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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 51.1922-1923

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Schumacher, Fritz: Die Umgestaltung des Kölner Festungs-Gürtels
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https://doi.org/10.11588/diglit.9144#0373

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Die Umgestaltung des Kölner Festungs-Gürtels.

PROFESSOR FRITZ SCHUMACHER.

»KLEINWOHNUNGEN U. VOLKSWIESEN«

und ihre Bedeutung nicht zugeschnitten sind
und höchstens nachträglich mühsam zugeschnit-
ten werden können. Selbst gute Leistungen
vermögen dadurch im Gewirr des Zufälligen
nicht die Rolle zu spielen, die ihnen zukommt.
Will man zu besseren Ergebnissen einer künf-
tigen Großstadt kommen, so muß man die Dinge
so zu leiten versuchen, daß die öffentlichen
Bauten an die Stellen kommen, wo sie die er-
wünschten Betonungen geben und für ihre Ent-
wicklung alles vorteilhaft zugeschnitten ist.

Das heißt praktisch gesprochen: bei der
großen Umlegung muß der Besitz der Stadt sinn-
voll so ausgewiesen werden, daß er die Bau-
plätze der öffentlichen Gebäude umfaßt; aber
mehr als das, diese Bauplätze müssen in ihren
Beziehungen zur Umgebung so vorbereitet sein,
wie es sowohl den praktischen Forderungen
als auch den ästhetischen Absichten des künf-
tigen Bauwerks gemäß ist. Bei vielen Bauten,
für die sich gegenwärtig nur ein imaginäres Pro-
gramm aufstellen läßt, ist das natürlich nur in
sehr allgemeinen Zügen möglich und es wird
geboten sein, ihre Bauplätze so vorzubereiten,
daß sie möglichst wenig in Form und Wesen
gebunden sind. Bei vielen anderen Bauten, in-
sonderheit bei Schulen und Kirchen, läßt sich
Programm und Lage schon heute durch Ver-
handlungen feststellen, sodaß hier die Gestal-
tungen den Charakter des Vorprojekts eioes
gut vorbereiteten Wettbewerbs tragen. Das in
Rede stehende Gebiet wird nun, da es die einzige
Freifläche zwischen zwei engbebauten Ringen
der Stadt darstellt, Träger fast aller öffentlichen
Bauten werden müssen, die in den nächsten

Jahrzehnten im linksrheinischen Köln etwa not-
wendig werden könnten. Deshalb mußte hier
unter anderem eine große Gruppe wissen-
schaftlicher Bauten vorbereitet werden (Abb.
S. 367), für Konservatorium, Volkshäuser und
Verwaltungsgebäude mußte Vorsorge getroffen
werden, daneben aber ergab sich das natür-
liche Bedürfnis für 16 Schulen allen Grades
und für sieben katholische sowie zwei prote-
stantische Kirchen.

Alle diese Bauten mußten durchprojektiert
werden, als gälte es, sie jetzt zu bauen, mit dem
einzigen Zweck, ihre Bauplätze in festumrissener
Form in das Gefüge des Planes einzupassen und
grundbuchmäßig festlegen zu können. An einem
dieser Aufgabenkreise, dem der katholischen
Kirchen, sei dieses Stück Arbeit illustriert (Abb.
S. 370). Es ist die Beziehung der Massen zu
ihrer Umgebung, zu den Grünanlagen und den
Straßenlrakten und die Möglichkeiten der bau-
lichen Betonung, was in ihnen studiert ist.

So ist es nicht die ausschweifende Phantasie
utopistischer Gegenwartshoffnungen, was in
diesem Plan seinen Niederschlag gefunden hat,
sondern ein Programm, das, wenn man es nicht
preisgeben wollte, jetzt aufgestellt werden
mußte, da jetzt die Aufteilung des Grund und
Bodens feste und schwer wieder venückbare
Formen gewinnen muß. Es handelt sich um
eine Arbeit, die unabhängig vom schicksalver-
knoteten Tempo der wirklichen Entwicklung
jetzt zu leisten war. Das ist gerade in Köln viel-
fach verkannt worden, wo man die eigentümlich
bedingte städtebauliche Notwendigkeit als un-
begreiflich unzeitgemäße Bausucht nahm.

SCH.
 
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