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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 31,3.1918

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Heft 16 (2. Maiheft 1918)
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Vom Heute fürs Morgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.14373#0125

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kommt. Er ist erschrocken, was man
in ganz gleichgültige Dinge hinein-
gedeutet hat. Derartiges muß er mei-
den. Man findet anderes. Das muß
er auch meiden. Allmählich gleitet
seine Aufmerksamkeit von dem, was
er tut und tun will, auf die Form
nber, in der er es tun muß. Und je
mehr die- Sache, für die er begeistert
gewcsen war, hinter diesen Kampf um
die Form zurücktritt, Lesto mehr treten
andere natürliche Jnteressen an ihre
Stelle, eben jene, die man hinter seinen
Schritten geargwohnt hatte. Kritik
kann eben an sich immcr nur die Form
treffen und dazu reizen, sie unangreif-
bar zn machen. —

Soll also die Kritik ganz schweigen?

Durchaus nicht! Nur soll sie hinter
die Forrn treffen. Das kann sie, indem
sie den guten Willen des Kritisierten
anspricht. Sie darf nicht Mißtrauen aus
allenPoren atmen! Ein jeder, dem es
auf das Rechte ankommt, will ja Kri-
tik, er bittet ja um sie; er fragt nach
ihr. Nur die prinzipiell mißtrauische
Kritik vergiftet alles und treibt Heu-
chelei und Korruption heraus. T

Das Vorweltstiee in Lippe
hat offenbar das Auferstehen eines
Mecklenburger Bruders (vgl. Kw. 3(,
(3) auch aufgeweckt, es erhebt sich und
kündet in der „Lippischen Landeszei-
tung":

„Damit die Hofhaltung Seiner
Durchlaucht des Prinzen Iulius Brost
sich nicht wiederum vor die Notwen-
digkeit gestellt sehen muß, eine für
Seine Durchlaucht gemietete Wohnung
aus Gefälligkeit für den Besitzer plötz-
lich aufgeben zu müssen, hat Seine
Durchlaucht das erst kürzlich von Herrn
Geheimen Hofrat K. erworbene Grund-
stück in Hochseinen Besitz gebracht. In
dem Hause sollen zunächst die Möbel
Seiner Durchlaucht und die Familie
des Haushofmeisters untergebracht
werden. Sobald die Mietsverhält-
nisse des neuen Hauses sich geklärt
haben, soll dasselbe zur provisorischen
Wohnung Seiner Durchlaucht dienen.
Falls trotz aller Bemühungen kein ge-
eigneteres Haus gefundcn werden sollte,
welches die Möglichkeit einer dauern-
den Wohnung für Seine Durchlaucht
und Hochdessen ganzer Familie bictet,

wird Scine Durchlaucht zn Hochseinem
lebhaften Bedaucrn sich gezwungen
sehen, von Bad Salzuflen fortziehen
zu müssen." Man käme darüber viel-
leicht hinweg, wenn dann auch das
Lippische Vorweltstier mitzöge, aber
das ist bei der Fülle an gutem alten
Bedientengeiste in deutschen Klein-
landen wohl nicht anzunehmen. H

Anzeigen als Anzeichen Nk. 47
Aus dem „Pester Lloyd":

/^knenbiläer

begorgt äiskrel xenealoxiLok xedllcleier ?aed-
mLllv. ^alräxe ulller,?r!nra uaä koulLnl l....

Redakteur und Expedient
^>m „Zeitungs-Verlag" sucht ein Zei-
Otungsbeamter, ein Expeditionsvor-
steher eine Anstellung: (5 Iahre im
Beruf, zuletzt bezogenes Iahresgehalt
7200 Mark. Und daneben ein 50jäh-
riger Redakteur, 25 Iahre im Veruf,
Iahresgehalt ^500—5000 Mark. Er sei
Akademiker (Geschichte und Volkswirt-
schaft), beherrschs so ziemlich alle Spar-
ten, sei besonders politischer Leitartikler
und Feuilletonist, auslands- und spra-
chenkundig.

Wir erwähnen die beiden Anzeigen,
weil sie für die „Volkswirtschaft mit
Geistesgut" im Zeitungswesen thpisch
sind, von der unser Publikum nichts
weiß, aber etwas wissen sollte. Der
30jährige Expeditionsvorsteher, der ver-
mutlich als Postabholer und Schreiber
angefangen hat, wird besser honoriert
als der 50jährige, akademisch und offen-
bar sonst noch weitschichtig gebildete
Redakteur. Nochmals: das pflegt
so zu sein. Die Expeditionsvorsteher
machen dem Verleger die Kasse, sie
sind die rein geschäftsmäßig spekulieren-
den Anwälte der Geldinteressen des
Verlegers. Die Redakteure aber ver-
walten ja „nur" das gedankliche, das
politische, das ethische Gut. G

„Kunst" aus Llnreife

as Unglück ist im Staat, daß nie-
mand leben und genießen, son-
dern jeder regieren, und in der Kunst,
daß nienrand sich der Hervorgebrach-
ten freuen, sondern jeder seinerseits
selbst wieder produzieren will . . .

Es ist ferner kein Ernst da, der
 
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