fjeirat unt> fjausrat.
Ranb=Bemerkungen zur Ausfüllung ber „Dresbener TDerkftätten
für fjanbn7erks = Kunft" oon Sd]mibt & TTIüller in Dresben. ro
5TTTT mütter unb Schwiegermütter nid)t roären, fo hätten roir beute
eine beutfdje TTTöbel = Kunft. Die Jugenb bat Uerftänbnis für bie
mobernen nTöbel=Formen, aber bem Alter finb fie ein Ärgernis ober
eine Torbeit, unb roo es fid] um einen Tinkauf banbelt, ba ent-
fcbeibet UTama, bie ben Säckel führt. So bleibts benn bei einer
TTeu=£innditung bübfcb beim »beroäbrten Blten«, bei Renaiffance,
Rokoko ober Empire - unb non ber platonifcben fiebe kann
nicht Künftler noch fjanbroerker leben. ro
TDas in biefer beroeglidien Klage eines ber bebeutenbften kunft-
gewerblichen Fadileute bie TTeigung ber jungen öeneration zum
TTIobernen betrifft, fanb fdion oor zroei Jabren in ben Worten
eines fübbeutfcrjen Staats = ITIinifters feine Beftätigung: »Idj habe
pon einem ber beroorragenbften Iüöbel=lnbuftnellen unferes fanbes
gebort, baß bei flnfcrjaffung non Busfteuern heutzutage minbeftens
bas junge Paar ben neuen Stil begebre, unb es fcbeint mir bas
bocb ein febr beachtenswertes TTIoment zu fein«. (Dn v. IDeizfäcker
in ber Sirjung bes würftembergifcben Canbtages Dom 15. Juli 1901.
Benebt bes Staats=Bnzeigers für Württemberg.) ra
Bis ein »febr beachtenswertes ITToment« alfo wirb hier eine
Tatfadie bezeichnet, bie fich eigentlich con felbft Derfteben füllte.
Denn wäre es nid]t gerabezu ein Wiberfinn, wenn fid] jemanb
eine TDobnungs=Busftattung wünfdjte, bie nid]t bem gegenwärtigen,
fonbern einem Dergangenen 6efd]mack, etwa bem feiner Großeltern,
entfpräche 1 Juft fo töricht, wie roenn fid] einer beim Scbneiber einen
Rock beftellen roollte, beffen 3ufd]nitt einem niobe=Journal Dom Jahre 1830 entnommen
roäre, ober juft fo lächerlich, roie roenn er fich beim Perückenmadier nach alter Däter
tDeife einen 3opf zur 3ierbe feines nackens kaufen roollte. »11 faut etre be son temps,
que biable!« läßt 3ola ben fiteraten Jory im f'Oeunre ausrufen, roas nerbeutlcht
beißt: zum Teufel, man muß mobern fein! — Man muß mobern fein! Bber fetjon
bas unmutige TDort bes Parifer Fortfchrittmannes nom »Quartier Eatin« beroeift, baß
es troff allebem ein »beadjtensroertes Hloment« ift, roenn beutigentages Brautleute,
unb fie brauchen nicht gerabe aus Schwaben zu fein, für ihre neu zu grünbenbe
Häuslichkeit fich neuzeitlichen fjausrat erfehnen. TDeld] ein Glück, baß es anbers
roar in anberer 3eiten fauf. fjätten bie franzöfifeben Cubroige - um aus ber langen
Kette ber Beifpiele nur eins berauszuwäblen — als fie fich unb ihren königlichen
Gemahlinnen ober ihren Courtifanen bie prunkpollen Refibenzen unb Derfcfjroiegenen
Cuft = fjäufer bereiteten, an ben Schreiner = Formen ihrer Bbn = fjerren feftgebalten,
roir roären ärmer um bie herrlichen unb anregungskräftigen fflöbeU unb lnnen-
Dekorations=lbeen, bie roir beute nach ben namen jener Fürften klaffifizieren, unb
°'e fortzeugenb unfer gefamtes Kunftgeroerbe befruchtet haben. r-o
lm. iv. i.
Ranb=Bemerkungen zur Ausfüllung ber „Dresbener TDerkftätten
für fjanbn7erks = Kunft" oon Sd]mibt & TTIüller in Dresben. ro
5TTTT mütter unb Schwiegermütter nid)t roären, fo hätten roir beute
eine beutfdje TTTöbel = Kunft. Die Jugenb bat Uerftänbnis für bie
mobernen nTöbel=Formen, aber bem Alter finb fie ein Ärgernis ober
eine Torbeit, unb roo es fid] um einen Tinkauf banbelt, ba ent-
fcbeibet UTama, bie ben Säckel führt. So bleibts benn bei einer
TTeu=£innditung bübfcb beim »beroäbrten Blten«, bei Renaiffance,
Rokoko ober Empire - unb non ber platonifcben fiebe kann
nicht Künftler noch fjanbroerker leben. ro
TDas in biefer beroeglidien Klage eines ber bebeutenbften kunft-
gewerblichen Fadileute bie TTeigung ber jungen öeneration zum
TTIobernen betrifft, fanb fdion oor zroei Jabren in ben Worten
eines fübbeutfcrjen Staats = ITIinifters feine Beftätigung: »Idj habe
pon einem ber beroorragenbften Iüöbel=lnbuftnellen unferes fanbes
gebort, baß bei flnfcrjaffung non Busfteuern heutzutage minbeftens
bas junge Paar ben neuen Stil begebre, unb es fcbeint mir bas
bocb ein febr beachtenswertes TTIoment zu fein«. (Dn v. IDeizfäcker
in ber Sirjung bes würftembergifcben Canbtages Dom 15. Juli 1901.
Benebt bes Staats=Bnzeigers für Württemberg.) ra
Bis ein »febr beachtenswertes ITToment« alfo wirb hier eine
Tatfadie bezeichnet, bie fich eigentlich con felbft Derfteben füllte.
Denn wäre es nid]t gerabezu ein Wiberfinn, wenn fid] jemanb
eine TDobnungs=Busftattung wünfdjte, bie nid]t bem gegenwärtigen,
fonbern einem Dergangenen 6efd]mack, etwa bem feiner Großeltern,
entfpräche 1 Juft fo töricht, wie roenn fid] einer beim Scbneiber einen
Rock beftellen roollte, beffen 3ufd]nitt einem niobe=Journal Dom Jahre 1830 entnommen
roäre, ober juft fo lächerlich, roie roenn er fich beim Perückenmadier nach alter Däter
tDeife einen 3opf zur 3ierbe feines nackens kaufen roollte. »11 faut etre be son temps,
que biable!« läßt 3ola ben fiteraten Jory im f'Oeunre ausrufen, roas nerbeutlcht
beißt: zum Teufel, man muß mobern fein! — Man muß mobern fein! Bber fetjon
bas unmutige TDort bes Parifer Fortfchrittmannes nom »Quartier Eatin« beroeift, baß
es troff allebem ein »beadjtensroertes Hloment« ift, roenn beutigentages Brautleute,
unb fie brauchen nicht gerabe aus Schwaben zu fein, für ihre neu zu grünbenbe
Häuslichkeit fich neuzeitlichen fjausrat erfehnen. TDeld] ein Glück, baß es anbers
roar in anberer 3eiten fauf. fjätten bie franzöfifeben Cubroige - um aus ber langen
Kette ber Beifpiele nur eins berauszuwäblen — als fie fich unb ihren königlichen
Gemahlinnen ober ihren Courtifanen bie prunkpollen Refibenzen unb Derfcfjroiegenen
Cuft = fjäufer bereiteten, an ben Schreiner = Formen ihrer Bbn = fjerren feftgebalten,
roir roären ärmer um bie herrlichen unb anregungskräftigen fflöbeU unb lnnen-
Dekorations=lbeen, bie roir beute nach ben namen jener Fürften klaffifizieren, unb
°'e fortzeugenb unfer gefamtes Kunftgeroerbe befruchtet haben. r-o
lm. iv. i.