Georg Fuchs: Melchior Lechters Pallenberg-Saal.
?7
ALB. MÜLLER — MAGDEBURG.
Künstler-Haus.
Hefte beiliegt. — An jeder der beiden
Lang - Seiten stehen überdies noch
zwei Bronze-Figuren von Otto Stichling.
Das Bild selbst ist auf Holz gemalt;
die Ornamente der Gewänder und
der Architektur sind z. T. eingraviert.
Vergoldung ist im reichsten Maße an-
gewendet. See und Himmel des Hinter-
grundes sind in flammende Röte ge-
taucht, und aus diesen blutfarbenen
Bränden stufen sich die Töne des
Mittel- und des Vordergrundes ab in
oft unerhörten Übergängen, sodass das
Auge von Reiz zu Reiz nach der Mitte
zu gleitet, wo es tiefe Ruhe findet.
— Doch uns zwingt der Tag und
das Werk des Tages, wieder heraus-
zugehen aus dem Haus der Träume:
nicht ohne ein Gefühl der Trauer,
indem wir in der Welt-Abgeschieden-
heit des Museums bei dem Verlebten
und Verklungenen so viel Kraft zurück
lassen müssen, welche, als ordnende,
gebietende Macht in unser Leben ein-
geführt, dessen Wert und Adel erhöhen
müsste. Man wundert sich, dass Lechter
noch so manchen Zug aus der Gotik
übernahm und dass in seiner Mal-
weise die grossen Sienesen des Trecento
ihre Glorie wiederspiegeln. Aber man
erstaunt sich hierüber vielleicht mit Un-
recht; denn wo hätte sich das neue
religiöse Empfinden schon mit der ge-
staltenden Kraft zur Einheit gefunden?
Muss hier nicht ein Zwiespalt bleiben,
muss hier nicht noch von Zeit zu Zeit
die Formen- und Symbolen-Welt des
alten Lebens auftauchen, bis das neue
Leben sich eigene geboren und zur
Höhe der Kunst emporgetragen hat?
— Wie »modern« ist also dieses Werk
Melchior Lechters trotz alledem! Wir
scheiden von ihm, nicht indem wir der
gotischen Vorzeit nachsinnen, sondern
erregt von den schicksalschwersten
Rätsel-Fragen unserer Zukunft! G. F.
ALB. MI LLER — MAGDEBURG.
Block-Haus fürs Erzgebirge.
?7
ALB. MÜLLER — MAGDEBURG.
Künstler-Haus.
Hefte beiliegt. — An jeder der beiden
Lang - Seiten stehen überdies noch
zwei Bronze-Figuren von Otto Stichling.
Das Bild selbst ist auf Holz gemalt;
die Ornamente der Gewänder und
der Architektur sind z. T. eingraviert.
Vergoldung ist im reichsten Maße an-
gewendet. See und Himmel des Hinter-
grundes sind in flammende Röte ge-
taucht, und aus diesen blutfarbenen
Bränden stufen sich die Töne des
Mittel- und des Vordergrundes ab in
oft unerhörten Übergängen, sodass das
Auge von Reiz zu Reiz nach der Mitte
zu gleitet, wo es tiefe Ruhe findet.
— Doch uns zwingt der Tag und
das Werk des Tages, wieder heraus-
zugehen aus dem Haus der Träume:
nicht ohne ein Gefühl der Trauer,
indem wir in der Welt-Abgeschieden-
heit des Museums bei dem Verlebten
und Verklungenen so viel Kraft zurück
lassen müssen, welche, als ordnende,
gebietende Macht in unser Leben ein-
geführt, dessen Wert und Adel erhöhen
müsste. Man wundert sich, dass Lechter
noch so manchen Zug aus der Gotik
übernahm und dass in seiner Mal-
weise die grossen Sienesen des Trecento
ihre Glorie wiederspiegeln. Aber man
erstaunt sich hierüber vielleicht mit Un-
recht; denn wo hätte sich das neue
religiöse Empfinden schon mit der ge-
staltenden Kraft zur Einheit gefunden?
Muss hier nicht ein Zwiespalt bleiben,
muss hier nicht noch von Zeit zu Zeit
die Formen- und Symbolen-Welt des
alten Lebens auftauchen, bis das neue
Leben sich eigene geboren und zur
Höhe der Kunst emporgetragen hat?
— Wie »modern« ist also dieses Werk
Melchior Lechters trotz alledem! Wir
scheiden von ihm, nicht indem wir der
gotischen Vorzeit nachsinnen, sondern
erregt von den schicksalschwersten
Rätsel-Fragen unserer Zukunft! G. F.
ALB. MI LLER — MAGDEBURG.
Block-Haus fürs Erzgebirge.