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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 51.1922-1923

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Goetz, Oswald: Neuhängung im Städelschen Kunstinstitut zu Frankfurt
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https://doi.org/10.11588/diglit.9144#0033

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HOLZHAUSEN-PORTRAT.

STADELSCHES INSTITUT.

NEUHÄNGUNG IM STÄDELSCHEN KUNSTINSTITUT ZU FRANKFURT.

Kaum ein Jahr ist verflossen, seitdem der
neue Städelbau mit den Bildern des 19.
und 20. Jahrhunderts der Öffentlichkeit über-
geben werden konnte. Und vor kurzem wurde
die zweite Etappe erreicht: der Ostflügel des
alten Stadels mit den Bildern der altdeutschen
und altaiederländischen Schulen konnte eröff-
net werden. Kulturell vielleicht ein wichtigeres,
wenn auch nicht so eklatantes Ereignis wie die
Erweiterung. Durch diese war ein großer Teil
Wandfläche im alten Hause frei geworden, und
es konnte der längst gehegte Plan eines Bilder-
austausches mit dem Historischen Museum der
Stadt verwirklicht werden. Eine Reihe altdeut-
scher Bildwerke sind im Stadel eingezogen und
haben nicht nur eine früher sehr empfindliche
Lücke ausgefüllt, sondern der ganzen Galerie
eine neue, spezifische Note erteilt.

Wer mit der Entwicklung des Städels ver-
traut ist, — und die Entwicklung des Instituts
ist wie selten die eines Museums eng mit den
künstlerischen Interessen des Frankfurter Bür-
gertums verwachsen — der weiß, daß der Be-
sitz an niederländischen Bildern den Grund-

stock der alten Sammlung bildete und im Laufe
des 19. Jahrhunderts einen riesigen Zuwachs
erfahren hat. Niederländer sind systematisch
gesammelt worden, die Niederländer begrün-
deten den Weltruf der Galerie. Bezeichnend
hierfür ist, daß in den 90 er Jahren die sieben
Holbeintafeln, die jetzt wieder durch den Tausch
ans Städel gekommen sind, gegen zwei kleine
Niederländer in Austausch gegeben wurden.
Eine Art Höhepunkt dieses Interesses bildete
die Erwerbung des großen Rembrandts.

Und der zweite Interessenkreis umfaßte die
Italiener. Den alten deutschen Meistern wurde
wenig Tribut gezahlt. Der große Anlauf, den
einst die frühen Romantiker unternommen hat-
ten mit dem Ausspruch: „Nicht bloß unter
italienischem Himmel, unter majestätischen
Kuppeln und korinthischen Säulen; — auch
unter Spitzgewölben, kraus-verzierten Gebäu-
den und gotischen Türmen wächst wahre Kunst
hervor", er blieb stecken in den Wogen eines
realistischen Kunstschaffens, einer gleichgerich-
teten Kunstbetrachtung und den Interessen für
verwandte Kunstepochen. Nur die wissenschaf t-

XXVI. Oktober 1922. 3
 
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