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; : ;Itt ; Feu Verlag und Leitung: Heidel-
dberg, Bahnhofstraße 9. Telegramm-Adresse:
_ Volksbote“" h lzelsers L' § : Die

„Deutsche Volksbote“ erſcheint zweimal

s-geſpaltene itzeile 10 Pfg.

+ Hadiſher Volksbote. ~ Waht am Rhein. 2-



Preis piettettähelich dureh den Briefträger
frei in's Haus gebracht Mk. 1.25, am Poſt-
ſhslter oder durch unfere Boten in Heidel-

le....



î wahlen in Baden. Der 27. Oktober soll entscheiden,
— tät der nationalliberalen Partei dulden, oder ob es

Mit friſchem Mute ist die Deuiſch-soziale Reform-
partei in den Wahlkampf eingetretene, in 2 Wahl-

_ in einem Wahkſlkreiſe heute ſchon als sicher bezeichnet
_ werden darf, trotz aller nationalliberalen Machenſchaften

hegen uns arbeitet. Mit Zittern fieht die einst so
mächtige nationalliberale Partei dem Augenblick ent-
gegen, wo die vielgeſchmählen Reformer den ehemals
. s! gewaltigen Rieſen zu Boden werfen werden.

wahrheiten jener Partei dem Volke als solche zu kenn-
î zeichnen. Unermüdliche Arbeit in den nächsten 10 Tagen

uns in unserm schweren Kampſe mit Geldmitteln unter-
î tügtzt, dieſelben reichen jedoch nicht aus und wenden wir
uns nochmals an alle unsere Freunde im Reiche mit
der herzlichen Bitte

. haber von Couponbüchern, mit dem Erjuchen, ſch'eunigst

in Mannheim H >, 1 abzulieſern.

: nahme der Verhandlungen wird in der gestern ver-
tagteu Beratung der Arbeiterfrage fortgefahren.

. trafen sich im Flur. Ein paar Augenblicke blieben
beide ſchweigend sich gegenüber stehen und blickten sich
_ fest in die Augen. Dann erhoben beide gleichzeitig
. die Hände ohne Druck, ~ kalt und gleichgültig.
y„Möchteſt du einen Augenblick bei mir eintreten,

. schaftlichen Angelegenheiten zu orientieren."
_ in Rudolfs Zimmer, Martin blieb an der Schwelle
. „kther: und blickte sich unn.

erschien wieder auf seinem Gesicht.
I. :); Figütcetfen gerefen. und züchte. es auch. jetzt

; hr f. t .

L X 84.

Parteigenoſſen!

; Wenige Tage trennen uns noch von den Landtags-





ob das badische Volk noch länger die bisherige Majori-

sein Geschick anderen Männern in die Hände legen will.
kreiſen wird dieſelbe wohl zum Siege gelangen, der |

und trotzdem die Regierungsmaschine mit Volldampf

Noch aber iſt der Sieg nicht unse:, es gilt noch
it den letzten Tagen die im Lande verbreiteten Un-

"| deshalb eine notwendige Pflicht.
Ö In dankenswerter Weiſe haben die Parteigenossen

!
. Spegiell in t gef urs! wir uns an die In-

Geiträge zu sſammelu und an den Kassier des Anti-
sséemitiſchen Wahlvereins, Her:n G. W. Haas

Geldspenden bittet man zu senden an Herrn
Privatmann F. Erhard, Gaisbergstraße 3 in
Heid eld eL ppett giebt, wer ſchnell gilt.
Der Vorſann.
.der Deutsch- sozialen Reformpartei

für Baden, die Rheinpfalz u. |

. : Elsaß- Lothringen.
J. A. : W. Köster -Heidelberg.

Der Tre Parteitag der deutſch-

lozialen Reformpartei.
Wige yb erich t). cut verboten.)

U: Uweitsr- Tag (Schluß) Nach Wiederauf-



Jenzen (Cottbus) : So lange der Arbeiter nicht

; wiedex zur nationalen Geſinnung zurückkehrt, haben |
...wir k:ine ZUR. weiter i!; ih; sorgen. Wir |

ein Redner befürchtete.

Heidelberg, Mittwoch den 20. Oktober 1897.

S. Jahrgang.



haben in Cottbus erfahren, wie die Arbeiter unter
Leitung von auswärtigen Streikhetzern ihre Koalitions-

freiheit miß br auch en. Auch ich bin für Einschränkung

dEn Heſchäftigung jugengendlicher Arbeiter in der
abri

W eber (Hamburg): Als Arbeitgeber halte ich
es für meine Pflicht, hier zu betonen, daß ich für
die Eutſchliekung Raab bin. Wenn mir unberech-
tigte Forderungen der Arbeiter vorgelegt werden, so
weise ich sie ſo scharf als möglich zurück. Herr
Raab und seine Freunde denken nicht daran, die vor-
geſchlagene Organisation so einzurichten, daß sie der
Sozialdemokratie zu Gute kommen, wie es gestern

Ueberzeugung kommen, daß wir + so weit es die
Verhältnisse uns erlauben ~ für ſie mit allen Kräften
eintreten. Treten Sie warm für die Interessen des
Mittelstandes ein, aber vergessen Sie auch nicht die
Arbeiter. Auf die Harmonie der beiderseitigen Jn-
tereſſen müssen wir hinarbeiten.

Jacobsen (Hamburg): Wenn wir nicht ein-
treten für die berechtigten Forderungen der Lohnar-

beiter, ſo werden wir sie nie zu nationalen Gliedern |J

unseres großen Deutschen Reiches erziehen. Ein Recht
auf Arbeit erkenne ich unbedingt an, denn eine Gesell-
ſchaft, die einen allen Arbeiter auf die Straße wirft
und ihn zum Bezuge von Armenunterſtützung zwingt,
iſt keine humane Einrichtung.

Fröhlich (Potsdam): Heute kann der Mittel-
stand keine Laſten mehr auf sich nehmen, wenn er nicht

zerrieben werden soll. Eine Aufbesserung der Lage

des Arbeiters iſt nicht möglich, wenn wir nicht zu

| gleicher Z eit den Mittelftand zu heben. Die Für-

sorge für den Arbeiter liegt also in der Erhaltung
des Mittelstandes.

S cha > (Hamburg): Ich hätte gehofit, daß unsere
Partei eine Säule gegen die Einfluſſe Stumm’s in
der Zukunft sein wird. Wenn ich den Antrag Raab
gehalten hätte, so würde ich in den Schlußſätzen noch
weiter nach links gegangen sein. Wir sind nicht in

| erſter Linie Mittelſtandspartei (Widerspruch), sondern

eine Partei, die allen Ständen helfen ſoll.
Falke (Charlottenburg): Ich habe einen Besitz

von uugefähr 100 Morgen bei Berlin, kann aber

heute keinen Arbeiter mehr bekommen, weil ich nicht
die Löhne zahlen kann, die die Großſtadt den Arbeiter
bietet. Er fährt auf Wochenkarte in die Stadt, und

unser Betrieb bringt nichts ein. Ich habe dazu über-

gehen müssen, meinen Grund und Boden mit. Kiefern
zu besamen. Gethan iſt ſchon so viel für die Arbei-

ter, daß der Mittelstand, der doch die Hauptk osten

trägt, bald darunter zuſammenbricht. (Beifall).

H eun (Frankfurt a. Main): Vir stehen nicht |_
in einem Gegensaß zu der Tendenz des Raab’ ſchen |_

Die Arbeiter müssen zu der

Antrages. Ich bin nicht Arbeitgeber, sondern ein

ansgeſprochener Arbeiterfreund. Unsere Aufgabe iſt

es, einen Weg zu finden, um uns von dem s ozi a l i-

ſti ſch en Denken ~ wenn ich mich so ausdrücken.

darf –~ freizum a <h en. Der Grundgedanke, der

uns alle einigt, iſt die Gegnerſchaft gegen die manhe.
ſterlichen, liberalen Anschauungen Das ,freie Spin

der Kräfte begünstigt die Üeberproduktion und
dadurch wieder die Arheitsl oſigke it.

Weule (Goslar): Unser Kampf iſt heute eigent-
lich ein Kampf gegen Windmühlen. Wir wollen ds
Wohl der Arbeiter ebenſo wie die Herren aus Ham-
burg, nur auf an d erem Wege. Ich hoffe, daß der

Weg nicht gegangen wtrd, den Herr Sch a > in ſêinem
Schlußsatze andeutete, denn den Weg würde ich nicht..
mitmachen. Wir wollen nicht durch eine U

Belaſtung des Mittelstandes ihn nun mit der Zeit in

das Proletoriat hinabdrücken. Ich stehe nicht aaf. .

dem ausgeprägten Unternehmer-Standpunkte, aber ich
bitte, die Raab'ſchen Anträge abzulehnen, weil wir

mit "ihnen Versprechungeu machen, die wir nie erfüllen

können. (Großer Beifall).
Das Schlußreferat sür seinen Antrag erhält Herr
R aa b (Hamburg): Wenn auf einer Seite das koa-

lierte (vereinigte) Unternehmertum und anf der anderen :
die organisierten Arbeiter stünden, so würde manher

Streik vermieden werden. Für die von mir vorge-

ſchlagenen Arbeiter-Ausſchüſse . führe ich den Fabriken. .
ten Freſe zu Berlin an, der sie praktiſch in seiner |
Fabrik eingeführt hat und nach seiner Behaurſuung nur.
da du rch konkurrenzfähig iſt. Wir können nicht die.
sogenannten „Streikhetzer“ ohne weiteres bestrafen..

denn es giebt "auch berechtigte Streiks, wie die

Vorgänge in der Berliner Ronfektionsbranche e

weiſen. – Nach längeren Ausführungen gegen einzelne

der Vorredner, sagt Herr Raab: Ich wünsche niche. .

daß wir heute den Parteitag als Sieger oder Besiegte
verlaſſen, und deshalb ziehe ich meine Entschließung

zu Gunsten des Antrages Dr. Lindström- Zimmermmum .
zurück. (Großer Beifall !)

Das Schlußwort erhält Herr Dr. L ind st r öm

(Goslar): Wir ſind nicht allein Vertreter des Mitten.
ſtandes, sondern die Vertreter der g anzen deu.
Die Ausführungen ds.

ſ< en Arbeit. (Beifall).
Herrn Raab haben gezeigt, daß es wohl Meinungsver-

ſchiedenheiten, aber keine Gegensätz e in doe

Partei giebt. Wir haben keinen linken oder rechten
Flügel, sondern nur Männer, die auf dem Boden des
Programms ſtehen. Nehmen Sie deshalb zum Wohl
der geſamten Arbeit unseren Vermittlungs- Antrag an.
(Großer Beifall.) i
Herr Raab beantragt nunmehr.

„Den Parteivereinen und Parteimitgliedern wird





Feuilketon.



Der Eine und der Andere. :

Erzählung von Hans Warring. 1
(Nachdruck verboten.)

s: Noch am L Tage kam Martin herüber, um
den Bruder zu begrüßen. Die beiden jungen Männer

Haartin? Ich möchte dich bitten, mich in tysttstier :
ie traten

wohnst ja wie ein Prinz," sagte er, und
jenes "Lächeln, das die Oberlippe in die Höhe zog,
f „Ja, ja, die Zeiten
_ ändern ſich, .- ſolcher Luxus ist bisher auf dem Hofe

d L ditier. §urt Hüiyuz aus der u TT; du
weißt. ja, daß der Ohm mir diese Dinge vermacht

| nicht uötig iſt.
führung hineinzufinden."

| alles ſimpler und einfacher. Solche



hat. Und was das Regiment der Mutter. anbetrifft,
o. iſt dasselbe so milde und gerecht, daß alle + der
DVater zuerſt — vollauf damit zufrieden s ~ Willſt

du dich nicht setzen, ich möchte dich um einigen Auf-
ilaß é bittet du haſt von der Mutter die Rechnungs-
bücher erhalten, — sollst du mich kontrollieren ?"

„Die Mutter weiß, daß eine Kontrolle bei dir

Ich versuche mich in die Wirtſchafls-

Die beiden jungen Männer vertieften ſich in die

Bücher, die nur sehr mangelhaft geführt waren und
ungenauen Aufschluß gaben. Andrees war in dieser " a:
u
vaters gefolgt, – von Speicherbuch, Herdbuch oder |
Milcherei-Regiſter war keine Spur vorhanden. Und |
Martin, der nichts anderes als die väterliche Wirt- |
was ich nicht ſelbſt unter Schloß und Riegel halte, '

Beziehung den Gewohnheiten seines Vaters und Groß-

schaft kennen gelernt hatte, war in demſelben Geleise
geblieben. Aus einigen Fragen Rudolfs konnte Martin
ersehen, daß er mit dieser Art von landwirtschaftlicher

Buchführung nicht ganz einverstanden war, auch im-

ponierte ihm der ſchnelle, klare Blick des Br uders,

wie auch die praktiſche Art, mit der er die mühsam :

zuſammengerechneten Beiträge raſch in die betreffenden

Register und Tabellen einruz.

„Na, das wird ja hier jetzt alles. viel feiner und
besser werden,“ sagte er zum Schluß, als beide ſich
von ihrer Arbeit erhoben. „Und bei mir in der
Mühle wird es gerade umgekehrt zugehen, da wird
„Herren-Gewohn-
heiten“ — und er zeigte auf Rudolfs vom Oheim er-

erbten Schreibtiſch, ~ ,„ſind bei mir nicht zu Hauſe. |
mal, wir ſind doch in unserer Kindheit jo gut wie
zwei Brüder gewesen."

Da heißt es arbeiten und wieder arbeiten."

„Eins gehört zum anderen. Wie kannſt_ du
wisſen, oh deine Arbeit [ lhecnt iſt, oder ob dein Ka-



pital sich genügend verzinst, wenn du die Erträge
nicht genau notierſt ?" .

Das leuchtete Martin ein, und es ging ihm eine
Ahnung auf, daß das beſpöttelte , „Büffeln am Schreibob
tiſch“ doch nicht allein für große Herren, sondern auch
für bäuerliche Besitzer gut sein.

„Notweudig iſt's, und doppelt notwendig bei di.

da du neben der Landwirtschaft noch den Mühlen-
t h den Mühlenbetrieb führt der Werkmeister

„Das möcht ich nie aus der Hand geben.““

"Du haſt gut reden, auf mir liegt ſchon über-
genug. Wo ich nicht ſelbſt nachſehe, geſchieht nichts ;
wird mir geſtohlen.'

„Vielleicht biſt du zu mißtrauisch.“
_ vMan kann nicht mißtrauiſch genug fein, lantet

eine alte Bauernregel. Gelegenheit macht Diebe."

Dann iſt dir nicht helfen."
„Ja doch! Das Hocken in der Stube bei den

vertrackten Schreibereien iſt mir ein Gräuel, wenn
du mir dabei ein bischen zu Hülfe kommen möchtest ~

Er sah ihn fragend an, aber ſeltſamer Weise
zögerte Rudolf, der sonst die Gefälligkeit ſelbſt war,

in dieſem Falle mit der Antwort.

„Ja, wenn. du es wünſcheſt und ich Zeit dazu
habe,“ sagte er endlich.
„Du ſcheinſt es nicht gerne zu thun, aber ſiehV

_ (MFortſezung folgt)

empfohlen, zu beraten, ob die Koalitionspflieéte
 
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