Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 51.1922-1923

DOI Artikel:
Menkes, Hermann: Zu den Bildern von O. Th. W. Stein
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9144#0336

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Zu den Bildern von Ö.Th. W. Stein.

same Entwicklung durch. Da fehlt alles Erup-
tive, die jähe Überraschung. Aber da er ein
Suchender ist und ein feines Ohr für die leisen
Stimmen der Zeit und ihrer Sehnsucht besitzt,
so ist ein Verfallen ins Manierierte kaum zu
befürchten. Diese Sehnsucht versteht der Künst-
ler in der Weise, daß er von einer mechani-
sierten Welt ins Reich der Seele flüchtet, ins
Stille aus dem Geräuschvollen, ins Gesammelte
aus den Irrnissen. Als Stufe seiner letzten
Entwicklung sehe ich es an, daß in seinen Bil-
dern die Schleier dünner werden, daß das Trübe
sich aufhellt und seine Farben zu noch innigem
Harmonien sich schließen. Seine Menschen-

körper bekommen etwas von irdischer Gebun-
denheit und stiller Sinnenfreude, wie in dem
reichen, fast schon prunkhaften Frauenbildois
von 1921 oder im „Trinkenden Mädchen".
Da ist das klopfende Herz von Menschen, eine
singende Freude im Rhythmus, in allem Blühen,
im Aufleuchten der Schönheit. Nachdrücklicher
auch erscheint alles Formhafte betont, ein Weg
ins Freie aus Verborgenheit und Einengung an-
gebahnt. Leben atmet Fläche und Raum.

Mag aber Steins weitere Entwicklung wie
immer sich gestalten, stets wird seine Kunst
den Stillen zugedacht sein, ein „gedämpftes
Saitenspiel" für die hingegeben Lauschenden, —
 
Annotationen