_ . der Hauptstadt Bukarest kam.
Der „D eu t ſ<e Volks b o te" erſcheint zweimal
wöchentlich. Verlag und Leitung: Mannheim
H 10, 31. Telegramm - Adreſſe: „Volk s bote"
Mannheim. Iyerigettres ;: Fe 5-geſpaltene Petit-
| eile 10 Pfg.
Badiſcher Volksbote. Wacht um Rhein. ~
Preis vierteljährlich durch den Briefträger frei
in's Haus gebracht Mk. 1.25, am Poſiſchalter
oder durch unſere Boten in Mannheim 1 Mk.
von unſerer Expedition abgeholt 80 Pfrg.
Poſstzeitungsliste Nr. 1964a. ',
Js 101.
Mannheim, Samrc9ſtag, den 18. Dezember 1897.
B. Jahrgang.
Stimmungsbild aus Rumänien.
Kürzlich theilten wir mit, daß nach der neuen
| i rumänischen Heeres-Organiſation alle Nichtrumänen,
wozu dort mit Recht auch die J u d e n gerechnet
_ werden, vom Militärdienſt befreit ſein ſollen, aber
dafür eine Wehrsſteuer zu entrichten haben, was be-
kannllich unsere Partei auch für Deutſchland anstrebt.
. Natürlich haben daraufhin die Herren Juden
rumäniſchen „Patriotismus“ bei sich entdeckt und eine
qroße Protestverſammlung veranstaltet, die damit
endete, daß es zu großen Kravallen in den Straßen
Ueber dieſe Vorgänge erhielt
Volksbote“ folgenden Brief :
Buk ar e ſt, 11. Dezember 1897.
Durch einen Geſchäftsfreund in Baden ſind
mir einige Exemplare des „De u t ſ < e n V o l k 3-
b o t en“ überſandt worden, und ich erkenne mit
| Freude, daz derſelbe der Judengesellſchafſt mit
ganzer Energie auf den Leib rückt; zugleich sehe
ich aber auch, daß dieſes Gewürm in Deutſchland
bereits eine große Macht in Händen hat, und daß
zu befürchten ist, daß dieſelbe unter dem Schuhe
der sogenannten Kultur eine noch größere wird,
wenn nicht allerorts die Reihen zum Kampfe gegen
diesen Auswurf der Menſchheit geſchloſſen werden.
Geſchieht dies nicht, ſo wird ficher bald die Zeit ge-
kommen sein, in welcher das jüdiſche Element uns
unterdrücken wird, nicht durch die Mehrzahl, sondern
der „Deutsche
_ Ydurch die ökonomiſch n, materiellen Mittel, die ihm
heute ſcon eine ſurchthare Gewalt in die Hände
geben. Wir hier zu Lande können uns wohl in
keiner Beziehung den europäiſchen Culturstaaien
des Nordens und Westens gleichstellen, iroßdem
haben wir es heute verſtanden, den Juden geſell-
ſchaftlich jenen Plat anzuweiſer., der ihnen g e-
b ü h r t. Deſſenungeactttet haben sie es vor einigen
Tagen verſucht, öffentliche Protestverſammlungen
gegen das neue, durch den Kriegsminifter Generol
B er en dei beantragte Geſch abzuhalten. Turch
dies Geſet werden ſämmtliche Juden vom Militär-
dienst ausgeſchloſſen, wodurch ihnen die lette
Hoffnung genommen wird, das Wahl- und Staats-
bürgerrecht zu erlangen. Nun, der erſte und einige
Verſuch, öffentliche Verſammlungen abzuhalten, ist
den ehrbaren Semiten arg verſalzen worden, denn
in Zeit von !'ſ» Stunden war die ganze Juden-
ges ellſchaſt an die Luft geſezt, und die Verſamm-
lung verwandelte sich aus einer jüdiſchen in eine
rumäniſche. Dieſelbe ſaßte den energiſchen
Veſchluß, den Juden das Handwerk zu legen und
Feuilleton.
(Nachdruck verboten).
Bilder aus Merico.*)
Las Carreras.
j No va Usted á las carreras ? j Como no!
Schon ſeit vierzehn Tagen ist dies die einzige
Begrüßungsformel, mit der sich Bekannte auf der
Straße oder in der Aienda, dem Trinkladen anreden,
und Bekannte sind alle in unſerm kleinen Nest. Das
ganze Städtchen iſt in Aufregung und Unruhe wegen
der Carreras; denn heute ist der große Tag, auf
den man ſich ſchon so lange gerüstet hat, und den
man als eine Art von Volksfest feiert, wie eben hier
zu Lande üblich, nämlich mit Eroberung einer ,„fkorra“,
das heißt auf Deutſch, man kauft sich 'nen Affen ;
denn wir ſind in Mexico.
Doch für Dich, Unglücklicher, der Du der
ſchönsten Sprache des Erdenrundes nicht mächtig bist
und also hödc stens ahnst, daß die beiden erſt.n Sätze
zu Anfang dieses Geſchreibſels edles Kaſtilianiſch, die
*) Einer unſerer Freunde, der in Mexiko geboren und ſeit
einigen Jahren wieder in Mexico ansässig ist, hat verſprochen,
uns von Zeit zu Zeit Aufsätze über Land und Leute in Mexico
zu überſendeen. „Las Oarreras‘’ bildet den Anfang
derſelleaen..
nicht eher zu ruhen, bis dieſer NKrebsſchaden des
Landes völlig unſchädlich gemacht sein würde.
Bereits am nächsten Tage erſchien eine Zeitung
mit der Auffsébhrift „Jos Jidani“ („Rieder mit den
Juden“), und?"gleichzeitig erließen die Studenten
folgenden Aufruf : w , ..
„Rumänien! Die Juden wollen Herren unſeres
Landes werden. Es war ihnen nicht genug. daß sie
die ſchöne Molvau verarint und ihre räuhberiſchen
Krallen auch nach der Muntenia ausgedehnt haben ;
daß sie alles, was uns theuer und heilig ist, be-
ſchmutt und unſere legendariſche Gaſtfreundſchaft mit
Undank erwidert haben, ſie wollen jett die Herrſchaft
des Talmud im rumäniſchen Lande auf den Thron
seßzen. Und zur Erreichung ihres verbrecheriſ-hen
Zweckes ſcheuen sie sich nicht, zu erklären, daß ſie
ans Ausland appeliren und alle erlaubten und un-
erlaubten Mittel anwenden werden.
Rumiänen : '
dieſer Versammlung, damit wir, ſo lange es noch
Zeit iſt, für die Maßregeln vorſorgen, welche gegen
diejenigen zu ergreifen ſind, die den Muth haben, uns
in unserem Lande, in unſerer Hauptstadt zu beleidigen
und zu schlagen. Kommet, damit wir elle ſchwören,
daß wir nicht früher die Woffen aus der Hand legen
wollen, bis Rumänien den Rumänen gehören wird.
Rumänen! Der Nlan iſt bireits in Ausführung
geſeßzt worden. Erſt am letßten Sonntag haben sie
den rumäniſchen Univerſitätsſtudenlen, welle in dieſer
Lebensfrage in ruhiger und friedlicher Weiſe ihre
Anficht ausſprechen wollten, mit Schlägen und Be-
ſschimpfungen geantwortel. Wir, die Vertheidiger des
heiligen, von unsern gl rreichen Ahnen hinterlaſſenen
Patriotismus. ſind jet auf unſerm Poſten, und wir
rufen euch alle zum Kampfe an unſere Seite, indem
wir euch zu einer nationalen Verſamwlung einberufen,
die am Sonntag, 23. November (a. St.) Nachmittag
um 2 Uhr im Saale Docia ſtottfinden wird.
Die rumäniſche Uvive ſitäts-Studentenſchaft.,
Wie es ſcheint, iſt unſere Studentenſchaft im
Begriffe, volllommen ins antiſemitiſche Fahrwaſſer
hinüberzusteuern, troßdem ſich genügend wohldenkende
und patriotiſche Männer gefunden haben, die davor
warnen, die große notionale Frage, für deren
Agitation die rumäniſche Studentenſch ft in erſter
Reihe berufen iſt, mit dem Antisemitismus zu verquicken.
Ueber 20 000 Menſchen fanden ſich zu dieſer
Verſammlung ein, welcher ein älterer Student
präſidinte. Es wurden einige feurige Reden gehalten,
als plöglich die Kunde verbreitet wurde, daß in
einem Judenviertel ein Rumäne erſchlagen worden
sei. Die Wirkung war eine furchtbare. Alles stürzte
aus dem Saale; die wüthenden Maſſen, welche sich
Sprache der Uidalgo's und Caballero’s ist; für Dich
will ich von vorn anfangen und ſchreiben :
„Sie gehen boch auch zum Rennen ?“
„Das mill ich meinen !“ '
Alſo von Pferderennen iſt die Rede! +
Das konnteſt Du uns gleich ſagen, ohne ſo viel
Worte und vor Allem so viel Fremdworte zu ver-
ſchwenden ; die sind ja doch, wie Du wissen ſolllest,
des Sauerkrautes und der
Schweinsfüße verpönt ~ ich wollte sagen . . . .
Teufel, ſag' was Du willſt! Genug, heut iſt Wett-
rennen. – Nun mußt Du aber ja nicht an ein
„Pettrennen denken, wie Du ſolche in Hoppegarten,
in Baden-Baden, in den ehamps elysées, oder ſonft
wo in der alten Welt ſiehſt, bei Leibe nicht; denn
währ-nd man in Deutſchland, Frankreich 2c. nicht nur
eine bei weitem größere Zahl auserleſener und eigens
bei uns im Lande
dazu gezogener guter ~ doch ruhig Blut! ~ Alles
der Reihe nach.
Heute iſt Renntag. Schon um 1J1"/ſ210 Uhr
Morgens ziehen die Bewohner Huatuscos einzeln
oder in Trupps zu Pferde, oder, was ſeltener iſt,
auch zu Fuß hinaus nach dem Carril der Rennbahn.
Um "'/211 Uhr machen auch wir uns auf den Weg.
Der Tag iſt ſchön.
Blau wie eine ungeheure gleichmäßig gefärbte
Glaskugel ſpannt sich der Himmel über das Erdreich
hin, kein Lüftchen regt sich, die Vögel zwitſchern auf
den Zweigen der Väume und Büſche und + das
Thermometer zeigt nur 20° Reaumur. Hin geht es
durch die Stadt und hinaus durch die ,„potrero’s"
oder Viehweiden vor dem Ort. Nach % Stunden
Kommet alle, groß und klein zu
run auf der Straße befanden, erhoben einen
fürchterlichen Lärm und vertheilten sich in Haufen
nach allen Straßen, in denen sich die jüdiſchen Naufe
läden befanden. Und nun fing eine furchtbare Veen
wüſtung an. Sämmtliche Judenläden und Bank-
häuſer wurden demolirt, die Spiegelſcheiben der
Auslagenfensſter wurden zerſchmettert, die Waaren
auf die Straße geschleudert. Die QOalea Victoria,
Strada Carol, Strada Lipscom, Sdlari und viele andere
Straßen boten ein entſeßliHes Bild der Verwüftunn..
Im Judenviertel, auf der Calea Vacaresein.
hatten sich einige hundert Juden, mit Nnütteln unn
Revolvern verſehen, zur Wehr geseßt. Das steigerte
noch die Erregung, und bald wurde auch dieſen das
Fell verhauen. : ...
Bedauerlicherweiſe wurden auch sämmtliche Syna-
gogen gestürmt und demolirt. j
Erst nach einigen Stunden setzte sich die Gens-
darmerie langſam in Bewegung und verſuchte die.
Menge zu zerſtreuen.
So traurig der Anblick des commerzielen
Viertels jetzt iſt, so üherzeugend wirkt er irsofeen,
als man deutlich ſehen kann, daß beinahe der ganze
Handel in den Händen der Juden iſt. Der Schaden
in Bukarest beläuft sich auf 21/2 Millionen Fs.
Die Regierung wird denſelben erſeßzen, die Juen.
aber werden ſich auf viele Jahre hinaus kuſchen. –
In G a la t kamen ähnliche Scenen vor, unn
zwar wurden dieselben auch dort erſt von den Juden
ſelbſt provoiirt. . ll
Die Ruhe ist nun wohl ſcheinbar wieter hen.
gestellt, die antiſemitiſche Strömung ist aber durh-
die Ereigniſſe der leßten Tage so stark arqewachſen,
| daß es den Juden ganz unheimlich zu Muthe ist.
und es bedarf nur eines Funkens, um die Flamme
der Empörung aufs Neue emporlodern zu laſſen. Den
JIngrimm gegen die Juden dehnt sich vom erfahrenen.
Greiſe bis zum kleinſten Schulknaben durch ale.
Klaſſen der B völkerung aus.
Durch einen Erlaß der Kammern iſt es von j
nun an den Juden streng verboten, öffentliche Ven.
sammlungen abzuhalten.
. Seo b.dauerlich solche Auftritte sind, wie sie ich
in Bukarest zugetragen hasen, so scheint brutale Gewalt
ihatſächlich das einzige Mittel zu sein, um dieſe Vame
py1e unſchädlich zu machen. Jedes Recht und jede Ben.
günstigung, die man den Juden zu Theil werden läßt,
werden sie stets nur zum Schaden der übrigen Be-
völkerung ausnügten ; die Gleichberechtiqung im Staate
wird sie ſtets anſpornen, ihre Wohlthäter zu unter-
drücken. Finanziell beherrſcht der Jude heute schon.
die Welt, wehe, wenn er sein Ziel erreicht, fie auen)
politiſch zu beherrſchenn. .
erklimmen wir eine kleine Anhöhe, und zu unſern
Füßen liegt das Feld, dem gerade gegenüber sich der
Oarril befinde. Die ganze ziemlich ausgedehnte
Ebene iſt bedeckt mit Zelten, unter denen ſchhön gen
putte, liebliche Senora’s und Senorita’s sien und
mit blißenden Augen das bunte Bild beſchauen, da.
sich ihren Blicken zeigt. Graziös und zugleich kokett
ſpielen sie mit ihren Fächern und kühlen sich ihre
glühenden Wangen. Dort sprengt ein Haufe vn
etwa 50 Reitern im Galopp heran über den zitternden
Erdboden, hier kommt eine Indierfamilie zu Fuß vm
ihrem fernen Dörfchen, angethan mit ihrem primitiven
Koftüm, aus einem grobleinenen Hemd und dito
Beiukleidern bestehend, welch’ lettere, nach der neueſten
Pariſer Mode verfertigt, zwei halbmeterbreite Futterale.
für die mageren Körperſäulen bilden, worauf sich
Paris aber nichts einzubilden braucht, denn sie trugen
dieſelbe Mode schon vor einigen Jahrzehnten.
Das kohlſchwarze bis über die Augen in straffen,
glänzenden Strähnen herabhäugende Haar iſt ben.
ſchattet von einem ungeheuern breitrandigen Strohhut.
Von jener Seite reitet ein reicher Ranchero odere
Haciendado heran mit Weib und Kind, alle mit
großkrämpigen Filzhüten bedeckt, die kunstvoll mit
Silber geſstickt ſind.
Auf manchem Hut erblickſt Du links das ganze
mexikaniſche Wappen, tellergroß eingestickt, den Ädler
mit der Sc!lange im Schnabel und in den Fängen,
auf einem Cactus sitend, rechts iſt das Monogramm
des glücklichen BVeſiters. Cine solche Nopfbedeckung
iſt oft 100 mexikaniſche pesas fuertes werth. .
(Fortseßung folgt.)
Der „D eu t ſ<e Volks b o te" erſcheint zweimal
wöchentlich. Verlag und Leitung: Mannheim
H 10, 31. Telegramm - Adreſſe: „Volk s bote"
Mannheim. Iyerigettres ;: Fe 5-geſpaltene Petit-
| eile 10 Pfg.
Badiſcher Volksbote. Wacht um Rhein. ~
Preis vierteljährlich durch den Briefträger frei
in's Haus gebracht Mk. 1.25, am Poſiſchalter
oder durch unſere Boten in Mannheim 1 Mk.
von unſerer Expedition abgeholt 80 Pfrg.
Poſstzeitungsliste Nr. 1964a. ',
Js 101.
Mannheim, Samrc9ſtag, den 18. Dezember 1897.
B. Jahrgang.
Stimmungsbild aus Rumänien.
Kürzlich theilten wir mit, daß nach der neuen
| i rumänischen Heeres-Organiſation alle Nichtrumänen,
wozu dort mit Recht auch die J u d e n gerechnet
_ werden, vom Militärdienſt befreit ſein ſollen, aber
dafür eine Wehrsſteuer zu entrichten haben, was be-
kannllich unsere Partei auch für Deutſchland anstrebt.
. Natürlich haben daraufhin die Herren Juden
rumäniſchen „Patriotismus“ bei sich entdeckt und eine
qroße Protestverſammlung veranstaltet, die damit
endete, daß es zu großen Kravallen in den Straßen
Ueber dieſe Vorgänge erhielt
Volksbote“ folgenden Brief :
Buk ar e ſt, 11. Dezember 1897.
Durch einen Geſchäftsfreund in Baden ſind
mir einige Exemplare des „De u t ſ < e n V o l k 3-
b o t en“ überſandt worden, und ich erkenne mit
| Freude, daz derſelbe der Judengesellſchafſt mit
ganzer Energie auf den Leib rückt; zugleich sehe
ich aber auch, daß dieſes Gewürm in Deutſchland
bereits eine große Macht in Händen hat, und daß
zu befürchten ist, daß dieſelbe unter dem Schuhe
der sogenannten Kultur eine noch größere wird,
wenn nicht allerorts die Reihen zum Kampfe gegen
diesen Auswurf der Menſchheit geſchloſſen werden.
Geſchieht dies nicht, ſo wird ficher bald die Zeit ge-
kommen sein, in welcher das jüdiſche Element uns
unterdrücken wird, nicht durch die Mehrzahl, sondern
der „Deutsche
_ Ydurch die ökonomiſch n, materiellen Mittel, die ihm
heute ſcon eine ſurchthare Gewalt in die Hände
geben. Wir hier zu Lande können uns wohl in
keiner Beziehung den europäiſchen Culturstaaien
des Nordens und Westens gleichstellen, iroßdem
haben wir es heute verſtanden, den Juden geſell-
ſchaftlich jenen Plat anzuweiſer., der ihnen g e-
b ü h r t. Deſſenungeactttet haben sie es vor einigen
Tagen verſucht, öffentliche Protestverſammlungen
gegen das neue, durch den Kriegsminifter Generol
B er en dei beantragte Geſch abzuhalten. Turch
dies Geſet werden ſämmtliche Juden vom Militär-
dienst ausgeſchloſſen, wodurch ihnen die lette
Hoffnung genommen wird, das Wahl- und Staats-
bürgerrecht zu erlangen. Nun, der erſte und einige
Verſuch, öffentliche Verſammlungen abzuhalten, ist
den ehrbaren Semiten arg verſalzen worden, denn
in Zeit von !'ſ» Stunden war die ganze Juden-
ges ellſchaſt an die Luft geſezt, und die Verſamm-
lung verwandelte sich aus einer jüdiſchen in eine
rumäniſche. Dieſelbe ſaßte den energiſchen
Veſchluß, den Juden das Handwerk zu legen und
Feuilleton.
(Nachdruck verboten).
Bilder aus Merico.*)
Las Carreras.
j No va Usted á las carreras ? j Como no!
Schon ſeit vierzehn Tagen ist dies die einzige
Begrüßungsformel, mit der sich Bekannte auf der
Straße oder in der Aienda, dem Trinkladen anreden,
und Bekannte sind alle in unſerm kleinen Nest. Das
ganze Städtchen iſt in Aufregung und Unruhe wegen
der Carreras; denn heute ist der große Tag, auf
den man ſich ſchon so lange gerüstet hat, und den
man als eine Art von Volksfest feiert, wie eben hier
zu Lande üblich, nämlich mit Eroberung einer ,„fkorra“,
das heißt auf Deutſch, man kauft sich 'nen Affen ;
denn wir ſind in Mexico.
Doch für Dich, Unglücklicher, der Du der
ſchönsten Sprache des Erdenrundes nicht mächtig bist
und also hödc stens ahnst, daß die beiden erſt.n Sätze
zu Anfang dieses Geſchreibſels edles Kaſtilianiſch, die
*) Einer unſerer Freunde, der in Mexiko geboren und ſeit
einigen Jahren wieder in Mexico ansässig ist, hat verſprochen,
uns von Zeit zu Zeit Aufsätze über Land und Leute in Mexico
zu überſendeen. „Las Oarreras‘’ bildet den Anfang
derſelleaen..
nicht eher zu ruhen, bis dieſer NKrebsſchaden des
Landes völlig unſchädlich gemacht sein würde.
Bereits am nächsten Tage erſchien eine Zeitung
mit der Auffsébhrift „Jos Jidani“ („Rieder mit den
Juden“), und?"gleichzeitig erließen die Studenten
folgenden Aufruf : w , ..
„Rumänien! Die Juden wollen Herren unſeres
Landes werden. Es war ihnen nicht genug. daß sie
die ſchöne Molvau verarint und ihre räuhberiſchen
Krallen auch nach der Muntenia ausgedehnt haben ;
daß sie alles, was uns theuer und heilig ist, be-
ſchmutt und unſere legendariſche Gaſtfreundſchaft mit
Undank erwidert haben, ſie wollen jett die Herrſchaft
des Talmud im rumäniſchen Lande auf den Thron
seßzen. Und zur Erreichung ihres verbrecheriſ-hen
Zweckes ſcheuen sie sich nicht, zu erklären, daß ſie
ans Ausland appeliren und alle erlaubten und un-
erlaubten Mittel anwenden werden.
Rumiänen : '
dieſer Versammlung, damit wir, ſo lange es noch
Zeit iſt, für die Maßregeln vorſorgen, welche gegen
diejenigen zu ergreifen ſind, die den Muth haben, uns
in unserem Lande, in unſerer Hauptstadt zu beleidigen
und zu schlagen. Kommet, damit wir elle ſchwören,
daß wir nicht früher die Woffen aus der Hand legen
wollen, bis Rumänien den Rumänen gehören wird.
Rumänen! Der Nlan iſt bireits in Ausführung
geſeßzt worden. Erſt am letßten Sonntag haben sie
den rumäniſchen Univerſitätsſtudenlen, welle in dieſer
Lebensfrage in ruhiger und friedlicher Weiſe ihre
Anficht ausſprechen wollten, mit Schlägen und Be-
ſschimpfungen geantwortel. Wir, die Vertheidiger des
heiligen, von unsern gl rreichen Ahnen hinterlaſſenen
Patriotismus. ſind jet auf unſerm Poſten, und wir
rufen euch alle zum Kampfe an unſere Seite, indem
wir euch zu einer nationalen Verſamwlung einberufen,
die am Sonntag, 23. November (a. St.) Nachmittag
um 2 Uhr im Saale Docia ſtottfinden wird.
Die rumäniſche Uvive ſitäts-Studentenſchaft.,
Wie es ſcheint, iſt unſere Studentenſchaft im
Begriffe, volllommen ins antiſemitiſche Fahrwaſſer
hinüberzusteuern, troßdem ſich genügend wohldenkende
und patriotiſche Männer gefunden haben, die davor
warnen, die große notionale Frage, für deren
Agitation die rumäniſche Studentenſch ft in erſter
Reihe berufen iſt, mit dem Antisemitismus zu verquicken.
Ueber 20 000 Menſchen fanden ſich zu dieſer
Verſammlung ein, welcher ein älterer Student
präſidinte. Es wurden einige feurige Reden gehalten,
als plöglich die Kunde verbreitet wurde, daß in
einem Judenviertel ein Rumäne erſchlagen worden
sei. Die Wirkung war eine furchtbare. Alles stürzte
aus dem Saale; die wüthenden Maſſen, welche sich
Sprache der Uidalgo's und Caballero’s ist; für Dich
will ich von vorn anfangen und ſchreiben :
„Sie gehen boch auch zum Rennen ?“
„Das mill ich meinen !“ '
Alſo von Pferderennen iſt die Rede! +
Das konnteſt Du uns gleich ſagen, ohne ſo viel
Worte und vor Allem so viel Fremdworte zu ver-
ſchwenden ; die sind ja doch, wie Du wissen ſolllest,
des Sauerkrautes und der
Schweinsfüße verpönt ~ ich wollte sagen . . . .
Teufel, ſag' was Du willſt! Genug, heut iſt Wett-
rennen. – Nun mußt Du aber ja nicht an ein
„Pettrennen denken, wie Du ſolche in Hoppegarten,
in Baden-Baden, in den ehamps elysées, oder ſonft
wo in der alten Welt ſiehſt, bei Leibe nicht; denn
währ-nd man in Deutſchland, Frankreich 2c. nicht nur
eine bei weitem größere Zahl auserleſener und eigens
bei uns im Lande
dazu gezogener guter ~ doch ruhig Blut! ~ Alles
der Reihe nach.
Heute iſt Renntag. Schon um 1J1"/ſ210 Uhr
Morgens ziehen die Bewohner Huatuscos einzeln
oder in Trupps zu Pferde, oder, was ſeltener iſt,
auch zu Fuß hinaus nach dem Carril der Rennbahn.
Um "'/211 Uhr machen auch wir uns auf den Weg.
Der Tag iſt ſchön.
Blau wie eine ungeheure gleichmäßig gefärbte
Glaskugel ſpannt sich der Himmel über das Erdreich
hin, kein Lüftchen regt sich, die Vögel zwitſchern auf
den Zweigen der Väume und Büſche und + das
Thermometer zeigt nur 20° Reaumur. Hin geht es
durch die Stadt und hinaus durch die ,„potrero’s"
oder Viehweiden vor dem Ort. Nach % Stunden
Kommet alle, groß und klein zu
run auf der Straße befanden, erhoben einen
fürchterlichen Lärm und vertheilten sich in Haufen
nach allen Straßen, in denen sich die jüdiſchen Naufe
läden befanden. Und nun fing eine furchtbare Veen
wüſtung an. Sämmtliche Judenläden und Bank-
häuſer wurden demolirt, die Spiegelſcheiben der
Auslagenfensſter wurden zerſchmettert, die Waaren
auf die Straße geschleudert. Die QOalea Victoria,
Strada Carol, Strada Lipscom, Sdlari und viele andere
Straßen boten ein entſeßliHes Bild der Verwüftunn..
Im Judenviertel, auf der Calea Vacaresein.
hatten sich einige hundert Juden, mit Nnütteln unn
Revolvern verſehen, zur Wehr geseßt. Das steigerte
noch die Erregung, und bald wurde auch dieſen das
Fell verhauen. : ...
Bedauerlicherweiſe wurden auch sämmtliche Syna-
gogen gestürmt und demolirt. j
Erst nach einigen Stunden setzte sich die Gens-
darmerie langſam in Bewegung und verſuchte die.
Menge zu zerſtreuen.
So traurig der Anblick des commerzielen
Viertels jetzt iſt, so üherzeugend wirkt er irsofeen,
als man deutlich ſehen kann, daß beinahe der ganze
Handel in den Händen der Juden iſt. Der Schaden
in Bukarest beläuft sich auf 21/2 Millionen Fs.
Die Regierung wird denſelben erſeßzen, die Juen.
aber werden ſich auf viele Jahre hinaus kuſchen. –
In G a la t kamen ähnliche Scenen vor, unn
zwar wurden dieselben auch dort erſt von den Juden
ſelbſt provoiirt. . ll
Die Ruhe ist nun wohl ſcheinbar wieter hen.
gestellt, die antiſemitiſche Strömung ist aber durh-
die Ereigniſſe der leßten Tage so stark arqewachſen,
| daß es den Juden ganz unheimlich zu Muthe ist.
und es bedarf nur eines Funkens, um die Flamme
der Empörung aufs Neue emporlodern zu laſſen. Den
JIngrimm gegen die Juden dehnt sich vom erfahrenen.
Greiſe bis zum kleinſten Schulknaben durch ale.
Klaſſen der B völkerung aus.
Durch einen Erlaß der Kammern iſt es von j
nun an den Juden streng verboten, öffentliche Ven.
sammlungen abzuhalten.
. Seo b.dauerlich solche Auftritte sind, wie sie ich
in Bukarest zugetragen hasen, so scheint brutale Gewalt
ihatſächlich das einzige Mittel zu sein, um dieſe Vame
py1e unſchädlich zu machen. Jedes Recht und jede Ben.
günstigung, die man den Juden zu Theil werden läßt,
werden sie stets nur zum Schaden der übrigen Be-
völkerung ausnügten ; die Gleichberechtiqung im Staate
wird sie ſtets anſpornen, ihre Wohlthäter zu unter-
drücken. Finanziell beherrſcht der Jude heute schon.
die Welt, wehe, wenn er sein Ziel erreicht, fie auen)
politiſch zu beherrſchenn. .
erklimmen wir eine kleine Anhöhe, und zu unſern
Füßen liegt das Feld, dem gerade gegenüber sich der
Oarril befinde. Die ganze ziemlich ausgedehnte
Ebene iſt bedeckt mit Zelten, unter denen ſchhön gen
putte, liebliche Senora’s und Senorita’s sien und
mit blißenden Augen das bunte Bild beſchauen, da.
sich ihren Blicken zeigt. Graziös und zugleich kokett
ſpielen sie mit ihren Fächern und kühlen sich ihre
glühenden Wangen. Dort sprengt ein Haufe vn
etwa 50 Reitern im Galopp heran über den zitternden
Erdboden, hier kommt eine Indierfamilie zu Fuß vm
ihrem fernen Dörfchen, angethan mit ihrem primitiven
Koftüm, aus einem grobleinenen Hemd und dito
Beiukleidern bestehend, welch’ lettere, nach der neueſten
Pariſer Mode verfertigt, zwei halbmeterbreite Futterale.
für die mageren Körperſäulen bilden, worauf sich
Paris aber nichts einzubilden braucht, denn sie trugen
dieſelbe Mode schon vor einigen Jahrzehnten.
Das kohlſchwarze bis über die Augen in straffen,
glänzenden Strähnen herabhäugende Haar iſt ben.
ſchattet von einem ungeheuern breitrandigen Strohhut.
Von jener Seite reitet ein reicher Ranchero odere
Haciendado heran mit Weib und Kind, alle mit
großkrämpigen Filzhüten bedeckt, die kunstvoll mit
Silber geſstickt ſind.
Auf manchem Hut erblickſt Du links das ganze
mexikaniſche Wappen, tellergroß eingestickt, den Ädler
mit der Sc!lange im Schnabel und in den Fängen,
auf einem Cactus sitend, rechts iſt das Monogramm
des glücklichen BVeſiters. Cine solche Nopfbedeckung
iſt oft 100 mexikaniſche pesas fuertes werth. .
(Fortseßung folgt.)