32°
Otto Schepers—Dessau: Arthur Michaelis— Leipzig.
'f Iii)
ARTHUR MICHAELIS — LEIPZIG.
*Die Enterbten*. Nach einer Lithografie.
Über den Künstler selber noch einige
Angaben: Arthur Michaelis ist ein geborener
Leipziger, er steht im besten Mannesalter,
besuchte die Leipziger Kunst - Akademie,
ging aber bald nach München und weiter
nach Rom, dem Ziele seiner Sehnsucht. Er
hielt sich vorübergehend bald in Italien, bald
in München, bald in Wien, bald in Leipzig,
vorwiegend in letzterer Stadt auf. Die Leip-
ziger Kunst - Akademie hat auf ihn kaum
einen Einfluss ausgeübt, in München und
Rom bildete er sich autodidaktisch ohne
irgend welchen Anschluss an andere Künst-
ler fort. Von einem echt germanischen
Wander - Triebe beseelt, schweifte er oft
wochen- und monatelang zu Fuss in der
Welt umher, und es ist nur gewiss, dass er
die nachhaltigsten Anregungen auf diesen
Wanderungen empfing. Der wechselnde
Aufenthalt in Gegenden mit altvaterischen
Gewohnheiten der Menschen, in Industrie-
Bezirken mit einer von Sorge und Arbeit
niedergedrückten Bevölkerung, in kleinen
Orten mit einer selbstzufriedenen Bürger-
schaft, in grossen Städten mit ihrem Hasten,
ihrem äussern Prunk, ihrer inneren Tüchtig-
keit und zugleich Hohlheit, in endlosen
Ebenen, auf den Hochpfaden der Alpen,
auf staubigen Landstrassen und in harz-
duftenden Wäldern muss zum Philosophieren
herausfordern. Und in der Tat, — die
Michaelisschen Bilder sind ein Niederschlag
dieses Wanderlebens, dieses Philosophierens
über die grosse Wanderung, die wir alle von
der Wiege bis zum Grabe zurücklegen.
Indem ich durch diese Zeilen Arthur
Michaelis der Kunstwelt vorstelle, bitte ich
sie, nun ihrerseits dafür zu sorgen, dass dieser
Künstler nicht fürderhin genötigt ist, die
schönsten Stunden seiner Tage, in denen so
manches Kunstwerk erstehen könnte, mit
geisttötender Arbeit zu verbringen, dass
diesem innerlich so reichen Künstler endlich
einmal die Sonne äusseren Glückes strahle.
Die neue Kunst hat ihren Jüngern im Ver-
hältnis ja überwiegend eine sorgenlosere
Zukunft bereitet als manchem älteren Künstler;
aber vielleicht ist die Hoffnung auf eine
Steigerung des Könnens grösser, wenn jener
Kampf fortwährt, denn er kräftigt und spannt
die Seele. So darf auch Arthur Michaelis
auf ein sonniges Ziel hoffen, otto scheffers.
Otto Schepers—Dessau: Arthur Michaelis— Leipzig.
'f Iii)
ARTHUR MICHAELIS — LEIPZIG.
*Die Enterbten*. Nach einer Lithografie.
Über den Künstler selber noch einige
Angaben: Arthur Michaelis ist ein geborener
Leipziger, er steht im besten Mannesalter,
besuchte die Leipziger Kunst - Akademie,
ging aber bald nach München und weiter
nach Rom, dem Ziele seiner Sehnsucht. Er
hielt sich vorübergehend bald in Italien, bald
in München, bald in Wien, bald in Leipzig,
vorwiegend in letzterer Stadt auf. Die Leip-
ziger Kunst - Akademie hat auf ihn kaum
einen Einfluss ausgeübt, in München und
Rom bildete er sich autodidaktisch ohne
irgend welchen Anschluss an andere Künst-
ler fort. Von einem echt germanischen
Wander - Triebe beseelt, schweifte er oft
wochen- und monatelang zu Fuss in der
Welt umher, und es ist nur gewiss, dass er
die nachhaltigsten Anregungen auf diesen
Wanderungen empfing. Der wechselnde
Aufenthalt in Gegenden mit altvaterischen
Gewohnheiten der Menschen, in Industrie-
Bezirken mit einer von Sorge und Arbeit
niedergedrückten Bevölkerung, in kleinen
Orten mit einer selbstzufriedenen Bürger-
schaft, in grossen Städten mit ihrem Hasten,
ihrem äussern Prunk, ihrer inneren Tüchtig-
keit und zugleich Hohlheit, in endlosen
Ebenen, auf den Hochpfaden der Alpen,
auf staubigen Landstrassen und in harz-
duftenden Wäldern muss zum Philosophieren
herausfordern. Und in der Tat, — die
Michaelisschen Bilder sind ein Niederschlag
dieses Wanderlebens, dieses Philosophierens
über die grosse Wanderung, die wir alle von
der Wiege bis zum Grabe zurücklegen.
Indem ich durch diese Zeilen Arthur
Michaelis der Kunstwelt vorstelle, bitte ich
sie, nun ihrerseits dafür zu sorgen, dass dieser
Künstler nicht fürderhin genötigt ist, die
schönsten Stunden seiner Tage, in denen so
manches Kunstwerk erstehen könnte, mit
geisttötender Arbeit zu verbringen, dass
diesem innerlich so reichen Künstler endlich
einmal die Sonne äusseren Glückes strahle.
Die neue Kunst hat ihren Jüngern im Ver-
hältnis ja überwiegend eine sorgenlosere
Zukunft bereitet als manchem älteren Künstler;
aber vielleicht ist die Hoffnung auf eine
Steigerung des Könnens grösser, wenn jener
Kampf fortwährt, denn er kräftigt und spannt
die Seele. So darf auch Arthur Michaelis
auf ein sonniges Ziel hoffen, otto scheffers.