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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 31,3.1918

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Heft 13 (1. Aprilheft 1918)
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Vom Heute fürs Morgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.14373#0037

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die Villen Kinder hätten, wären sie
auch nicht gestorben, Herr."

Heißer Gedanken voll bin ich in die
Stadt zurückgefahren. Im Eisenbahn-
abteil lag eine Aummer der „Baheri-
schen Staatszeitung" vom 7. Okt. M7.
Mcchanisch las ich:

„ . . . wegen Wohnungsmangel in
Ludwigshafen wird vor Zuzug gewarnt,
da bereits Notwohnungen in Wirt-
schaften eingerichtet werden mußten.
Die Warnung geht besonders an ent-
lassene Militärpersonen, die ihre sei-
nerzeit verzogene Familie wieder zu-
rückkommen lassen möchten. . ."

Den Brief an meinen Freund im
Lazarett habe ich wieder aufgemacht.
Die Zeitungsnummer habe ich dazu-
getan. Aud eine Nachschrift:

„Das Vaterland warnt seine Krieger
vor dem Zuzug. Du siehst, auch in
andern Städten verschütten sich die
Straßen der Iugend. And wegen der
Kriegerheimstätten begnügt man sich
mit — Erwägungen. Sturmzeichen der
Zeit, meinst Du? And wie das alles
nach dem Kriege werden soll, wenn
die feldgraue Flut zurückkommt und
hoffentlich mit ihr die Kinder, die das
neue Deutschland braucht? Ob die
Wohuungsnot das Vaterland erdrosseln
soll, meinst Du?

Sei getrost, ich habe einen Woh-
nungsüberfluß entdeckt. Es gibt wohl
Hunderttausende von Villen, die stehn
leer. Die haben sich seit Iahren ihre
Fenstcraugcn stumpf geweint nach
frohen Kindern. Wie werden diese
Villen jubeln, wenn Du an der Spitze
einer Kinderkompagnie — dazu langt
Dein Steifbein noch — ins Land ziehst,
um die toten Villenstraßen zu requi-
ricren für das kommende Geschlecht,
das keine Wohnung finden kann im
neu erstrittnen Reich! Angesctzlich?
Wo denkst du hin! Natürlich werdet
Ihr, die Ihr grau hereinkommt, einen
neuen Paragraphen in die Gesetzes-
tafeln meißeln lassen: „Wohnstättcn,
die läuger als ein halbes Iahr nicht
bewohnt werden, dürfen vorm steiner-

nen Tod durch wohnungslose Kinder
errettet werden."

Schlußbemerkung: Die Bergstraße
gibt es wirklich, die Villenstraße
auch und mehrfach, und die Bemer-
kungen der Vermietcr-Leute sind wört-
lich so gefallen. Fr. Züricher

Kmrstwartleserkreise im Felde

nter vielen unsrer Leser im Felde
ist das Bedürfnis nach mündlichem
und schriftlichem Gedankenaustausch
sehr groß. Es liegt schon ein ganz
beträchtlicher Stoß von Zuschriften vor
uns, die fragen, wie sich da helfen
ließe. Wir haben Bedenken und sehn
sehr große Schwierigkeiten, kommen
aber dem Wunsche gerne nach, die
Sache von uns aus wenigstens zu
versuchen. Wollen unsre feldgrauen
Leser also zn folgenden Vorschlägen
Stellung nehmen? Beziehungen der
Kunstwartleser im Felde uuter sich
wären auf zweierlei Weisen möglich.
Erstens: solche, dercn Truppenver-
bände nahe beieinanderliegen, könnten
einen Treffpunkt vereinbaren. Die
Kunstwartleitung würde auf Wunsch
die zueinander gehörigen Anschriften
je einem der bestimmten Sammler im
Feld zuweisen. Zweitens: Soldaten,
die weit auseinander liegen, könnten
durch einen Rundbrief, der von
einem zum andern, von da zum drit-
ten, vierten usw. bis zurück zum ersten,
zweiten... die Runde macht, in schrift-
lichen Verkehr treten. Wer Neigung
hat, der Sache beizutreten, schreibe an
die „Kunstwartleitung (In Sachen:
Kunstwartleser im Felde) Dresden-
Blasewih". Auch besondere Anregun-
gen, die der Förderung dcs Gedankens
dienlich sind, werden wir unsern
Freunden draußen gcrn vermitteln.

Raum auch dem Geheimnisvollen

ib dem Geheimuisvollen Raum in
dir. Laß ab von dem Aufwühlen,
dem prüfenden, immerwährenden Am-
pflügen deines Innern. Laß in deinem
Herzen eine kleiue Stelle brach liegen
für den Samen, den dir die Winde
zutragen, einen schattigen Winkel für
die vorüberziehenden Vögel des Him-
mels. Laß Raum in deiner Seele für

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