Zur Soziologie der Kunst
sprechung des absolutistischen Staatsprinzips
auf die Kunst darstellt, nach eben diesem Prin-
zip auch für die Kunst Gesetze aufstellte, nach
denen sie sich zu richten habe (wo sie sich
doch nur nach ihren eigenen Gesetzen richten
kann) — während also die normative Ästhetik
von oben her, von obersten Zwecken her Form-
prinzipien ableitete und die Kunst mehr und
mehr aus dem Wirklichkeitsbereiche entfernte,
bis zum l'art pour l'art-Prinzip isolierte, wird
durch die soziologische Betrachtung die Kunst
wieder zu einer relativen, den sozialen Mäch-
ten verhafteten Objektivierung der Zeit. Aus
der Sphäre der Abstraktion, der Autonomie
tritt sie wieder in den vollen, vieldeutigen und
widerspruchsvollen Bereich der Wirklichkeit.
Absolute Kunst gibt es so wenig wie den ab-
soluten Künstler; eine Erkenntnis, die Goethe
als größtes Beispiel durch alle Wandlungen hin
verwirklicht hat.
Wenn wir nun, um ins Konkrete einzutreten,
etwa die Kunst unserer Gegenwart zu einem
Thema der Soziologie bearbeiten wollen, so
würden sich, um nur einige zu nennen, etwa
folgende Fragestellungen ergeben:
Die Beziehungen zwischen dem heutigen
Wirtschaftssystem und der Kunst.
Die Wirkung der zunehmenden Vertrustung
auf die Erscheinung der Kunst.
Die Wirkungen von Krieg, Revolution, In-
flation auf die Kunst.
Die Beziehungen der organisierten Massen
zur Kunst.
Der Hochkapitalismus der Großstadt in sei-
nen Beziehungen zur Kunst.
Die Auswirkungen und Folgen der sozialen
Umschichtung, insbesondere die Auflösung
der früheren kulturell tragenden Mittel-
schicht auf die Kunst.
Die Soziologie des Kunsthandels und Aus-
stellungswesens.
Und schließlich die soziologische Stellung
des heutigen Künstlers selbst. — Das wären
ein paar soziologische Fragestellungen.
Um den Ort zu erkennen, den die Kunst in
unserer geschichtlich gegebenen Situation ein-
nimmt, würden sie gute Dienste leisten. Dort,
wo man Kunst noch als Sondererscheinung
heraushebt, wo man sie isoliert, um sie dann
als Totalität zu betrachten, wo man den Künst-
ler als einen besonderen, jeder Bindung und
Einschränkung enthobenen Typus nimmt, wird
die Frage nach der Wirklichkeit garnicht gestellt.
Wo man zur Erklärung ein Prinzip benutzte,
sprechung des absolutistischen Staatsprinzips
auf die Kunst darstellt, nach eben diesem Prin-
zip auch für die Kunst Gesetze aufstellte, nach
denen sie sich zu richten habe (wo sie sich
doch nur nach ihren eigenen Gesetzen richten
kann) — während also die normative Ästhetik
von oben her, von obersten Zwecken her Form-
prinzipien ableitete und die Kunst mehr und
mehr aus dem Wirklichkeitsbereiche entfernte,
bis zum l'art pour l'art-Prinzip isolierte, wird
durch die soziologische Betrachtung die Kunst
wieder zu einer relativen, den sozialen Mäch-
ten verhafteten Objektivierung der Zeit. Aus
der Sphäre der Abstraktion, der Autonomie
tritt sie wieder in den vollen, vieldeutigen und
widerspruchsvollen Bereich der Wirklichkeit.
Absolute Kunst gibt es so wenig wie den ab-
soluten Künstler; eine Erkenntnis, die Goethe
als größtes Beispiel durch alle Wandlungen hin
verwirklicht hat.
Wenn wir nun, um ins Konkrete einzutreten,
etwa die Kunst unserer Gegenwart zu einem
Thema der Soziologie bearbeiten wollen, so
würden sich, um nur einige zu nennen, etwa
folgende Fragestellungen ergeben:
Die Beziehungen zwischen dem heutigen
Wirtschaftssystem und der Kunst.
Die Wirkung der zunehmenden Vertrustung
auf die Erscheinung der Kunst.
Die Wirkungen von Krieg, Revolution, In-
flation auf die Kunst.
Die Beziehungen der organisierten Massen
zur Kunst.
Der Hochkapitalismus der Großstadt in sei-
nen Beziehungen zur Kunst.
Die Auswirkungen und Folgen der sozialen
Umschichtung, insbesondere die Auflösung
der früheren kulturell tragenden Mittel-
schicht auf die Kunst.
Die Soziologie des Kunsthandels und Aus-
stellungswesens.
Und schließlich die soziologische Stellung
des heutigen Künstlers selbst. — Das wären
ein paar soziologische Fragestellungen.
Um den Ort zu erkennen, den die Kunst in
unserer geschichtlich gegebenen Situation ein-
nimmt, würden sie gute Dienste leisten. Dort,
wo man Kunst noch als Sondererscheinung
heraushebt, wo man sie isoliert, um sie dann
als Totalität zu betrachten, wo man den Künst-
ler als einen besonderen, jeder Bindung und
Einschränkung enthobenen Typus nimmt, wird
die Frage nach der Wirklichkeit garnicht gestellt.
Wo man zur Erklärung ein Prinzip benutzte,