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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 31,1.1917

DOI Heft:
Heft 5 (1. Dezemberheft 1917)
DOI Artikel:
Hoffmann, Paul Theodor: Deutsche Militärische Jugenderziehung
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https://doi.org/10.11588/diglit.14422#0193

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übungen, Spiel- und reichlichen Lurustunden gekräftigt werden. Voui s2. Lebens-
jahre an bis zum s8. hat der Iunge einem staatlich bcaufsichtigten Iugendverein,
einem Iungdeutschland-j Wehrkraft-, Pfadfinder-, Turn- oder einer konfessionell
geleiteten Iungmannenpflcge anzugehören. Ihnen ist es gesetzliche Pflicht, die
„Iugendlichen einmal wöchentlich mindestens drei aneinander gereihte Stunden
lang im Freien ausgiebig und bci jeder Witterung zn beschäftigen; Wandern,
Geländespiele, Turnen, Turnspiele, einfache Felddienstübungcn, Abungen zur
Schärfung der Sinnesorgane, Abkochen im Freien, sind hier die gemeinten
hauptsächlichen Beschäftigungen". Hat sich der Iunge bis zu seinem s8. Lebens-
jahre gesundheitlich entsprechend entwickclt, so soll er (seinem bisherigen Verein
als Altersmitglied verbleibend) in eine Inngstnrmkompagnie eingcstellt werden,
die nun ihrerseits alles tut, um eine tüchtige Vorbereitung zum Militär zu
vollenden.

Der knappe militärische Vortrag des Grafen Moy läßt bei aller rühmlichen
klaren Sachlichkeit besondcrs den Wunsch offen, daß sein Vorschlag mehr mit
den Interessen der Schule verknüpft werde. Wir erziehen keine Spartaner
mehr, denen körperlich-soldatische Tüchtigkeit alles und höhcre Geisteskultur
nichts war, sondern junge Deutsche. Aber gerade zur harmonischen Ausbildung
von Körper und Geist scheint ein Zusammenarbciten von Heer und Schule
unerläßlich. Wieweit die Iugend zur Landesverteidigung herangezogen werden
muß, dafür ist die militärische Behörde dann zuständig, wenn die Politiker über
Notwendigkeit des Planes oder nicht entschieden haben; aber wie die Auf-
gabe soldatischer Ertüchtigung in die Gesamtaufgabe der Ausbildung des
dentschen Menschen sich einzugliedcrn hat, darüber kann dem Militär
nicht allein die Entscheidung zustehen; dabei haben andere wichtige volkserziehe-
rische Faktoren noch mitzureden.

Ausführlicher auf die Frage der militärischen Iugenderziehung gehen von
Hößlin* und George von Graevenitz** ein. Beide Vcrfasser zeigen
eine gründliche praktische Lrfahrung und bringen reiche Abersichten der gegen-
wärtigen Zustände sowie der sich aus ihnen ergebenden Forderungen. So be-
spricht Graevenitz die Vorschläge der maßgebenden Körperschaften und untcrsucht
besonders die Ergebnisse der feldmäßigen Ausbildung im Gelände, die ein hcr-
vorragend wichtiges Gebiet ist für Entwicklung des Körpcrs, des Gesicht- nnd
Gehörsinns, der Schlagfertigkeit im Arteilen und Handeln, für Willens- und
Charakterstählung. Dazu langt die gegenwärtige Organisation der Iugend-
wehren noch nicht. Sowohl auf dem Lande wie in dcr Stadt: Mangel an
arbeitsfreier Zeit bci vielen Iugendlichen, Fehlen guter Führer, die das Interesse
wachhalten, unzulängliche Gelegenheit für die Abungen: das alles verlangt
nach einer verbessertcn festcn Organisation. Deshalb sprechcn sich beide Schriften
für Einführung des staatlichen Zwanges aus.

Dabei gcht von Graevenitz so weit, daß er sagt: „Die militärische Iugend-
vorbereitung sei Heerespflege, kcinesfalls Iugendpflege!" Andcre meinen: sie
muß zwar crnsthafte Heerespflcge, aber sie soll auch Iugendpflcge sein. Wenn
Graevenitz weiter sagt: „Nicht das Heer hat sich der Iugcnd »anzupassen«, son-
dern umgekehrt", so darf doch auch wieder nicht vcrgesscn werden, daß so gut

* Zwei Iahre militärische Iugenderziehung. München (9(6. Verlag Carl
Schnell. H3 Seiten.

** Dr. George von Graevenitz, Die militärische Vorbereitung der Iugend
in Gegenwart und Zukunft. Politische Flugschriftcn, hcrausgegebcn von Ernst
Iäckh. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart—Berlin. SH Sciten. Preis 50 Pf.

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