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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 51.1922-1923

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Menkes, Hermann: Zu den Bildern von O. Th. W. Stein
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https://doi.org/10.11588/diglit.9144#0334

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Zu den Bildern von O. Th. IV. Stein.

sagbare Anmut, den letzten künstlerischen Takt.
Das sagt aber von seinem Wesen nicht alles
aus. Ich glaube vielmehr, daß auf ihn in erster
Reihe seine Kindheitseindrücke wie für jede
poetische Natur bestimmend waren, und zwar
die Landschaft, auf die sein erster Blick fiel,
die Menschen, die seine erste Umgebung bil-
deten. Das alte Prag hat er zuerst gesehen, die
goldene Stadt, die Stadt der Erinnerungen, in
der jedes Haus ein Wahrzeichen des Vergan-
genen ist, und die böhmische Landschaft der
Ebenen und unendlichen Äcker, und eiae sla-
vische Menschenwelt, schwerblütig und zu stil-
lem, in sich gekehrtem Wesen geneigt.

Es paßt ganz zu ihm, daß er seine Welt aus
Frauen, Kindern und Blumen bildet. Er malt

mit Vorliebe Stilleben, auch wenn er Lebewesen
in seine Bilder hineinstellt. Charakteristisch, daß
der Mann sich seiner Darstellung bisher entzog.
Nur selten, wie ein Stück Traumlandschaft und
wie aus weiter Ferne, blickt die Natur in dieses
Märchen stummer Dinge und in sich versunkener
Lebewesen, So im „Lesenden Mädchen" von
1921. Und stärker tritt in Steins neuern Sachen
die Neigung hervor, die Fläche malerisch zu
beleben, sei es durch das Licht und farbigen
Zusammenklang, sei es durch schwingenden
Rhythmus von Linien und Gegenständen. Da
gibt es keine toten Stellen, sondern eine ge-
schlossene Einheit malerischer Anschauung.

Kontemplative Naturen, zu denen 0. Th. W.
Stein gehört, machen künstlerisch eine nur lang-
 
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