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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 23.1908

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Diez, Hermann: Zwischenakts-Gedanken im Münchner Künstler-Theater
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https://doi.org/10.11588/diglit.6701#0082

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des Münchner Künstler-Theaters der Bühnen-
kunst vielversprechende Wege weist, Wege, auf
denen so manches bisher abseits Gelegene für
die Bühne gewonnen werden kann, mit der Zeit
vielleicht auch das große deutsche Zukunfts-
Drama. Der neue Typus wird die alten nicht
ohne weiteres verdrängen; es ist bezeichnend,
dag einige der leidenschaftlichsten Herolde des
Künstler-Theaters für den minutiösen Apparat der
wagnerischen Regie- und Inszenierungskünste von
vornherein eine Ausnahmestellung, das Reservat-
recht der absoluten Unantastbarkeit in Anspruch
nehmen, und was Wagner recht ist, wird ja wohl
Anderen billig sein. Aber es ist schon viel,
wenn einmal der ernstliche Versuch gemacht
wird, auch auf der Bühne mit dem alten

„Kitsch" und „Gschnas" zu brechen, dem bil-
denden Künstler den ihm gebührenden Plarj
nicht nur neben, sondern über dem dekorierenden
und inszenierenden Bühnenhandwerksmann ein-
zuräumen und dadurch zugleich Aug und Ohr
des Publikums allmählich wieder für das Wesent-
liche am Kunstwerk zu gewinnen, was mit er-
freulicher Sicherheit dazu führen mufj, daß auch
die Bühnen selbst Zeit, Kraft und Geld auf dieses
Wesentliche verwenden können. Ich habe in
einem der Faust-Zwischenakte aus dem Munde
eines höheren Offiziers die Worte gehört: „Es
ist einem, als sähe man den Faust zum ersten
mal". Und dies war richtig, nicht etwa wegen
des allgemeinen Niveaus der Aufführung, das
man nur als bescheiden bezeichnen kann, sondern

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