gen verführt. Sind wir wirklich „das
Volk der Organisation"? A.
Eine „Tagung" in Lauenstein
soll in diesem Herbst stattgcfunden
haben, schon zum zweiten Male. So
liest man heute an verschiedenen Stel-
len. Und es ist sogar richtig. Nicht
zutreffend ist freilich das Meiste, was
über Zweck, Sinn und Verlauf dicser
Tagungen an die Sffentlichkeit drang
und dringt. Wir könnten da mancher-
lei berichtigen. Aber die beiden Ta-
gungen waren nicht „öffentlich", und
die ihncn folgcnden werdcn es künftig
noch weniger sein: es handelt sich um
rein private Besprechungen.
Diejenigen, die es angeht, brauchen
nicht darüber untcrrichtet zu werden,
was es eigentlich mit diesem Unter-
nehmen auf sich hat, die einfach Aus-
sprache zwischen einer Anzahl von ge-
bildeten Leutcn erstreben.
Fontane und das Papier
ontanes Verleger verschickt ein
Rundschreiben: „Weshalb können
Theodor Fontanes Romane »Der
Stechlin« und »Effi Briest«, die
»Briefe an die Familie« und die
»Gesammelten Werke« nicht mehr ge-
liefert werden? Die Vorräte dieser
Werke sind infolge der langen
Kriegsdauer erschöpft, ein Neudruck
ist unter den obwaltenden Nmständen
nicht möglich. Erstaunt wird man
fragen: Weshalb nicht? Wie kommt
es, daß zahlreiche minderwertige Er°
zeugnisse in hohen Auflagen und
Neudrucken erscheinen können? Der
Verlag lehnt jegliche Verantwortung
ab. In Ansehung der von der Re°
gierung usw. empfohlenen Papier-
ersparnis hat er seinen Verbrauch
seit Beginn des Iahres auf das
Allernotwendigste eingeschränkt. Der
»Kriegswirtschaftsstelle für das
deutsche Zeitungsgewerbe« ist es vor-
behalten, die Regelung über den
Papierverbrauch zu bestimmen, und
diese Regelung richtet sich nach denr
Verbrauch des Vorjahres. Die sche-
matische Auslegung der Paragra-
phen des Erlasses hat deshalb zur
Folge, daß gerade jene Verleger, die
der nationalen Forderung um Zu°
rückhaltung entsprochen hatten, jetzt
um so empfindlicher getroffen werden.
Denn . . . allein maßgebend ist der
Verbrauch des Vorjahres! Vergün-
stigung wird also nur jenen Ver-
legern und Großbetrieben zuteil, die
— entgegen der empfohlenen Spar-
samkeit — den Markt mit einer Hoch-
flut von Druckerzeugnissen über-
schwemmen. Einer Spekulation läßt
man die Zügel schießen . . ., während
das Bedürfnis nach anerkannt ge°
diegener Literatur von dauerndem
Wert nur unvollkommen befriedigt
werden kann." Immer wieder: weil
der Geist im Vuch an die Ware Pa°
pier geheftet ist, deshalb wird die
Verbreitung des Geistes nach der
Ware Papier bestimmt, nicht etwa
die Verbrcitung der Ware Papier
nach den Bedürfnissen des Geistes.
Denn eine Volkswirtschaft mit geisti-
gen Gütern erdämmert eben erst am
tzorizont.
Zohn Bull und sein Bier
^er tzetzprediger Bottomley klagt
^in seinem „Iohn Bull" über die
Bierknappheit: „Ich will nichts ge-
gen den Premierminister sagen.
Seine Aufgabe ist schwer genug,
um einen Napoleon zu überwälti-
gen. Heute stehn wir in Gefahr
einer Weizenknappheit nicht nur
wegen der N-Boote, sondern weil
der Pächter seinen Arbeitern kein
Bier anbieten kann und daher keine
landwirtschaftlichen Arbeiter findet."
Llnter uns
ine obrigkeitliche Derfügung
zwingt uns zu einer derartigen
Einschränkung unsres Papicrverbrauchs,
daß wir unsre Hefte jetzt cbensowenig
wie alle andern Vlätter im frühcren
Umfang herausgeben können. Um auf
dem knappeu Raum möglichst viel zu
sagen, bitten wir alle unsre ständigcn
und gelegcntlichen Mitarbeiter, sich auf
Volk der Organisation"? A.
Eine „Tagung" in Lauenstein
soll in diesem Herbst stattgcfunden
haben, schon zum zweiten Male. So
liest man heute an verschiedenen Stel-
len. Und es ist sogar richtig. Nicht
zutreffend ist freilich das Meiste, was
über Zweck, Sinn und Verlauf dicser
Tagungen an die Sffentlichkeit drang
und dringt. Wir könnten da mancher-
lei berichtigen. Aber die beiden Ta-
gungen waren nicht „öffentlich", und
die ihncn folgcnden werdcn es künftig
noch weniger sein: es handelt sich um
rein private Besprechungen.
Diejenigen, die es angeht, brauchen
nicht darüber untcrrichtet zu werden,
was es eigentlich mit diesem Unter-
nehmen auf sich hat, die einfach Aus-
sprache zwischen einer Anzahl von ge-
bildeten Leutcn erstreben.
Fontane und das Papier
ontanes Verleger verschickt ein
Rundschreiben: „Weshalb können
Theodor Fontanes Romane »Der
Stechlin« und »Effi Briest«, die
»Briefe an die Familie« und die
»Gesammelten Werke« nicht mehr ge-
liefert werden? Die Vorräte dieser
Werke sind infolge der langen
Kriegsdauer erschöpft, ein Neudruck
ist unter den obwaltenden Nmständen
nicht möglich. Erstaunt wird man
fragen: Weshalb nicht? Wie kommt
es, daß zahlreiche minderwertige Er°
zeugnisse in hohen Auflagen und
Neudrucken erscheinen können? Der
Verlag lehnt jegliche Verantwortung
ab. In Ansehung der von der Re°
gierung usw. empfohlenen Papier-
ersparnis hat er seinen Verbrauch
seit Beginn des Iahres auf das
Allernotwendigste eingeschränkt. Der
»Kriegswirtschaftsstelle für das
deutsche Zeitungsgewerbe« ist es vor-
behalten, die Regelung über den
Papierverbrauch zu bestimmen, und
diese Regelung richtet sich nach denr
Verbrauch des Vorjahres. Die sche-
matische Auslegung der Paragra-
phen des Erlasses hat deshalb zur
Folge, daß gerade jene Verleger, die
der nationalen Forderung um Zu°
rückhaltung entsprochen hatten, jetzt
um so empfindlicher getroffen werden.
Denn . . . allein maßgebend ist der
Verbrauch des Vorjahres! Vergün-
stigung wird also nur jenen Ver-
legern und Großbetrieben zuteil, die
— entgegen der empfohlenen Spar-
samkeit — den Markt mit einer Hoch-
flut von Druckerzeugnissen über-
schwemmen. Einer Spekulation läßt
man die Zügel schießen . . ., während
das Bedürfnis nach anerkannt ge°
diegener Literatur von dauerndem
Wert nur unvollkommen befriedigt
werden kann." Immer wieder: weil
der Geist im Vuch an die Ware Pa°
pier geheftet ist, deshalb wird die
Verbreitung des Geistes nach der
Ware Papier bestimmt, nicht etwa
die Verbrcitung der Ware Papier
nach den Bedürfnissen des Geistes.
Denn eine Volkswirtschaft mit geisti-
gen Gütern erdämmert eben erst am
tzorizont.
Zohn Bull und sein Bier
^er tzetzprediger Bottomley klagt
^in seinem „Iohn Bull" über die
Bierknappheit: „Ich will nichts ge-
gen den Premierminister sagen.
Seine Aufgabe ist schwer genug,
um einen Napoleon zu überwälti-
gen. Heute stehn wir in Gefahr
einer Weizenknappheit nicht nur
wegen der N-Boote, sondern weil
der Pächter seinen Arbeitern kein
Bier anbieten kann und daher keine
landwirtschaftlichen Arbeiter findet."
Llnter uns
ine obrigkeitliche Derfügung
zwingt uns zu einer derartigen
Einschränkung unsres Papicrverbrauchs,
daß wir unsre Hefte jetzt cbensowenig
wie alle andern Vlätter im frühcren
Umfang herausgeben können. Um auf
dem knappeu Raum möglichst viel zu
sagen, bitten wir alle unsre ständigcn
und gelegcntlichen Mitarbeiter, sich auf