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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 31,3.1918

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Heft 18 (2. Juniheft 1918)
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Vom Heute fürs Morgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.14373#0189

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daß z. B. Süd°Larolina aus den Ver-
einigten Staaten ausscheiden wollte."
So läßt sich ein Schweizer Blatt
ans Neuhork berichten. — Aber für
Deutschland und österreich kann es
,das Volk der Vereinigten Staaten"
gleich allen der Entente nicht nur „ver-
stehen", daß einzelne Teile gesondert
abstimmen sollen, sondern das ist ihm
ganz selbstverständlich. Man sollte die
Beispiele von zweierlei Maß, die sich
tagtäglich mehren, doch eigentlich sam-
meln. T

König Gold

Aus der „Neuen Zürcher Zeitung":
er kennt ihn nicht? Ienen König,
der sich gewünscht, daß alles, was
er berührte, zu eitel Gold würde. Als
er, in kindisch übermütigem Erstaunen,
Säulen und Wände seines Palastes
durch das leichte Streifen seiner Finger
in Gold verwandelt sah; als er, zu
Lische gelagert, am Tische selber und
am gesamten Tafelgerät das Wunder
des Goldwerdens bewirkte, ahnte der
Tor noch nicht, daß binnen weniger
Stunden sein Mund, statt mit Spcisen,
mit kaltem, hartem Golde sich füllen
würde, ahnte nicht, daß seine weichen,
gleißenden Gewänder, zu Gold erstar-
rend, sich um seinen Leib schmieden
und ihn ersticken müßten. Grausamer
hat kein Mythos den Fluch des Gol-
des geschildert, des ergeizten, unnützen,
unfruchtbaren Goldes, wie es die Hab-
sucht, dieses blutleere, unliebenswür-
digste, unentschuldbarste aller Laster,
zusammenrafst.

Ein zweieinhalbtausendjähriger Mh-
thos erwahrt sich ein grausiges Bild
heute buchstäblich an jenen, die mit
Volkes Not Wucher treiben. Welch
ein Hohn, daß Kriegsgewinncr den
Frieden nicht gewinnen können, den sie
heute herbeisehnen wie wir alle! Denn
allgemach wird der Krieg auch ihnen
beschwerlich. Sie sehnen sich nach dem
Frieden, nach der unbegrenzten Mög-
lichkeit, unbegrenzte Zeit in einem un-
begrenzten Cafe zu sitzen. Sie möchtcn
so gerne mehr leisten, als bloß essen
und trinken, Hüchstpreise überzahlen
und die elste Stunde überfeiern!
Welche Mühe haben sie sich gegeben,
beim Ersteigern von Iuwclen und
Kunstschätzen Aussehen zu erregen!

Ihre weiten Villen sind damit voll-
gepfropft, und doch kann man nur we-
nige Iimmer heizen. Niemand kommt,
die Pracht zu sehen und den Wirt zu
beneiden. Ein reicher Tisch erfreut nur
zwischen vielen andern üppigen Tafeln;
eine glänzsnde Toilette triumphiert
nur, wo alle festlich gekleidet gehen.
Welch ein Hohn, so ohne Nivalen blei-
ben zu müssen, zumal für jene, an mo-
dische Äffigkeit gewöhnten Kleinseelen!
Welch ein Hohn, daß Theater und
Kinos nicht für sie allein offen bleiben,
für sie, die jetzt so viel Zeit hätten,
so reiche Mittel . . . Weitaus der
blutigste Hohn ist, daß diese Vielbenei-
deten zumeist der Generation der Groß-
väter und Großonkel angehören, vor
deren Alter uns Fibeln und Bibeln
Achtung und Ehrfurcht lehrten! Ver»
geblich mühen sie sich, Wohltätigkeit zu
üben; man spottet ihrer, ist davon über-
zeugt, daß dies nur eine Art Versiche-
rung gegen Lhnchjustiz bedeutet. Um°
sonst versuchen sie, ihre Erbärmlich-
keit unter der Gloriole des Mäcens,
unter dem plumpen Trug des Kunst-
enthusiasten zu verdecken; überall sind
sie geprellt, genarrt. Nicht einmal Ehre
und Neid können sie sich kaufen, sie,
deren Mägen zu schwach, deren Lenden
zu lahm sind, um für Gold zu ge°
nießen, was Iugend ohne Entgelt er-
obert. Fürwahr: entthront ward König
Gold, erdrosselt, erstickt unter seinem
eigenen lastenden Prunke!

Ein Kreistag sük Volkswirtschaft mit
Geistgut?

er Kreistag von Norderdithmar-
schen hat einstimmig beschlossen,
Adolf Bartels, als „dem treuen Sohne
seiner engern Heimat Dithmarschen",
„in dankbarer Anerkennung seiner gro-
ßen Verdienste als Dichter und Schrift-
steller um dic Geschichte des Landes,
sein Geistesleben und seine Eigenart"
einen Ehrensold von 2000 Mark jähr-
lich auszusetzen. Wer die Tätigkcit von
Bartels für dithmarsche Heimatdich-
tung und Heimatpflcge wirklich kennt,
der wird auch dann zugeben müssen,
daß jene Dankesworte dnrchaus am
Platze sind, wenn er im übrigen der
entschiedenste Gegner von Bartels ist.
Denn der Bartelssche Antisemitismus
hat ja nicht das geringste damit zn
 
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