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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 13.1903-1904

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Vollmar, H.: René Lalique - Paris
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Schulze-Köln, Otto: Neue Original-Künstler-Lithographien: aus der "Artistischen Anstalt von Emil Hochdanz - Stuttgart"
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https://doi.org/10.11588/diglit.7008#0185

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Rene Lalique—Paris.

173

plaren verkörpert. Und diese wundervolle
Hydra hat nichts Unästhetisches, sie gibt
nur den Eindruck gleissender Schönheit;
die aus ihren geöffneten Mäulern herab-
hängenden Perlen-Schnüre gleichen rieselnden
Tropfen, bestimmt, auf einen majestätischen
Frauen-Körper das Hohelied der Schönheit
wirksam zu begleiten.

Dass ein solcher Künstler nicht nur für
den Nutzen schafft, darüber regen sich in
Deutschland noch manche auf; wann wird
das l'art pour l'art bei uns recht verstanden
werden! Dass sogar ein Lalique mit seinen
reinen grossen Zielen verkannt wird, ist ein
trauriges Zeichen des Barbarismus. — Soll
diesem Künstler, der sich nie genug tut, eine
gebundene Marsch - Route vorgeschrieben
werden ? Wie töricht ist solch Unterfangen!
Lalique gibt übrigens durch sein Leben selbst
darauf die beste Antwort; er, der nie
Rastende, freut sich wohl, wenn seinen Weg
Verständnisvolle begleiten, aber er braucht sie
nimmer. Das »niel 'n mi frent«, das so oft
unwahr angewendet wird, gilt vor allem

für sein Schaffen, das er nur unter die Ge-
setze der Schönheit und Wahrheit stellt.

Sein neues Heim am Ufer der Seine,
das er mit dem Architekten Faine erbaute,
ist bezeichnend für den grossen Poeten. Die
von ihm so sehr geliebten Tannen und
Kiefern umranken die Front, in Sand-Stein
und Schmiede-Eisen Hess er ihre nadligen
Zweige und knorrigen Äste entstehen; die
mit tiefsinnigem Glas-Relief geschmückte
eiserne Haus-Tür führt vom Treppen-Haus
direkt in den, fünf Licht-Quellen besitzenden,
Ausstellungs-Saal. Daneben, für niemand
sichtbar, seine Werkstatt, sein eigenes Heim-
wesen , das die kongeniale Gattin und die
kleine dunkeläugige Tochter Susanna ihm
zu einer bruon retiro im Getriebe der Welt-
stadt machen. Das Haus hat Balkons; für
Erde, Himmel und auch für den rauschenden
Seine-Fluss ist der Blick offen, sonst aber
ist es eben ein abgeschlossenes Daheim, dessen
Besitzer das höchste Glück der Erden-Kinder:
die Persönlichkeit, sein eigen nennt.

BERLIN, ENDE OKTOISER 1903. H. VOLLMAR.

neue OriginaUKünttler-tithograffen,

. Aus der „HrfiftiFchen flnffalt

Als vor wenigen Jahren die neue Be-
wegung es zustande brachte, dass
Nicht-Fachleute sich der edlen Kunst Sene-
felders in der Erkenntnis annahmen, dass
sie doch zu etwas besserem da sei, als
nur zur Reproduktion vorhandener Originale
zu dienen, da waren die ersten Versuche,
von Thoma und Steinhausen begonnen,
von Karlsruher Künstlern fortgesetzt, noch
recht zaghafte, wenn auch für die Technik
selbst und die künstlerische Tat an sich
sehr überraschende. Anfänglich waren es
kaum mehr als — abgesehen vom künst-
lerischen Gehalte — zeichnerisch einwand-
freie, derb kontourierte, in Schatten-Schraf-
furen und Licht-Aussparungen, sowie durch
Anwendung eines Grundtones neutral ge-
stimmte Blätter, die den Kunst-Freund an
der Wand, den Sammler in der Mappe er-
freuten. Zwei, höchstens drei Steine standen
Wi Dienste dieser Drucke, deren Grund-
Karakter auch von der Algrafie (anstelle der

von Emil ßoehdanz — Stuttgart".

Steine werden Aluminium-Platten verwendet)
beibehalten wurde, trotz der leichteren Be-
weglichkeit ihres Materials. Der Abstieg
von der mit 15—20 Farben bezw. Steinen
arbeitenden Chromo-Lithografie, deren Glanz-
leistungen durch diese Zeilen keineswegs
geschmälert werden sollen, bis zur Monotonie
der ersten sogenannten Künstler-Lithografien
war für Laien- und Künstler-Kreise ein so
gewaltsamer, dass man anfänglich glaubte,
mit einer Modelaune bezw. Künstler-Schrulle
zu tun zu haben. Aber der Gang der Sache
an sich war der einzig richtige, nur das Ver-
trautmachen mit der Technik von Grund auf,
das Eindringen in das Handwerksmässige
des Vorganges konnte eine gesunde Fort-
bildung, eine lebensfähige Weiter-Entwicke-
lung dieser für Nicht-Fachleute anfänglich
dilettantischen Versuche erhoffen lassen.

Zu wirklicher Kunst wurde die Künstler-
Lithografie aber erst durch das Vorgehen des
Karlsruher Künstler-Bundes mit der Heran-
 
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