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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 55.1924-1925

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Usinger, Fritz: Hessische keramische Manufaktur A.-G.: Künstlerische Leitung: Well Habicht
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Roesserl: Dilletanten
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https://doi.org/10.11588/diglit.9178#0206

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Hessische keramische Manufaktur A.-G.

nun ein fast lebensgroßer weiblicher Akt oder
eine kleine Tierfigur. Und gerade bei diesen,
den vielen schönen Tieren, die er geformt hat
(Ente, Elefant,Fuchs, Schildkröte, Kakaduu. a),
offenbart sich in dem bescheidenen Vorwurf
besonders deutlich das künstlerische Prinzip:
Eigentümliche Lebendigkeit bei einfachster,
stiller, ruhender, fast akustisch lautlos wirken-
der Aufteilung und Gliederung der Masse.
Manchmal rührt die Einfachheit ans Naive und
schöpft dann wohl gern und bewußt aus guter,
handwerklicher, bäuerlicher Tradition (bemalte
Teller, Schüsseln und Krüge). Vasen und Scha-
len zeigen farbige Glasur ohne Manier und
Sucht nach auffallendem Effekt. Es sind Ge-
bilde, aus einem natürlichen Empfinden für
Form geboren, deren befriedete Wölbung die
Hand immer wieder gerne liebkost. Eine recht
schwierige Aufgabe hat sich Well Habicht in
einer Figurenreihe zeitgenössischer Typen ge-
stellt, von denen drei — Mann am Bahnhof,
Tänzerin, Fabrikarbeiter — in Abbildungen
hier wiedergegeben sind. Zu dieser Reihe ge-
hören noch: Gärtnerin, Zeitungsleser, Redner,
Spaziergänger, Denker, Radfahrerin. Manche
dieser Vorwürfe, wie z. B. Mann am Bahnhof,
Zeilungsleser, Radfahrerin, werden sicherlich

zum erstenmal überhaupt plastisch behandelt.
Das Gewagte des Unternehmens bestand in der
Einbeziehung zeitgenössischen, mit der Zeit
auch wieder seine Geltung verlierenden Re-
quisits in den Bezirk plastischer Dauer. Mit
welcher Vorsicht Habicht zu Werke ging und
nur unmittelbar Verständliches verwandte, zeigt
deutlich der „Mann am Bahnhof". Auch hier
hat Habicht nichts versucht, was seinem bild-
nerischen Prinzip zuwiderliefe. Das plastische
Gesetz geht ihm über alles und läßt sich nie-
mals besiegen von irgendwelchem Gegenständ-
lichen. Stoffliches Teilinteresse zerbricht nie-
mals die Einheit der Figur. Und niemals ver-
letzt er die Natur und die Möglichkeiten seines
einfachen und ursprünglichen Materials: der
geformten und gebrannten Erde. . . fr. usinger.
A

DILETTANTEN. Am Beginn seiner künst-
lerischen Arbeit hatte Gauguin Gelegen-
heit, Manet eines seiner Bilder zu zeigen. Ma-
net war freundlich anerkennend. Bescheiden
und voll Respekt vor dem bewunderten Mei-
ster wehrte Gauguin beschämt ab: „0 Meister,
ich bin ja nur ein Dilettant!" „Das stimmt
nicht," sagte Manet, „Dilettanten sind nur die,
welche schlecht malen." roessler »Malkasten«

W. K. SCHADE BKRI.IX. KAMIXGERÄT MESSTXG.

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