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Moriz Otto Baron Lasser: Von Paul Hausteins Schaffen.
Tee-Service, keramische Entwürfe, Leuchter,
Beleuchtungs-Körper usw. Hier möchten wir
etwas eingehender uns mit einer Uhr beschäf-
tigen, welche aus rötlich-braunem Holz, und mit
einer getönten, getriebenen Messing-Auflage
versehen ist. Das Zifferblatt und die Umrah-
mung desselben zeugt wieder von feinem Ge-
schmack; hingegen können wir uns mit der
beinahe rechteckigen Gesamt-Erscheinung
nicht so ohne weiteres abfinden. Endlich sehen
wir ihn ein Herren - Zimmer für den Herrn
Fabrik-Besitzer Ed. Paul—Seifhennersdorf i. S.
schaffen. Auf Details dieser letztgenannten
Arbeit einzugehen, sei unterlassen, als Ge-
samtbild freut sie uns, da wir darin ein
ernstes, ehrliches Wollen, ein so künstlerisches
Streben sehen, dass wir nicht umhin können
zu bemerken, wir sähen gerne dem Künstler
öfter diesbezügliche Aufgaben übertragen.
Denn es ist klar, dass ein Schaffender, welcher
sozusagen von der Pike auf diente, dem
vielerlei Material geläufig, der gesunden Sinn
hat, in erster Linie befähigt erscheint, seine
reichen Erfahrungen zu einheitlichen Schöp-
fungen umzuschmelzen. Doch soll in diesen
Zeilen kein abschliessendes Urteil liegen.
Ein solches über Paul Haustein zu fällen,
wäre verfrüht, und bei der Jugend des
Künstlers nicht am Platze. Er hat noch
zu lernen, hat sich noch zu klären. Am
wenigsten freilich auf dem Gebiete der Edel-
metall-Arbeiten. Hier tritt er nämlich jetzt
schon mit einer Reife auf, die in Erstaunen
setzt, hier hat in seinem Schaffen schon eine
Abgeklärtheit Platz gegriffen, welche ihn
Kunstwerke formen liess, gleich der wunder-
baren Silber-Schale mit Edelsteinen. Der-
artige Schöpfungen haben etwas Ergreifendes
an sich; entstanden in einer Grossstadt, einer
Welt voll Trubel, Lärm und Nichtigkeit, in
einer Zeit, welche da hastet und jagt, cynisch
ihre Blossen zeigt, und nur nach Reichtum,
und nur nach Geld, und nur nach äusserem
Pomp strebt, — predigen sie von der Sehn-
sucht Einzelner nach keuscher Schönheit. . .
Es ist soviel Seelisches in solchen Werken,
und es fällt einem so mancherlei bei ihrem
Anblick ein, beispielsweise das Märchen vom
Aschenbrödel. Ach, unsere Seele, sie ist ja
selbst solch ein Aschenbrödel, steht unbe-
achtet am Wege, während der Schwärm all
der rohen Tages - Freuden vorüberjagt. . . .
Wir sprachen früher davon, dass ein
abgerundetes Urteil über den Künstler noch
nicht zu geben sei. Dazu bedürfte es übrigens
auch mehr bildlichen Materials, als uns zur
Verfügung gestellt wurde. Denn Hausteins
Vielseitigkeit lässt ihn heute Buch-Schmuck
zeichnen, morgen ein Vorlage-Werk, über-
morgen einem anderen Problem nachsinnen.
Doch ist Vielseitigkeit hier nicht im Mindesten
identisch mit Zersplitterung. Nein, es kommt
damit nur die Freude am Können, das Be-
wusstsein der Kraft zum Ausdruck. So
dürfen wir wohl hoffen, dass der Künstler
in seinem neuen Wirkungs-Kreise in Darm-
stadt eine reiche und glänzende Tätigkeit
entfalten wird. moriz otto baron lasser. -
paul haustein—darmstadt: tinten-fässer.
Moriz Otto Baron Lasser: Von Paul Hausteins Schaffen.
Tee-Service, keramische Entwürfe, Leuchter,
Beleuchtungs-Körper usw. Hier möchten wir
etwas eingehender uns mit einer Uhr beschäf-
tigen, welche aus rötlich-braunem Holz, und mit
einer getönten, getriebenen Messing-Auflage
versehen ist. Das Zifferblatt und die Umrah-
mung desselben zeugt wieder von feinem Ge-
schmack; hingegen können wir uns mit der
beinahe rechteckigen Gesamt-Erscheinung
nicht so ohne weiteres abfinden. Endlich sehen
wir ihn ein Herren - Zimmer für den Herrn
Fabrik-Besitzer Ed. Paul—Seifhennersdorf i. S.
schaffen. Auf Details dieser letztgenannten
Arbeit einzugehen, sei unterlassen, als Ge-
samtbild freut sie uns, da wir darin ein
ernstes, ehrliches Wollen, ein so künstlerisches
Streben sehen, dass wir nicht umhin können
zu bemerken, wir sähen gerne dem Künstler
öfter diesbezügliche Aufgaben übertragen.
Denn es ist klar, dass ein Schaffender, welcher
sozusagen von der Pike auf diente, dem
vielerlei Material geläufig, der gesunden Sinn
hat, in erster Linie befähigt erscheint, seine
reichen Erfahrungen zu einheitlichen Schöp-
fungen umzuschmelzen. Doch soll in diesen
Zeilen kein abschliessendes Urteil liegen.
Ein solches über Paul Haustein zu fällen,
wäre verfrüht, und bei der Jugend des
Künstlers nicht am Platze. Er hat noch
zu lernen, hat sich noch zu klären. Am
wenigsten freilich auf dem Gebiete der Edel-
metall-Arbeiten. Hier tritt er nämlich jetzt
schon mit einer Reife auf, die in Erstaunen
setzt, hier hat in seinem Schaffen schon eine
Abgeklärtheit Platz gegriffen, welche ihn
Kunstwerke formen liess, gleich der wunder-
baren Silber-Schale mit Edelsteinen. Der-
artige Schöpfungen haben etwas Ergreifendes
an sich; entstanden in einer Grossstadt, einer
Welt voll Trubel, Lärm und Nichtigkeit, in
einer Zeit, welche da hastet und jagt, cynisch
ihre Blossen zeigt, und nur nach Reichtum,
und nur nach Geld, und nur nach äusserem
Pomp strebt, — predigen sie von der Sehn-
sucht Einzelner nach keuscher Schönheit. . .
Es ist soviel Seelisches in solchen Werken,
und es fällt einem so mancherlei bei ihrem
Anblick ein, beispielsweise das Märchen vom
Aschenbrödel. Ach, unsere Seele, sie ist ja
selbst solch ein Aschenbrödel, steht unbe-
achtet am Wege, während der Schwärm all
der rohen Tages - Freuden vorüberjagt. . . .
Wir sprachen früher davon, dass ein
abgerundetes Urteil über den Künstler noch
nicht zu geben sei. Dazu bedürfte es übrigens
auch mehr bildlichen Materials, als uns zur
Verfügung gestellt wurde. Denn Hausteins
Vielseitigkeit lässt ihn heute Buch-Schmuck
zeichnen, morgen ein Vorlage-Werk, über-
morgen einem anderen Problem nachsinnen.
Doch ist Vielseitigkeit hier nicht im Mindesten
identisch mit Zersplitterung. Nein, es kommt
damit nur die Freude am Können, das Be-
wusstsein der Kraft zum Ausdruck. So
dürfen wir wohl hoffen, dass der Künstler
in seinem neuen Wirkungs-Kreise in Darm-
stadt eine reiche und glänzende Tätigkeit
entfalten wird. moriz otto baron lasser. -
paul haustein—darmstadt: tinten-fässer.