Sinn und Aufgabe der Kunstkritik.
MAX KRUGER—BERIIN.
gelangt, wenn er Distanz
wonnen hat und sich
in Ruhe der empfan-
genen Wirkung über-
lassen kann. Das for-
dertnicht allein die Ach-
tung vor dem eigenen
Beruf, sondern auch
die Billigkeit gegenüber
dem Künstler, der sich
mit einer absprechen-
den, aber durchdachten
Beurteilung abfinden
wird, nie aber mit einer
übereilten, die nicht
anders als ungerecht
sein kann. Vor allem
aber fordert es die Ehr-
furcht vor dem Kunst-
werk, die größer sein
sollte als die Bereitwil-
ligkeit unbilligen An-
sprüchen des Lesers ge-
genüber. — Denn letz-
ten Endes ist doch nur
die Kunst selber das
eigentliche und im
»DREIARMIGER LEUCHTER«
von den Dingen ge- Grunde einzige Objekt der Kritik. Wohl dem,
der es in Demut erkannt
hat! Nicht das Kunst-
werk in seine Bestand-
teile aufzulösen, son-
dern es aus seinen zeit-
lich-individuellen Vor-
aussetzungen zu be-
greifen und in den gro-
ßen Zusammenhang des
Lebens einzuordnen, ist
die Aufgabe. Aber nicht
die einzige. Denn hin-
ter dem einzelnen Werk
steht ein überpersön-
lich Ewiges, das nicht
beschrieben, noch we-
niger als starres Idol
aufgestellt, wohl aber
als heimliches Agens
geahnt werden kann.
Im letzten Grunde ist
alles Kritisieren ein un-
bewußtes Vergleichen
des sinnlich vor Augen
stehenden mit dieser
übersinnlichen Instanz.
MAX KRUGER-BERLIN. »ELEKTR. WANDLAMPE«
302
MAX KRUGER—BERIIN.
gelangt, wenn er Distanz
wonnen hat und sich
in Ruhe der empfan-
genen Wirkung über-
lassen kann. Das for-
dertnicht allein die Ach-
tung vor dem eigenen
Beruf, sondern auch
die Billigkeit gegenüber
dem Künstler, der sich
mit einer absprechen-
den, aber durchdachten
Beurteilung abfinden
wird, nie aber mit einer
übereilten, die nicht
anders als ungerecht
sein kann. Vor allem
aber fordert es die Ehr-
furcht vor dem Kunst-
werk, die größer sein
sollte als die Bereitwil-
ligkeit unbilligen An-
sprüchen des Lesers ge-
genüber. — Denn letz-
ten Endes ist doch nur
die Kunst selber das
eigentliche und im
»DREIARMIGER LEUCHTER«
von den Dingen ge- Grunde einzige Objekt der Kritik. Wohl dem,
der es in Demut erkannt
hat! Nicht das Kunst-
werk in seine Bestand-
teile aufzulösen, son-
dern es aus seinen zeit-
lich-individuellen Vor-
aussetzungen zu be-
greifen und in den gro-
ßen Zusammenhang des
Lebens einzuordnen, ist
die Aufgabe. Aber nicht
die einzige. Denn hin-
ter dem einzelnen Werk
steht ein überpersön-
lich Ewiges, das nicht
beschrieben, noch we-
niger als starres Idol
aufgestellt, wohl aber
als heimliches Agens
geahnt werden kann.
Im letzten Grunde ist
alles Kritisieren ein un-
bewußtes Vergleichen
des sinnlich vor Augen
stehenden mit dieser
übersinnlichen Instanz.
MAX KRUGER-BERLIN. »ELEKTR. WANDLAMPE«
302