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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 13.1903-1904

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Bethge, Hans: Otto Modersohn - Worpswede
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https://doi.org/10.11588/diglit.7008#0267

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256

Hans Bethge:

JAMES VIBEKT—PARIS.

»Die Mühsale der Menschheit«.. Marmor.

Männlein spielen; wir sehen den Märchen-
König, einen schmunzelnden schnurrigen
Greis, mit Szepter und Krone an blühendem
Weg-Rand stehen; und eine Alte erzählt
mit erhobener Hand
dem vor ihr knieenden,
blütenbekränzten Kinde
Fabeln und Sagen aus
einer fernen Welt. —
Modersohn könnte ohne
ein dauerndes Leben in
der Natur, mit deren
Erscheinungen er ganz
verwachsen ist, nicht
existieren. Die Natur,
der dieser Träumer mit
einem beinahe wissen-
schaftlichen Interesse
nachgeht, ist ihm die
Mutter, die ihm alles
gibt. — Er ist Westfale
und wurde 1865 in Soest
geboren. Einen grossen
Teil der Jugend verlebte
er in Münster. Mit
neunzehn Jahren bezieht
er die Düsseldorfer Aka-
demie, wo er bei Dücker
arbeitete u. Mackensen
kennen lernte. 1888

PIERRE ROCHE—PARIS.

sieht er in München das erstemal Bilder
von Böcklin. Das ist wohl der grösste
künstlerische Eindruck, der ihm in seinen
Wander-Jahren beschert wird. Er sucht
dann noch bei Baisch in
Karlsruhe und bei Bracht
zu lernen. Aber was sie
ihm geben können, ist
nicht viel. Er kann Böck-
lin nicht vergessen. Und
sein eigener Karakter
ist schon zu stark im
Werden begriffen. — Er
hat zuweilen eine Beein-
flussung durch Böcklin
gezeigt, koloristisch so-
wohl wie in der Art,
Figuren in die Land-
schaft hineinzukompo-
nieren. Die »Träumerei«
(es ist Frühling; ein Jüng-
ling sitzt im Grase und
spielt seinem Mädchen,
das an einer Birke vor
ihm lehnt, die Laute),
der »Sommer am Moor-
Kanal« von 1896 und
das »Paradies«, das an
die »Gefilde der Seligen«
Wärm-Fiasche. denken lässt, sind typisch
 
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