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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 51.1922-1923

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Lang, Hugo: Das Ferien-Holzhaus
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https://doi.org/10.11588/diglit.9144#0126

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DAS FERIEN-HOLZHAUS.

Man braucht wohl nicht den — der Land-
leben-Romantik hingegebenen — Geist
des seligen Jean Jacques Rousseau zu zitieren,
um die in Amerika, England, Schweden stei-
gende Vorliebe für „Ferien-Holzhäuser"
psychologisch zu erklären. Sie erwächst viel-
mehr aus dem durchaus neuzeitlich-egozentri-
schen, durchaus prosaischen und sehr vernünf-
tigen Verlangen: etwas abseits vom ruhlosen
Getriebe der Hotel-Terrassen und bunten
Strandkörbe zur sonnenseligen Sommers-Zeit
sich wirklich und wahrhaftig auszuruhen, zu er-
holen, im eigenen Häuschen, am plätschernden
Bach, am Waldrand, wo die Rehe grasen, am
grünen Berghang mit Blick über weite Täler
und Höhen, — wo man ungestört Sonne, Mond
und Sterne, gute Luft und Ruhe genießen
kann, wo man genügende Bequemlichkeit des
Wohnens und der Wirtschaft, genügend große
Räume für Regentage hat, traumlos und süß
schläft und sich nach Lust frische Erdbeeren
und zarte Erbsen aus dem tauigen Gärtchen
oder frische Forellen aus dem Bach holen kann.

Das amerikanische „Bungalow", immer mit
großem, offenem, behaglichem Kamin, — vom
Mississippi, Yellowstone und aus den Wäldern
Canadas, das luftige, j ap anisehe S ommerhaus mit
beweglichen Rollstab-Wänden, das zweiräumige
schwedische Blockhaus: — all diese Typen sind
wohl gegeben, — aber was hindert uns, den
uns gemäßen Typ zu suchen? . . Es ist viel aus
dem Ferien - Holzhaus, — diesem Mittelding
zwischen Landhaus und Laube, — zu lernen:
an Schlichtheit, einfachster Konstruktion, Kon-
zentration auf das Wesentliche, Erzielung von
Behaglichkeit mit geringstem Aufwand, bei ge-
ringsten Raum-Ausmessungen: lauter neuzeit-
liche Probleme!., Den Geist, in dem ein solches
Sommer-Haus zu erbauen ist, und die Atmo-
sphäre, die in ihm walten soll, wenn das Werk
gelungen ist, präzisiert am besten wohl der
herzliche Haus-Spruch, mit dem Goethe einst-
mals sein bescheidenes Tuskulum im Weimarer
Park weihte: „Dieses stille Gartenhaus, über-
mütig sieht's nicht aus, allen, die darin verkehrt,
ward ein guter Mut beschert". . . . hugo lang.
 
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