Das Haus L. in Hamburg,
EDUARD PFEIFFER • HAUS L. IN HAMBURG.
VORRAUM DER SCHLAFZIMMER MIT SCHRANKEN.
glatt geputzten Wänden sitzen die Plastiken in
Stuck; aber es ist nicht der rasch und lieblos
aufgetragene Gipsstuck, sondern der edle,
gleichsam weiche, wächserne Stucco-lustro,
bei dem der Gipskern so intensiv durch den
Auftrag von Ölfarbe behandelt ist, daß er wie
poliert erscheint und alle Lichter fängt. Maha-
goni und Nußbaum sind die Hölzer des Par-
ketts. Die Stühle deckt roter Sammt, schön,
alt, wohlig, von jenem angenehmen Rot, das
die Vorstellung von Wärme und edlem Be-
hagen erweckt. Die acht Achsen des Raumes
münden in Nischen. In dreien sitzen die Fenster,
die mit denen der Wohndiele korrespondieren.
In drei anderenTüren zur Wohndiele, zum Musik-
zimmer, zur Anrichte. In den beiden Nischen,
die den Zugang zur Bibliothek-Wohndiele flan-
kieren, sind ausgezeichnete Figuren Wackeries:
festlich grüßen sie in ihrer edlen Vergoldung.
Ein schöner alter Lüster sorgt für reiches Licht.
Das Musikzimmer ist ganz Sachlichkeit, von fest-
licher Leere, aber zugleich von einem farbigen
Duft, daß man das Gefühl hat, man sitze unter
einem blühenden Kirschbaum. Ein ganz zartes
Grün wird gehoben durch leichte Bemalungen
und dezente Vergoldung. Ein Leuchter mit
schönen Bergkristall - Behängen funkelt sein
Licht auf einen in Farben blühenden Teppich.
Bis zu der Decke reicht die Vertäfelung, bis
zum Fußboden die Fenster, hier wie überall
im Erdgeschoß; bewirkt ist dadurch die schlanke,
fließende Ruhe, die durch Unterbrechungen in
der Wand zerschlagen worden wäre. Prächtig
ist die Akustik des Raumes. Seine Schlichtheit
trotz des erquickenden und verjüngenden Far-
benakkords ist die Ursache der schönsten Kon-
zentration, der Möglichkeit eines vollständigen
Versenkens in die Welt der Töne.
Das Herrenzimmer ist von hoher Sachlichkeit,
ganz ohne jenes behäbige Arbeitsprotzentum,
das man sonst durch überschwere, wuchtige
Möbel und durch wichtigtuende Konferenz-
Stimmung in solche Räume trägt. Sachlich ist
auch das Schlafzimmer des Herrn, sachlich die Bä-
der, die im ersten Obergeschoß angeordnet sind.
Eine Raumschöpfung von erlesener Zartheit
ist das Schlafzimmer der Dame. Den Farbton
bestimmt ein prächtiger Teppich, also auch hier
eine „Gegebenheit", aber eine vollkommene.
Ein Himmelbett steht da. Der Himmel ist außen
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EDUARD PFEIFFER • HAUS L. IN HAMBURG.
VORRAUM DER SCHLAFZIMMER MIT SCHRANKEN.
glatt geputzten Wänden sitzen die Plastiken in
Stuck; aber es ist nicht der rasch und lieblos
aufgetragene Gipsstuck, sondern der edle,
gleichsam weiche, wächserne Stucco-lustro,
bei dem der Gipskern so intensiv durch den
Auftrag von Ölfarbe behandelt ist, daß er wie
poliert erscheint und alle Lichter fängt. Maha-
goni und Nußbaum sind die Hölzer des Par-
ketts. Die Stühle deckt roter Sammt, schön,
alt, wohlig, von jenem angenehmen Rot, das
die Vorstellung von Wärme und edlem Be-
hagen erweckt. Die acht Achsen des Raumes
münden in Nischen. In dreien sitzen die Fenster,
die mit denen der Wohndiele korrespondieren.
In drei anderenTüren zur Wohndiele, zum Musik-
zimmer, zur Anrichte. In den beiden Nischen,
die den Zugang zur Bibliothek-Wohndiele flan-
kieren, sind ausgezeichnete Figuren Wackeries:
festlich grüßen sie in ihrer edlen Vergoldung.
Ein schöner alter Lüster sorgt für reiches Licht.
Das Musikzimmer ist ganz Sachlichkeit, von fest-
licher Leere, aber zugleich von einem farbigen
Duft, daß man das Gefühl hat, man sitze unter
einem blühenden Kirschbaum. Ein ganz zartes
Grün wird gehoben durch leichte Bemalungen
und dezente Vergoldung. Ein Leuchter mit
schönen Bergkristall - Behängen funkelt sein
Licht auf einen in Farben blühenden Teppich.
Bis zu der Decke reicht die Vertäfelung, bis
zum Fußboden die Fenster, hier wie überall
im Erdgeschoß; bewirkt ist dadurch die schlanke,
fließende Ruhe, die durch Unterbrechungen in
der Wand zerschlagen worden wäre. Prächtig
ist die Akustik des Raumes. Seine Schlichtheit
trotz des erquickenden und verjüngenden Far-
benakkords ist die Ursache der schönsten Kon-
zentration, der Möglichkeit eines vollständigen
Versenkens in die Welt der Töne.
Das Herrenzimmer ist von hoher Sachlichkeit,
ganz ohne jenes behäbige Arbeitsprotzentum,
das man sonst durch überschwere, wuchtige
Möbel und durch wichtigtuende Konferenz-
Stimmung in solche Räume trägt. Sachlich ist
auch das Schlafzimmer des Herrn, sachlich die Bä-
der, die im ersten Obergeschoß angeordnet sind.
Eine Raumschöpfung von erlesener Zartheit
ist das Schlafzimmer der Dame. Den Farbton
bestimmt ein prächtiger Teppich, also auch hier
eine „Gegebenheit", aber eine vollkommene.
Ein Himmelbett steht da. Der Himmel ist außen
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