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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 51.1922-1923

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Schumacher, Fritz: Die Umgestaltung des Kölner Festungs-Gürtels
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https://doi.org/10.11588/diglit.9144#0368

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Die Umgestaltung des Kölner Festungs - Gürtels.

PROFESSOR FRITZ SCHUMACHER.

BLICK VOM WASSERBECKEN NÖRDLICH«

sammenhängenden Zug nicht unterbricht. Der
ringförmige grüne Kranz weitet sich zweimal in
radialem Sinne aus, einmal durch den Zusam-
menhang mit einem alten Friedhof, der zum
Park umgestaltet wird, und einmal durch einen
von einem kanalartigen Wasserlauf beherrsch-
ten Grünzug, der die Verbindung herstellt mit
Kölns einziger größerer Parkanlage, dem Stadt-
wald (Abb. S. 356 — 368).

So fügt sich ein fast 7x/2 km langer grüner
Promenadenstreif luftbringend in den Körper
der bestehenden Stadt ein. Er steht durch den
Stadtwald in Verbindung mit dem neuen Grün-
gürtel des äußeren Rayon, der sich in einer
Länge von 40 km entwickelt.

In der Schaffung dieses großen Grünsystems,
das gleichsam noch im letzten Augenblick in
die Steinmassen der Stadt eingebaut wird, liegt
die soziale Bedeutung dieser Rayongestaltung
für die Stadt Köln.

Diese Gesichtspunkte der Grünpolitik be-
rühren aber nur die eine Seite der Sache.

In Wahrheit handelt es sich um mehr, näm-
lich darum, ein Stück Großstadt auf der Grund-
lage neuartiger Gegebenheiten zu gestalten.
Und darin liegt vielleicht das allgemeine Inter-
esse an dieser Aufgabe.

Es ist erst bereits gesagt worden, daß das
Sondergesetz, um dessen Erfüllung es sich han-
delt, das Recht der Inanspruchnahme von 50 °/o
des Grund und Bodens nicht ohne Gegenleistung
gewährt, es verlangt einen durch städtebauliche
Mittel erzielten Wertausgleich. Es handelt sich
also bei der bodenpolitischen Transaktion um
ein Geschäft zwischen der Stadt und den Grund-
besitzern, das ohne Verlust für beide Teile
aufgeht. Dadurch ist dem Architekten ein be-
liebiger wohnungspolitischer Idealismus ver-
wehrt. Er kann sich nur unter ganz bestimmten

Zwängen bewegen und sein schwieriges Ziel
ist, durch die Kunst der Bewegung diese Zwänge
vergessen zu machen.

Neben der künstlerischen, gestaltenden Auf-
gabe, muß der Architekt das wirtschaftliche
Kunststück dieses Wertausgleiches vollbringen
und er muß es in einer wohnungspolitisch mög-
lichst erwünschten Form vollbringen.

Es ist hier nicht der Ort, im Einzelnen zu
schildern, wie er das fertig bringt. Er muß
seinen Plan so gestalten, daß vor allem durch
die vorteilhafte und sparsame Führung der
Straßen und durch den wirtschaftlichen Zu-
schnitt der Baublöcke bodenpolitische Wert-
steigerungen erzielt werden.

Da dem ganzen Gebiete bauliche Beschränk-
ungen auferliegen, die eine sozial und hygienisch
einwandfreie Art der Bebauung garantieren, —
beispielsweise das Verbot aller Hinter-
flügel, — so ist vor allem wichtig, die Blöcke
so auszuschneiden, daß der Bauende unter Ein-
haltung dieser Beschränkungen doch die ganze
Fläche seines Platzes ausnutzen kann, die das
Baupolizeigesetz ihm hier erlaubt (50 °/o). Um
dabei das soziale Ziel zu erreichen, dieses Ge-
biet möglichst weiten Kreisen zugänglich zu
machen, muß dieser Zuschnitt der Baublöcke
zugleich alles möglichst vorteilhaft für das Er-
stellen von Kleinwohnungen vorbereiten.

Diese wirtschaftlich-sozialen Gesichtspunkte
regieren die Gestaltung des Planes unsichtbar
in erster Linie, erst innerhalb des durch sie
gegebenen Rahmens, oder richtiger gesagt, im
ständigen Wechselspiel mit ihnen vermögen sich
die künstlerischen Absichten zu entfalten.

Ein wesentliches Ziel dabeiist, vermöge jener
unsichtbaren geistigen Mittel das gröbste der
wertsteigernden Mittel, die Höherzonung
der Bebauung möglichst einzuschränken. Im
 
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