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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 55.1924-1925

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Grunauer, Erm.: Der Maler Arthur Grimm
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https://doi.org/10.11588/diglit.9178#0309

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ARTHUR GRIMM—BADEN-BADEN.

»LANDSCHAFT BEI LICHTENTAL«

DER MALER ARTHUR GRIMM.

Das Ringen um die passende Form für stark
gefühlten Inhalt, oder um den passenden
Inhalt für klar gesehene Formen kennzeichnet
wesentlich künstlerisches Ringen überhaupt.

Verzweifelte Betonung des Einen (aus ein-
seitigem Reichtum heraus), bewirkt oft kata-
strophale Vernachlässigung des Andern. Und
das ist auch im großen und ganzen der eigent-
liche Ursprung der verschiedenen Arten von
,,-ismen" : daß sie dem Einen oder Andern mehr
oder weniger parteiisch dienen wollen.

Fast jeder Kunst jünger ist in der Phase seines
„Sturm und Drang" Anhänger formlosen Füh-
lens (meist mangels Beherrschung seiner Mittel),
später jedoch, in der Phase der sogenannten
„Abgeklärtheit" Verteidiger des Formalismus.

Demnach könnte also als untrüglicher Maß-
stab für den Wert eines Kunstwerkes (im Sinne
möglichst naher Vollkommenheit) jene Emotion

gelten, die vor dem Kunstwerk vergessen läßt,
wo Form, wo Inhalt beginnt und aufhört.

Aber gerade in Zeiten großer Umwälzungen
wird dieses Gleichmaß von Schauen und Sehen
schwerer denn je erreicht. Erfreulich ist es
darum, einem jener Künstlermenschen zu be-
gegnen, die still und sicher den Weg gehen, den
eigenes Fühlen und Wollen ihnen vorschreibt.

Eine solche Begabung ist der Maler Arthur
Grimm. Als ich vor Jahren eine seiner Arbei-
ten zufällig sah, mußte ich länger davor ver-
weilen, als das Werk an sich es vielleicht erfor-
derte. Denn, wenn auch damals noch der Stoff
den Bildner überwältigte, so war es schon ein
Kampf, von dem man wußte: noch unterliegt der
Künstler, noch wird der Geist der Materie nicht
Herr. Aber schon durfte man hier von einer
jener „siegreichenNiederlagen" sprechen, deren
Erfahrung mehr bereichern, als manche Siege.

XXVIII. Februar 1925. 4
 
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