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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 31,1.1917

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Heft 2 (2. Oktoberheft 1917)
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Vom Heute fürs Morgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.14422#0102

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ist, sobald es sich um die zwanzig-
mal zahlreicheren Völkerschaften han-
delt, die den Ententestaaten unter-
worfen sind.

Ebenso notwendig und ebenso
leicht war der Nachweis der Lächer-
lichkeit von Wilsons angemaßter
Schiedsrichterrolle über die angebli-
chen„imperialistischen"PläneDeutsch-
lands, in dessen innersten Herzens-
falten er sie gelesen zu haben meint,
während er von dem tatsächlich be-
stehenden Imperialismus Englands,
der die halbe Welt mit Polypen-
armen umfaßt, und Rußlands, des-
sen Gebiet zum weitaus größten
Teil von Eroberungen herrührt, nichts
zu ahnen scheint.

All das und ähnliches müßte
beim Abdruck feindlicher Perfidien
wie der Wilsonschen den Lesern so-
fort in einleuchtend sachlicher Weise
immer wieder ins Gedächtnis gerufen
werden. Erst dann wird die Gefahr
beseitigt sein, daß sich nicht auch
bei den Wilsonschen Verleumdungen
in unserem eigenen Lande das „sem-
per aliquick basrsk" hier und da be-
wahrheitet. Den Beweis der Wir-
kung fortgesetzter feindlicher Vergif-
tung auf Deutsche, die kein Gegen-
gift erhalten, liefern ja leider auch
Deutsche im Auslande, die auf die
Darstellungen unserer Widersacher
angewiesen sind. Vielleicht gehören
zu dieser Gruppe auch der zum offe-
nen Landesverräter gewordene Ver-
fasser von „I'accuse" und der ihm
geistesverwandte Fernau. Darum:
(Ävsant eonsules! Lieber die feind-
lichen Giftspritzer wirklich einmal
einen Tag zurückhalten, als sie ohne
Giftmarke verbreiten.

Eugen Würzburger

Wandervogel-FesteirnFelde

Man schreibt uns:
as Verlangen des Wandervo-
gels nach Gesinnungsgenossen
war am Anfange des Krieges kaum
vorhanden, stellte sich beim Äber-

gang zum Stellungskriege ein und
wurde immer stärker, je länger der
Krieg dauerte. Anfang W6 setzten
die Bemühungen ein, die Wander-
vögel im Felde einander bekannt zu
machen, und jetzt erstreckt sich die
Soldatenvermittlung auf alle Wan-
dervogelbünde, den Bund der Lands-
gemeinden, die Freideutsche Iugend
und zum Teil auf Wanderer, Wan-
derscharen, Vortruppler, Guttempler
und Kunstwartleser. Es würde zu
weit gehen, wenn man die Erfolge
nur annähernd schildern wollte Es
ist gelungen, in vielen Truppenteilen
die Gesinnungsfreunde zusammen-
zubringen, und hinter den Fronten
ist ein Netz von Treffpunkten und
Auskunftsstellen entstanden.

Da kommen im Nnterstande eines
Leutnants die Wandervogelsoldaten
eines Regiments zusammen (auch
die jüngsten Musketiere sind dabei).
Keiner hat den andern vorher ge°
kannt, sie sind aus verschiedenen
Ortsgruppen und Vünden, und doch
ist es nach zehn Minuten, als wä-
ren sie schon alte Freunde. Erinne-
rungen werden ausgetauscht an ge-
meinsame Bundestage, ans Fest auf
dem hohen Meißner, an das liebe
Vaterland mit seinen Wäldern, Flüs-
sen, Bergen, Seen, Städten. Man
liest gemeinsam etwas aus einem
guten Buche und knüpft eine Aus-
sprache daran. Oder man ist nur
fröhlich uud singt, singt die alten
lieben Lieder aus dem Zupfgeigen-
hansl, bis die Kehlen heiser sind.
Man braucht keine Anregung durch
Alkohol und Tabak. Auch die Sol-
daten größerer Verbände treffen sich
zuweilen. Da finden sich oft Freunde
zusammen, die einander jahrelang
nicht gesehen haben. „Weißt du noch,
— — ?! Als wir zusammen auf
der Sachsenburg waren? Erinnerst
du dich noch der Gewitternacht im
Zelt auf dem Hohenstaufen? Weißt
du, wo der gute P steckt? Was P
macht?" Bei so vielen heißt es: tot.

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