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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 20.1902

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Beck, Paul A.: Lavaters Beziehungen zu Schwaben: ein Gedenkblatt zu seinem hundertsten Todestag (2. Januar 1801)
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https://doi.org/10.11588/diglit.18298#0042

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v. Bernerdin, vormals verehelichte, her-
nach geschiedene v. Lenlrum, zu L. hinge-
zogen. Eine Reihe (l3 St.) von Briefen
Franziskas an L. in der Stadtbibliothek
von Zürich, in welche Einsicht zu nehmen
mir durch die Güte des Oberbibliothekars
Herrn Or. Herm. Escher verstattet ward,
giebt davon Kunde. Der von Franziskas
feiner, zierlicher Frauenhand (mit mäßiger
Orthographie) geschriebene Brief6.6. Hohen-
heim, 20. Okt. 1786, kommt auf den von
ihr, wahrscheinlich zusammen mit dem
Herzog, Lavaler in Zürich abgestatteten
Besuch zurück und dann auch auf L.'s
Reise durch Schwaben, wahrscheinlich im
Sommer (wobei u. a. Schubart auf
dem Hohenasperg ausgesucht wurde) zu
sprechen:
„Sehr geschmeichelt" — heißt es hier — „ward
ich, edler Menschenfreund, daß Sie sich noch ^
meiner erinnern; ich denke oft an jedes Wort, !
das Sie mir in Zürich in Ihrem Hause gesagt
haben, und Bey der Beruhigung, die mir der ^
Besitz der Hand des Herzogs gewährt, war mein !
fester Wunsch: Könnte ich es Ihnen gleich er- !
zahlen — Bescheidenheit und Ehrfurcht vor Ihre ^
Zeit hielt mich allein zurück, nicht zudringlich zu
sein .... fast möchte ich aber doch kleine Vor- i
würfe machen, daß Sie Stuttgardt paßirt
haben, ohne den Herzog, meinen Herrn, der Sie
so wie ich ehrt und hochschätzt und eine Frau
nicht besuchten, welche so viel Zutrauen in Sie
setzet und so unendlich viel Befriedigung in
Ihrer Gesellschaft findet; ein andermal edler
Alaun hoffe ich, werden Sie mich nicht mehr so
zurücksetzen; und auch mir die Gelegenheit machen,
Sie wieder zu sehen, um mich an Ihrem Geist,
Herz und lehrreich frommen Umgang wieder aufs
neue zum Guten erwärmen zu können — in-
deßen bin ich gewiß, daß Sie vor mich betten,
ich bedarf es so sehr . . . . ; und bin ich schon
schwach, so wohnt doch Gefühl vor's Gute in
meiner Brust . . . ." In einem Schreiben, cl. ck.
Hohenheim, 18. Novbr. 1786, bedankt sich die
Herzogin für den übersandten „Nathanael" — L.
überschickte ihr nehmlich dann und wann seine
Werke, so die „Handbibliothek", „Worte Jesu" rc.
— und ist voll des Lobes über dieses Buch.
Sie empfindet im weiteren Verlause des Briefes
ein süßes Vergnügen, L. den besseren Zustand
ihres Gemütes erzählen zu können. „Mit dem
Besitz der Hand des Herzogs" — fährt sie in
dieser Richtung fort — „und die declarirte Frau
des Herzogs meines Herrn zu heißen, erreichte
ich ganz meinen Wunsch; ich gebe dem Land
keine Aergerniß und darf mich vor Gott der
Vereinigung des besten Herzogs freuen, das war
allein mein Wunsch und mein Verlangen, auf
alles andere, was außer meinen Pflichten damit
verbunden ist, hefte ich nie meine Blicke und um
so ruhiger kann ich auch jede Verweigerung deßen
betrachten, als ich mich von zarter Jugend an
angewohnt habe, nie auf das zu sehen, was ich

von Mitmenschen erwarten durfte, sondern nur
immer auf das, was ich ihnen schuldig bin, —
in der Beruhigung meines Herzens, in der Liebe,
Zärtlichkeit, dem Vertrauen des teuren Herzogs
und in dem Bewußtsein, von einigen Guten nicht
verkannt zu sein .... genieße ich das beste,
das mich glücklich machendste, was nur die Welt
geben kann, weltliche Würde und Vorzüge, wie
wenig befriedigen sie. — O edler Mann! Wie
sehr habe ich Ursache, Gott vor Alles zu danken
— wann ich auf alle dis Spuren, die Wege
zurücksehe, die Er mich geführt und geleitet, auf
denen Er mich beschützet hat. Wunder erblicke ich
dann und übergebe mich Ihm getrost, zittere vor
nichts, und hoffe durch Christum Ihn in der
Ewigkeit ewig zu schauen und verklärt danken
zu können — auch Sie Freund zu sehen und
dort werde ich Ihnen vielleicht noch sagen können,
wie hoch ich Sie hier schon schätzte — Ihre er-
gebene und dankbare Freundin Franziska Würt-
temberg/") Zum näheren Verständnis dieser Ge-
fühlsauslassungeu ist zu bemerken, daß das jahre-
lange Verhältnis des Herzogs zu Franziska end-
lich durch die im Januar 1785, wie man sagt,
auf der Solitude durch den Hofkaplan Joh. B.
Baumann erfolgte kirchliche Trauung besiegelt
wurde. In einem weiteren Schreiben vom
4. Januar 1790 erwähnt die Fürstin den Tod
des Gottesmannes Hahn mit den Worten:
„Haben Sie nicht auch den Verlust eines Mannes
bedauert, von dem Sie wahrhaftig geschätzt wur-
den, meinen würdigen Nachbarn Hahn. Sein
Tod gieng mir sehr nahe und ich möchte darüber
wohl eine Frage vonJhnen beantwortet
wißen. Ob es dann Belohnung ist, lange zu
leben, da so oft Gute, der Welt Nützliche, so
früh sterben." Unterm 29. Januar 1791 über-
sendet sie ein von Professor Hetsch^) gemaltes
biblisches Gemälde als nachträgliches Hochzeits-
geschenk auf die Verehelichung von L.'s Sohn
sowie für die beigeschlossen gewesene Trauungs-
rede. In einem Briefchen vom 24. September
1791 meldet sie nach ihrer und des Herzogs Zu-
rückkunft von Wien u. a.: „daß mir die Bekannt-
schaft der Hirzlischen (Hirzel) Familie sehr an-
genehm war, daß ich es aber bedauert, sie nicht
haben genauer kennen lernen zu können, weilen
sie Ihre Freunde und also gewiß gut seien". In
einer Zuschrift vom 13. Juni 1792 ist davon die
Rede, daß das übersandte Gemälde: Raguel und
Tobias, welches vielen Beifall fand, aus An-
regung L.'s durch Professor Müller/) in Kupfer
gestochen werden solle. In einer weiteren vom
30. Juli 1792 spricht sie ihre große Befriedigung
darüber aus, die Bekanntschaft des Zunftmeisters
Bürklin mit Familie und der Herrn v. Muralt
und v. Jrminger nebst FamilienZ gemacht zu
') In anderen Schreiben Franziskas lauten
die Unterschriften: „Wahre Freundin und erge-
bende, wahre ergebene, wahre redliche Freundin,
wahr ergebene und aufmerksame rc."
2) Es ist dies Phil. Friedr. Hetsch, weil.
Hofmaler und Galeriedirektor in und von Stutt-
gart ^1758—1838).
2) Joh. Gotthard Müller von Bernhausen
(1747—1830).
H Wie die Hirzel, alle Züricher Familien.
 
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