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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 20.1902

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Kramer, Joachim: Die Reichsabtei Weingarten O. S. B. im französischen Ueberfall etc., [14]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18298#0102

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94

Oberamtmann reiste mit dein Geld am 6.
abends 9 Uhr ab. Gleich anfangs fragte
der Hnsarenosfizier mit Ernst unserm H.
Prälaten nach nnd später haben wir er-
fahren, daß der Oberst Befehle habe, sich
überall der Vorsteher zu versickern. Das
geschieht auch überall; zu Altdorf bekamen
eine Wache der Landschaftseinnehmer und
Gegenbnchhalter, dann der Bürgermeister;
zu Ravensburg bekamen Arrest beide
Bürgermeister nnd der Kanzleiverwalter;
in Weissenan der H. ?. Prior nnd der
alte Oberamtmann.
Am 10. März mittags 12 Uhr kommt
eine Ordonnanz vom Oberst Pajol, daß
nachmittags 9 Uhr 20 Husaren auf Exe-
kution einrncken werden, wenn bis dahin
die Quittungen nicht vorgezeigt werden.
H. Oberamtsrat geht also nach Ravens-
burg, um zu machen, was sich machen läßt.
Gestern abend bekamen wir einen Leg-
schein für einen Monat; diesen zahlten
Se. Hochwürden und Gnaden/) welche
am 7. zu Augsburg angekommen waren, um
nach Hause zu reisen, was aber einsichtige
gute Freunde mißrieten. Hochselbe bleiben
einstweilen bei St. Ulrich in Augsburg.
-Nachts 10 Uhr kam H. Oberamtmann
zurück mit der Nachricht, daß der fünfte
Monat nachgelassen werde, hat aber noch
nichts Schriftliches.
General Bontemps in Memmingen war
mit der ihm vorgewiesenen Quittung für
den vierten Monat zufrieden; ob es aber
auch Pajol sein werde, steht dahin.
Am 11. März fährt H. Oberamtmann
znm Pajol nach Ravensburg; wirklich ist
H. General Martial Thomas beim Pajol
— dieser zeigte sich dem H. Oberamtmann ^
ganz ertattert -und betroffen, sagt, es sei i
nun alles recht. Sobald H. Oberamt- I
mann seine herabgestimmte Ertatterung
bemerkt, erklärt er ihm geradezu, daß man
den fünften Monat weder deponiert noch
bezahlt habe, indem nur der vierte Monat
requiriert worden sei. Pajol ist mit allem ^
zufrieden, indem er, wie wir unter der
Hand erfahren, einen derben Verweis be-
kommen hat.
Am 12. März kommt vom Konnte ein
Zirkular, daß man statt jener 2000 Pferde,
welche Moreau an den Kreis schon am

22. kckuctiäor gefordert habe, nun 20
recht besonders ausgesuchte zu stellen hätte;
man habe mit jemand accordiert nnd Wein-
garten soll nach seiner Matrikel 181 st.
30 kr. bezahlen.
Ferner betreibt das Konnte die zwei
Drittel der Requisition vom 11. Nivose;
allein unser Sekretär Fezer kam soeben
von Kempten nach Hause, wir mußten das
Ganze einliefern, unter Drohung einer
Exekution von wenigstens 40 Husaren.
Vor einigen Tagen kam auch noch eine
Fleischreqnisition von 35 Ztr. 69 Pfd.,
welches man ans Plätze liefern soll, wo
viele Soldaten durchmarschieren werden.
Wir müssen es nach Augsburg liefern.
Täglich werden viele venerische und krätzige
Kerls ans unserm Spital über Mimmen-
hausen, wo sie über Nacht bleiben, nach
Schaffhausen fortgeführt; es kommen aber
wieder andere an aus den vorwärts liegen-
den Spitälern.
Zu Kempten fängt man an, das Magazin
zu leeren; unsere Ausnanger müssen dort
Fässer laden und nach Hüfingen führen.
Dort liegen wenigstens 15 000 Ztr. Kern,
5000 Ztr. Roggen und 8—10 000 Säcke
Haber. Das Hauptdepot der Artillerie
zu Lindau macht ebenfalls entsetzliche Kosten.
Wir haben wirklich noch 30 zweispännige
Wagen auf dem Weg von Lindau nach
Nenbreisach und Hüningen.
Am 15. März kommen 20 Wagen mit
Kranken und Blessierten, welche alle im
großen Saale einqnartiert werden, indem
sie sich unter die Venerischen und Krätzigen
nicht mischen lassen. Das Betteln, Droheil
und Prellen ist wirklich eine stündliche
Arbeit der Franzosen; das 6. Husaren-
regiment hat noch bei 20 Mann nebst
dem Oberst Pajol in Ravensburg; diese
suchen Heu und Haber in der ganzen Nach-
barschaft.
Der Platzkommandant in Ravensburg
drohte, er wolle einen Park errichten, wo-
hin täglich viele Pferde gestellt werden
müßten; wenn ihm jedoch das Kloster und
die Landvogtei Douceurs machen würden,
wolle er's gelten lassen. Da er erst vor
kurzem von uns ein Douceur erhalten
hatte, so gab ich zwei Louisdor; sogleich
schickt der Platzkommandant das Geld zu-
rück mit einem noch schimpflicheren Bettel-
brief; das Geld war zu wenig.

0 so. der Abt.
 
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