolf auf der Mühle verlebte. Die | daß wenigstens zeitweillg Martin davon nichts

daß er in der Mühle wie der Sohn des Hauſes ge- | beiden Milchbrüder waren jetzt achtzehn Jahre alt, | statt Rudolf in der Mühle wohne, aber beide wollten
halten wurde. Die Leute nannten ihn „junger Herr“, | beide tüchtig in ihrem Berufe. Martin war die rechte | wissen. t

und wie ein junger Herr, nicht wie ein angehender | Hand des Vaters, der in ſeiner stillen, wortkargen | „Warum ?" fragte Andrees. „Martin geht mir
Bauer ſah er aus, wenn er gewandt von seinem hohen | Weiſe viel auf ihn hiel. Vom frühen Morgen bis | besser zur Hand, und außerdem bin ich der Ueber.

_ JOSiy herabſprang. Die besorgte Muttex beobachtete | zum Abend war er thätig, überall hatte er seine | zeugung, daß er .hierher gehört, und nicht der
_ ihn bei dieſen Beſuchen ſcharf, ihr entging keine Ver- Augen, daß nicht leicht etwas Ungehöriges unter andere." |




 
Annotationen