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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 51.1922-1923

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Ritter, Heinrich: Bücherfreude
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https://doi.org/10.11588/diglit.9144#0318

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Bücherfreude.

PROFESSOR ERNST AUFSEESER, AUSF: CATHLEEN AUFSEESER.

Aber man will die niedergerungenen Wider- chende, das Plauderhafte, das Menschennahe.
stände doch noch sehen. Man will gerade — Und was wissen die Formate zu erzählen!
noch sehen oder fühlen, daß da gerungen Im Anfang die Ausbildung des Buches zu einem
wurde. Eine Fertigkeit, die alle Widerstände Monument. Welch wichtige Sache ist solch ein
völlig und ohne Rest vertilgt hat, ist seelen- alter Foliant, was bedeutet schon sein Herab-
los und gleichgültig; sie interessiert uns nicht, holen vom Bücherspind, welche Tempelgefühle
Daß beim alten Buch trotz heißen Bemühens gibt das Aufschlagen, das stille Wandern von
oft die Zeilen etwas schwanken, daß der Blatt zu Blatt I Und daneben dann ein Bücher-
Druck das Buchstabenbild oft nicht messer- zwerg aus dem 18. Jahrhundert, scherzhaft und
scharf gibt, daß sich in ihm aus Material- oder gesellig, dem Menschen Untertan als Ding, als
Raumknappheit oft verschiedene Schriften und Spielzeug. Redete der alte Foliant mit Posau-
Grade launig mischen — dies sind ebenso- nenton und langem Atem, so flüstert und
viele Reize und verschwiegene Schönheiten, schäkert der Duodez- oder Sedezband mit zärt-
denn siegeben dem Buch das menschlich Anspre- licher verliebter Stimme, jederzeit bereit, in der

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