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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 20.1902

DOI Artikel:
Beck, Paul A.: Kunstbeziehungen zwischen Schwaben und Tirol
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https://doi.org/10.11588/diglit.18298#0015

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bau benötigten Werkes, sie wünsche eine Or-
gel von mittlerer Größe mit 4 Registern,
nämlich „Principal, octav, zimbl und koppl
sambt ainem ruggpositio", ev. auch „ransch-
pfeiffen und oin regal". — Im März 1555
kam E. nach I., besah den Chor des Slifts-
baus und fand, daß die Orgel im Chor
dem Stand des Königs zu nahe kommen
würde, daher er vorschlng, sie in das Lang-
haus an die örtliche Kirchenmaner zu setzen.
Er verfertigte jedoch mit Rücksicht auf
beide Oertlichkeiten 2 Zeichnungen der
Orgel. Den Preis betreffend, verlangte
er je nach der gewählten Größe 1700 oder
1300 fl. In ihrem darüber an den König
erstatteten Bericht erklärt sich die Regie-
rung zu I. gegen die Versetzung der Orgel
in das Langhaus, ohne in Abrede zu stellen,
daß sie im Chor zu nahe dem Stand des
Königs, „auch zu laut und rasch" sein
würde. An die Wand des Langhauses ge-
stellt, würde sie dem Organisten den Blick
ans den Altar unmöglich machen; zwischen
den Pfeilern aber, wo „die begrebnns und
pilder seien", könne sie auch nicht ange-
bracht werden, da dieser Raum für das
Grabmal und die Bilder sreigelassen wer-
den müsse. Uebrigens halte sie die kleinere
Orgel für die Kirche ausreichend. Mit
Erlaß 6. 6. 4. April 1555 Augsburg be-
fahl König Ferdinand I., die kl. Orgel
nach der ihm vorgelegten Zeichnung und
dem Voranschläge des Meisters ansführen
zu lassen. Damit aber bei der Verfertigung
„solcher schönen und zierlichen orgel und
werchs" nichts übersehen werde, habe er
Visierung und Voranschlag seinem Hof-
kapellmeister zur Begutachtung ausgestellt;
dieser habe ihm seinen Bericht und eine
hölzerne Pfeife übergeben, die gemacht
worden sei, „damit beide werch ans dem
Coral und sigural gestimmt werden mögen
und das c, kn, ut sein soll, nach welcher stimb
auch der meister sein c, 1a, ut machen soll".
E. sei darüber genau zu verständigen und
der Bericht des Hofkapellmeisters dem-
selben mitznteilen. Am 4. Mai 1555
wurde dem Meister Jörg C. der Auftrag
erteilt, die Orgel nach der gegebenen
Zeichnung ansznführen, bis zur Ausstellung
derselben verging jedoch noch lange Zeit.
Namentlich säumte der Tischler, welcher
den Orgelkasten zn verfertigen hatte. Am
8. Juni 1559 gab der Kaiser, über diese

Saumseligkeit erzürnt, den Befehl, den
Tischler, falls er die Arbeit noch länger
anfschieben sollte, mit Gefängnis zu be-
strafen. Die Fassung der alsdann im
folgenden Jahre zur Aufstellung gekom-
menen Orgel besorgte der Maler Hans
Perkham m e r. Für das Vergolden der
„gespreng und capitel" erhielt er 50 fl.
Die Malereien an den Thürflügeln des
Orgelkastens sind die Arbeit des Malers
Dominikus dePozzo ans Mailand, wel-
cher am 4. Dezember 1561 die Bezahlung
desselben quittierte. Ans die äußere Aus-
stattung einer Orgel wurde nämlich in
älterer Zeit ebenso großes Gewicht gelegt,
als auf die musikalische Bedeutung des
Werkes selbst (s. „D.-A." 17, S. 94).
Jörg C. wurde laut seiner Quittung am
8. Juni 1561 für seine Arbeit ein Rest-
gnthaben von 180 sl. ausbezahlt, nachdem
die Orgel durch die „organisten und can-
tores geschlagen, besungen und probirt und
dem geding gemäß nützlich und gnet ge-
macht und an der prob gerecht gefunden
worden war". Die Orgel enthielt nach
dem über dieselbe an den Kaiser erstatteten
Bericht 16 Register. „Im großen corpns
ein Principal, ein zimbl, ein Hörndl, ein
qnintez, ein octas, ein hintersaz, ein qnint,
deckt steten, trnmeten und ein regal und
dann ein rnggposiliv, ein offen sletl, ein
zngedeckt sletl, ein miplnr, eiir Hörndl, ein
zimbl und ein zitier." Nach Vollendung
der Orgel für den Stiftsbau in Innsbruck
sollte E. nach Prag reisen, wohin der
Kaiser ihn am 20. Oktober 1561 berufen
ließ, um ein angefangenes, durch den Tod
des Meisters aber ins Stocken geratenes
Werk zn vollenden. Die Regierung zn
I. teilte E. den Wunsch des Kaisers
mit, worauf E. erklärte, daß er ohne der
Prälaten zu Salmannsweiler O. Eist.,
Krenzlingen O. und Petershansen
O. 3. L. Erlaubnis nicht nach Prag
reisen könne. Auf dies schrieb ihm die
Regierung unter dem 27. November 1561
(a. a. O. unter „gern. Missiven" Ziffer
7527 f., 1437 ff.), „es seie den gen. Prä-
laten bereits das Nötige geschrieben wor-
den"; bezüglich der Bezahlung möge er
ganz außer Sorge sein; ebenso werde er
in I. das nötige Reisegeld erhalten; über
den Stand der bisherigen Arbeit an der
Prager Orgel werde sie ihm ehestens be-
 
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