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Preis vierteljährlich durch den Briefträer.

.. ht glu! sx! | .. fis
berg, Bahnhofltraßé s. Telegramm:Adreje:. <§ Padiſcher Yolksbote. – Wacht am Rhein. © hats‘ ober bub! unfere Voicsr is eitd:

Volksbote“. hriſelters ugrrurs: Die berg 1 Mk., von unserer Expedition abge-
zeile 10 Pfg. holt s0 Pfg. Poſtzeitungsliste Nr. 1964 a.

ô BG. Heidelberg, Mittwoch den 27. Oktober 18982n.. Ss. Iahrgzeanene.

Ein lettes Bort ft! and [!( zi! ? :14 1.0 «1gr§ F tu(! | hruztr. hats vattenerte. th ts yt der n

noch Gehäiter für Landwirtschaftslehrer etc. mit ein- | worden, fo sieht man, daß die Sache noh wit.
Wie sollen wir wählen? Wer darüber | begriffen ſinn. Wie kommt das ? Man kann das | ſchkimmer iſt, als es da geſchildert wird. .

noch unschlüssig ift, der leſe das Nachstehende. verstehen, wenn man hört, was ein nationalliberaler Ueberhaupt werden der antisemitischen D e ut \ h en
' Nur ein unabhängiger Mann und ein Anhänger | Bezirksrat aus Wiesloch gesagt hat: „D i e Bauern | Ref ormp a rtei von nationalliberaler Seite öffenen.
einer unabhängigen Partei kann die Rechte und | sin d s e l b ſ an ihr e m Unglück sch uld, s i e | lich und heimlich eine Anzahl Vorwürfe g emacht. ty
Interessen des Volkes wirklich warm und rückſichts. | ſin d nicht intelligent (h genug und | die vollständig unbegründet ſind. .
los vertreten, Die Nationalliberale Partei aber iſt | zu faul!!!“ i Die Antisemiten treten jederzeit ein für zen.
abhängig nach vielen Richtungen. Hohe Weamte Nur die Nationalliberalen sind (nach ihrer eigenen | ehrliche Arbeit. Sie haben gegen die Haudelsven..
ind es zumeist, welche die Führung haben, und Be- | Ansicht) „intelligent“ und „gebildetn. Darum wollen | träge gesprochen und gestimmt. Den Antiſemten.
amte sind von ihrer vorgeſezten Behörde, d. h. von | sie auch den Badiſchen Wählern das dir ekt e Wahl- | iſt es zu aller er ſ zu danken, der daß Getreide.
der Regierung, abhängig; sie werden daher auch oft | re < t ver wei ge rn. Der „Bauländer Bote“, ein | wuch er an der Börse abg eſchaff t iſet Den.
ſolchen Regierungsvorlagen, welche dem Volke ſchaden, | nationalliberaler Amtsverkündiger, ſprach es ja aus, | Antisemiten sind für a l le Gesetzesvorlagen einge- |
nicht energisch entgegentreten können, um dienſtlich | die Badiſchen Wähler seien noch n i < t münd ig (!) | treten, die dem L and wirt bessere Belohnung innen.

5-geſpaltene









keinen Nachteil zu leiden. .. für die direkte Wahl, es gebe zu viele Hal b s i mp e l, | mühsamen Arbeit gewähren sollten. ,

Die Nationalliberale Partei hat auch stets für G anz s imp el, Faulenzer, Tagedi ebe und Die Antisemiten treten für die ſehr bereeen.
Gehaltserhöhungen der höhe r en Beamten gestimmt, S < na p sl u mp e unter ihnen!!! ...e | tigten Forderungen der Handwerker und sonstigen Gen.
für die ni e der en Beamten und Lehrer hatte sie selten | Die Sozialdemokratie wird von den Nationallibe: | werbetreibenden und Kaufleute ein zum Schutze

etwas übrig gehabt. ; ralen nur als Popanz für ihre fr eih eit s fein d- | gegen die Auswucherung durch das unproo .
. Die Nationalliberale Partei iſt aber auch ab- lichen Bestrebungen angeführt. Die Wahrheit iſt, | dukti ve Groß kapit al. Insbeſondere bekämpfen.
hängig vom Hroßkapital, dem Großhandel und daß die Nationalliberalen ſürchten, daß ihre Partei | die Antisemiten das F il ia lunweſ en, die Kon.
der Großinduſtrie. Das haben sie durch ihre Ab- | bei der dire k ten Wahl ihre Macht verliert. Sagte | kurs- Ind uſtri e, die Schleuderwaren- und [
stimmung sowohl im Landtage wie im Reichstage be- | doch ihr Parteiführer Fieſer: „Die National- | Ramſschgeſch äfte. Sie verlangen ftrenge B e- ly §
wiesen, zum Schaden der kleineu Leute, die im | liberalen können doch den Ast nicht abſägen, | ſtrafung jeglicher unlauteren Konkurrenz. U)
Schweiße ihres Angesichtes ihr tägliches Brvt ver- | auf dem sie sigen." Eine d urchg r eifende Reform der Steuern
dienen. Ñ . Ein weiterer Beweis dafür, daß die National- | iſt ihr Ha up tziel. Sie wollen haben, daß die. V
Dem’ Laudwirt ganz besonders haben fie ge- | liberale Partei im Ernst nicht daran denkt, dem | sta ffelsör mig aufsteigende Einkommen- 2,2,
chadet durch Begünstigung der Han delsvert r äg e, | Volke das direkte Wahlrecht zu gewähren, ist die | ste ue r vollständig durchgeführt wird, derart, daß die 3%
durch Bekämpfung des Marg ar inegeſ et es, durch | Thatſache, daß diese Partei dem Sächsischen | Millionenkönige die Hauptla sten der Steuer
Bekämpfung des A n trags Kan itz, durch Bekämpfung | Volke, das die direkte Wahl besaß, dies direkte Wahl- | zu tragen haben, die kle in en Existenzen aber st e u er-
der Einfuhrsteuer für aus länd i sche n T abak, durch | recht r a ub en half, um das ,,ſch=lechtefte aller Wahl- fr ei bleiben. .
Begünstigung der Börſ e uſw. uſw. ; ſyſteme (wie es Fürſt Bismarck nannte), des Drei- Für den Arbe it erstand hat die antisemitische
Den kleinen ehrlichen Geschäftsmann, Handwerker | klaſſen-Wahlſyſtem dafür einzuführen. Genau das- | Partei stets ein warmes Herz gezeigt. Auch die In-
(Arbeitgeber wie Arbeitnehmer) haben die Liberalen ſeſbe Wahlrecht, welches die Nationalliberalen jetzt | duſtriearbeiter leiden unter der allgemeinen Preis-
faſt an den Rand des Ab grundes gebracht durch | einführen wollen, haben ihre Führer noch vor 3 Jahren | drückerei, wie sie namentlich von Iuden ins Werk
Förderung der Schleud er- Schund- und Sch an d- | als „gegen den Geiſt der Wadiſchen Ftaatsver- | gesezt iſt. Auch sie müßten daher den Kampf gegen
konk ur renz, hervorgerufen durch die von ihnen | faſſung gerichtet" und als „Verſchle<terung uno | das Judentum unterstütz en. Schwer zu leiden hat
eingeführte unbeschränkte Gewerbefreiheit. Sie haben | Herabdrücknng des Niveaus der Polksver1retung“" | der Arbeiter wie der Arbeitgeber unter den Lasten
auch den Ju den die bürgerliche Gleichberechtigung | bezeichnet. Sie haben sich damit ſelbſt ihr Urteil ge- | der Arbeiterversicherung. Die Antisemiten
mit den Deutschen verſchafft, welche diese dazu aus- | sprochen! ~ Fürſt Bismarck nannte die indirekte | erstreben nicht blos Vereinfachung des Beamten-
ti: Ut L.. | ! Pull LU" 2 fran t | LEG (zt. 17 Lzizg br vetchttwgt.
Die Nationalliberalen ſind eine Jud enpartei. denn | den Badischen Wählern ebenfalls von der N at i on al- Weise. daß die muse Einkommen ſtaffelmäßig a m
auch für die jetzigen Landtagswahlen haben sie in Karls- | liberalen Land ta gs me hr h e it geraubt worden. | me iſt en dazu herangezogen wrden. ,
ruhe und Mannheim Juden als ihre Partei k an- | Warum? ~ Der nat. lib. Kandidat im Wahlbezirk Alles dies iſt auch bei der Landtags w a h l
di d at en aufgesſtell. Die Nationalliberalen haben, | Wiesloch Herr Greif f, gab in öffentlicher Ver- | zu berücksichtigen, denn die Beschlüsse der einzelnen
wie die übrigen Liberalen, mit auf dem Gewissen den | sammlung ir. Kirchheim als Grund an, weil so viele | Landtage üben auch auf die Rei chsg esetzgeb ung
Sieg des Großkapitals über die redliche Arbeit. „Schweinereien" (!) vorher vorgekommen seien. | einen großen Druck aus. i
Was haben die Nationalliberalen im B adiſchen | Und doch iſt die Vetterles-Wirtſchaft und Ales, was die Antiſemiten öffentlich als Er-
Landtag gethan? Wie im Reichstag im Großen, so | die Ab h äng ig k eit der Gemeindebeamten von der | ſstrebenswert bezeichnet hatten, iſt auch durchs üh r bar;
haben ſie hier in kleinerem Kreise gewirtſchafte. Für | Regierung und der nationalliberalen Partei jetzt noch | gegenteilige Behauptung sind Lüge! ! :
den unuüten Hafenbau in Karlsruhe haben sie flott | viel größer geworden als sie vordem gewesen iſt! Die G egner der Antiſemiten können uns auch h.
2 Millionen bewilligt, während für die g a nz e | Wenn in einem nationalliberalen Flugblatt der anti- | nicht auf g er a d em Wege bekämpfen, daher wählen B d
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taqaüaazzanm qun uaja]1 a 41





. ] haben," sagte der Werkmeister, der ihm gegenübersſaß, | das Herz gewaltig an zu klopfen. Alte Erinnerungen
Fieuilleton. i „früher hatte er nichts Hochmütiges oder Großthueriſches | und neue Gefühle stürmten mächtig auf ihn ein, aber |
an sich. Und hier hätte er es bekommen können, wenn | er schritt mit festem, unbeirrtem Schritt dem Hauſe „g||



; er die Anlage dazu gehabt hätte. Der Herr hat ihm | zu, als gelte es, eine feindliche Poſition zu nehmen. ys
Der Eine und der Andere. jeden Wunsch erfüllt, den er ihm von den Augen hatte Drinnen vom Fenster aus war er bemerkt worden. G
Erzählung von Hans Warrin V shleſcs lupe Frau sprach kein Wort, sie war ein Fix 16tliher Surtt iss zh rte Fest. j§: M
(Nachdruck | djeti wenig rot wu q als ihr Mann den Namen Ru- es richt. Ste ftands ziiternd und ſtützte sich mit beiden
jule f dolfs genannt hatte. Jetzt wich das Blut langsam Händen auf das vor ihr ſtehende Nähtiſchchen.
| „Uebrigens, umsonst verlange ich es nicht," sprach | aus ihren Wangen, sie saß still und hob die Augen | Was war ihr nur geschehen ? Wie konnte sein An-
_ Martin zu Rudolf ,ich kann Gott sei dank zahlen, | nicht von ihrem Teller. blick so auf sie wirken? Herr Gott, daß er nur nichts
was die Sache wert ist." : ahnt, er und keiner! Selbftbeherrſchung ! Das Zittern



„Laß das, darüber können wir ja später sprechen." VI. zurückdrängen ! Die Thränen beherrſchen! Es klopgßten.
Damit war die erſte Begegnung der beiden vor- ; Er stand mit dem Hut in der Hand und lauſccten.
über. Beide nahmen die Ueberzengung mit, daß es An einem der nächsten Tage machte ſich Rudolf | Eine leiſe, atemlos klingende Stimme rief : Herzen.
der Verſchiedenheiten zu viele zwiſchen ihnen gäbe, um | auf den Weg nach der Mühle, die Mutter hatte ſchon | Und dann standen ſie sich gegenüber, er blaß bis in
leicht darüber hinweg zu kommen. vom erſten Tage an darauf gedrungen, sie meinte, der | die Lippen hinein, sie über und über erglühend.

„Mißtrauiſch, geizig, ſelbſtgefälllg und von un- | neuen Verwandten sei er dieſe Rücksicht schuldig, und | Beide aufs äußerſte kämpfend, ihre Erregung zu ver-
erträglicher Reizbarkeit," dachte Rudolf, als er ſich | ſie könnte sich verletzt fühlen, wenn er zu lange mit | bergen.
von Martin trennte. Und dieser hatte auch nicht | seinem Besuche zögere. Unterwegs hatte er Zeit, über „Liebe Schwägerin !“ ;
gerade wohlwollende Gedanken über den Bruder. das bevorſtehende Wiedersehen nachzudenken und ſich „Schwager Rudolf !“ j
„Ein rechthaberiſcher ſelbſtgefälliger Burſche, über- | ſein Venehmen vorzuzeichnen. „Mit den Gedanken Er konnte seine Stimme besser beherrſchen ſie
klug und in allen Sätteln gerecht! Na, er soll mir | und Plänen, die ich einst gehegt habe, ist es natürlich | klang wirklich fast unbefangen und fröhlich. Ihre
nur kommen, ich will ihm seinen Standpunkt ſc<hon | vorbei, muß es vorbei sein, wenn ich ein ehrlicher | Worte aber kamen leiſe und verhauchend über ihre
klar mache!" Mensch bleiben will. Aber gleichgültig oder fremd | Lippenn
Er kam in ziemlich übler Laune nach Hauſe und | darf ich ihr troß dem nicht gegenüberstehen. Sie darf Ihre Hände lagen in einander, so standen sie
machte beim Abendtiſche einige hämiſche Bemerkungen | nicht ahnen, wie es einmal um mich gestanden hat, | lange Zeit Auge in Auge. Aber sein Bild verſchwamm
über den Bruder, der noch immer seine Prinzenmanieren | nicht ahnen, was in mir vorging, als ich die Anzeige | vor ihren Blicken in einem zitternden Schein. Sie
nicht abgelegt hätte, troßdem er doch wohl einsehen | von ihrer Verlobung erhielt. Ich muß ihr unbefangen | entzog ihm ihre Hände und trat ein paar Schritte
müsse, daß der Schreinerhof nicht danach angethan | und brüderlich gegenübertreten, so unbefangen, wie sie | zurück.
sei, Prinzen groß zu ziehen." mir gewiß entgegenkommen wird.“. i (Fortsetzung folgt.)
„Dann muß ſich der junge Herr sehr verändert Als er auf den Mühlenhof kam, fing ihm doch










 
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