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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 20.1902

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Beck, Paul A.: Die weiland "Truchsessengalerie" zu Wurzach und die Multscherbilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.18298#0122

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Hirschings „Nachrichten von sehenswür-
digen Gemäldesammlungen re." und in
den damaligen Zeitschriften ließ sich bis
jetzt nichts über diese Galerie finden; ihr
Bestehen war eben von zu kurzer Dauer,
als daß sie, zumal in jenen unruhigen und
dann kriegerischen Zeitläufen literarisch be-
achtet worden wäre. Da man die Galerie
aber auch in Wien mit der Zeit nicht mehr
für sicher hielt und kein Absehen der fort-
währenden Kriegszeiten war, zudem der
Graf nicht bloß durch die massenweise,!
Ankäufe für die Sammlung selbst, sondern
auch durch die enormen mehrfachen Trans-
portkosten zu jenen geldarmen Zeiten in
sich immer mehr steigernde Zahlungs-
schwierigkeiten geriet, so mußte er schweren
Herzens seinen Lieblingsplänen entsagen
und faßte den Entschluß, sie nach
London, damals noch dem besten Absatz-
gebiete für Kunstwerke, wo auch noch Geld
vorhanden war, überführen zu lassen und
zu versuchen, sie oder wenigstens einen
Teil derselben im Snbskriptionswege zu
veräußern. Der Graf, weit mehr Kunst-
freund als Geschäftsmann, war bei der
Durchführung dieses Planes in die Hände
des Handlungshauses Fries u. Co. in Wien
geraten und hatte mit letzterem einen für
ihn äußerst ungünstigen und für die
Sammlung selbst unheilvollen Vertrag
bezüglich des Transportes und der Ver-
äußerung abgeschlossen, nach welchem n. a>
die Sammlung, falls der Eigentümer
innerhalb eines bestimmten Termines
seinen Verbindlichkeiten dem Geschäfts-
hause gegenüber betreffs Transportkosten,
Lager- und Kommissionsspesen, Provi-
sion re. nicht nachgekommen sein sollte,
gegebene, hier nachtragen. In den von Steichele
im „Arch. f. d. Geschichte des Bistums Augs-
burg" II?S. 78—122 herausgegebenen Angsbgr.
Annalen des IN. Johs. Frank, O. 8. L. im
Ulrichkloster das. (1430—62) heißt es S. 93 bis 94
n. a. zu dem 1.1436 (nicht 1416): „Item da man
zalt 1456 am freytng vor dem pnlmtag, da ward
gemacht der esel und der sUvator darauf. Es
schnaid in ain maister zu Ulm, dem gab man
zehen gülden, und ain maler vasset in zu Augs-
burg, der hieß mit namen maister Joerg, dem
gab inan VII gülden. Item der maler ließ den wagen
auch darzu machen". Bei diesem Anlasse ist auch
meine früher im „D.-A." Nr. 5 v. 1897, S. 77 vgl.
mit S. 149 in einen: Aufsatze über Bernh. Strigel
ausgesprochene Vermutung, es könnten die von
Sternberg im Auge gehabten Bilder in den Schlös-
sern Wolsegg und Zeil sich befinden, zu berichtigen.

der Firma alsdauu die ganze noch vor-
handene Galerie eigentümlich zufalleu
sollte. I. I. 1802 gelangte also die
Sammlung nach London und zur öffent-
lichen Ausstellung. Es wurde auch zu
Verkaufszwecken ein eigener Katalog über
dieselbe in englischer Sprache abgefaßt
unter dem Titel: »GutalvAue / ok Uie /
T rr, c 1i s e 8 s i un Uictmre Gallery, / norv
exllibitinA / in Are I4e^v U,onck, oppomte
?O3lIuuck. Ulnce. / To rvliicti are ackcksck, /
bio^rnplrical noti^e3, / re3pectin§ tlle /
German, Oulclr, nnck TlemmU iVla8ler3. /
Uonckon / printeck b)/ T. )one3, Gimpel
Ztreet, / Loto Lunare. / lVstOGGG.III.«
(144 SS. 80.) ans Löschpapier gedruckt
und ansgegeben. Ein Teil der Samm-
lung — aber unbekannt, welcher? —
ward daselbst nock im gleichen Jahre ver-
äußert, der größere Teil derselben dem
Grafen aber, da ihm die Begleichung der
Forderung der Handelsfirma innerhalb der
erteilten, allerdings bis Anfang 1805 ver-
längerten Frist nicht gelang, durch dieses
Geschäftshaus abgenommen, welches dann
von sich aus und für sich die Gemälde zu
Geld machte; ein wider diese Firma beim
nieder österreichischen Laudesgerichte in Wien
angestrengter Rechtsstreit ans Rückgabe der
Gemälde bezw. Schadensersatz scheint zu
Ungunsten des Grafen ausgefallen zu sein.
Wohin die Gemälde dann kamen und wo
sie verblieben — allem Vermuten nach in
England —, ist nicht bekannt. So wurde
der kunstbegeisterte Graf, einer der groß-
artigsten Sammler aller Zeiten, das Opfer
der Ungunst der Zeiten, der erwähuteu
schlimmen Vertragsklausel, und seiner allzu
großen Vertrauensseligkeit und löste sich
also die einst so umfangreiche Galerie vor
der Zeit noch rascher ans, als sie zusammen-
gebracht worden war. Der im I. 1773 in
Köln zum Priester geweihte Graf, welcher
schon i. I. 1796 oder noch früher infolge
der Revolution seiner Dompfründen ver-
lustig gegangen war, erhielt Ende des
18. Jahrh. ein Kanonikat bei St. Stephan
zu Wien, dabei den Charakter eines fürst-
erzbischöflichen Konsistorialrates, und i. I.
1809 die Würde des Propstes zu Nickolsburg
iuMähren; er starb fern von seiner Heimat, zu
Wien, wohin er sich in seinerProzeßangelegen-
heit begeben, am 28. Dez. 1813 in drücken-
den Verhältnissen nach einem vielbewegten
 
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