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Lucka, Wilhelm [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 27): Landkreis Uelzen — Braunschweig, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.44438#0067
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seite besitzt eine ursprüngliche Utlucht an der
rechten Seite.
1788 ergänzte ein zweistöckiger giebelständi-
ger Fachwerkbau mit leichten Geschoßaus-
kragungen die Gruppe (Nr. 38). Ein kleines
Fachwerkhaus, ursprünglich mittraufseitigem
Eingang von der Pastorenstraße, bildet den
Abschluß der Reihe (Nr. 30, Ende 18. Jh.).
Heiligen-Geist-Kapelle am Lüneburger Tor
Als erste Kapelle wurde Anfang des 14. Jh. die
Heiligen-Geist-Kapelle nahe am Lüneburger
Tor gestiftet. Der Bau und die Besetzung mit
einem Geistlichen wurde 1322 vom Bischof
von Verden bestätigt. 1324 wurde sie durch
ein Hospital, später auch durch ein Pilgerrast-
haus ergänzt. Die Kapelle ist ein einschiffiger
Backsteinbau. Der Haupteingang in der zur
Lüneburger Straße gewandten Giebelseite
wird durch ein aus Formziegeln gemauertes
Portal eingefaßt, darüber ragt der durch Putz-
blenden belebte Giebel über die Dachlinie des
erneuerten heutigen Daches hinaus. Dem
schlichten Schiff wurde 1446 bei einer grund-
legenden Erneuerung ein Chor mit 5/10-
Schluß angefügt, in dessen Fensteröffnungen

später die heute restaurierten Glasmalereien
der St. Viti Kapelle aus der Zeit um 1420 ein-
gearbeitet wurden. Erwähnenswert ist der um
1515 angefertigte Flügelaltar.
DIE BÜRGERHÄUSER AUS DER ZEIT
VOR DEM BRAND VON 1646
1646 wurde durch ein Großfeuer, das seinen
Ausgang in der Mühlenstraße nahm, die Stadt
zu 2/3 zerstört. Insgesamt brannten 160 Bür-
gerhäuser ab. Abgesehen von mehreren mit-
telalterlichen Gewölbekellern unter Häusern
der Lüneburger Straße sind nur zwei Zeugnis-
se der Bürgerhäuser vor dem Brand erhalten.
Nur noch ein Fragment ist der in der 1. Hälfte
des 15. Jh. entstandene Schaugiebel des so-
genannten Gildehauses in der Veerßer Straße
(Nr. 18). Kräftige Pfeiler aus wechselnd roten
und schwarz glasierten Formziegeln gliedern
den Giebel, dessen gekuppelte Fenster in ver-
tikal unterteilten, mit Spitzbögen geschlosse-
nen Nischen liegen. Die Staffeln des früheren
Treppengiebels wurden bereits im 19. Jh. auf-
gefüllt. Das Erdgeschoß wurde seit Beginn
dieses Jahrhunderts mehrfach umgebaut.

Lüneburger Straße, Heiligen-Geist-Kapelle, 1322 Veerßer Straße 18, Giebel, 1. Hälfte 15. Jh.


Achterstraße 9,11, ehern. Speicher, 1647


Dieses Beispiel weist ebenso wie die Probstei
und einige auf dem Merianstich „Ultzen wie
solche vor dem Brandt ausgesehen“ erkenn-
bare Bürgerhäuser auf die Verbreitung des
giebelständigen Bürgerhauses mit einer aus
Ziegeln gemauerten Fassade hin. Die Gestal-
tung folgte dabei dem Stil der Norddeutschen
Backsteingotik, wobei besonders die Bauten
des benachbarten Lüneburgs als Vorbild ge-
wirkt haben mögen. Fraglich ist allerdings, ob
aus den vorhandenen Zeugnissen auf das
Vorherrschen der Backsteinbauweise in Uel-
zen geschlossen werden kann.
An der Lüneburger Straße steht der einzige
Fachwerkbau aus der Zeit vor dem Brand (Nr.
34). Der Mittelteil des früheren Akzisen-Ein-
nehmerhauses, das unmittelbar an der ent-
lang der Stadtmauer verlaufenden Gasse lag,
dürfte wohl gegen Ende des 16. Jh. entstan-
den sein. Das zweigeschossige Haus ist be-
reits in Stockwerkzimmerung ausgeführt. In
seiner zur Gasse gelegenen Traufwand sind
die Hölzer mit verschiedenen Kerbschnitze-
reien verziert. Auffällig ist besonders das
Knaggenbündel des Eckständers, an den sich
der Vorderbau aus dem beginnenden 17. Jh.
anschließt. Der Straßengiebel wurde um 1870
mit einer Ziegelfassade versehen. In dem
Fachwerk-Hintergebäude am Schnellenmarkt
befand sich noch im 19. Jh. eine Schmiede.
DIE BÜRGERHÄUSER AUS DER ZEIT
VON 1647 BIS 1826
Die nach dem Brand von 1646 erbauten Bür-
gerhäuser sind durchweg zwei- bis vierge-
schossige giebelständige Fachwerkbauten,
die durch eine Längsdurchgangsdiele er-
schlossen werden. Neben der Diele waren
normalerweise zur Straße hin die Stube und/
oder das Kontor, in der Mitte und zum Hof hin
die Küche und die Kammern angeordnet. Das
Erdgeschoß und ein niedriges Zwischenge-
schoß wurden in Geschoßbauweise miteinan-
derabgezimmert, während die als Lagerräume
dienenden Obergeschosse leicht auskragend
in Stockwerkzimmerung aufgesetzt wurden.
Auch das Gasthaus Uelzener Hof (Lünebur-
ger Straße 47) wurde 1647 ursprünglich als
giebelständiges Haus mit nur einer Utlucht er-
baut und durch einen Anbau im Jahre 1701
zum traufständigen Haus. Seine reiche Ran-
kenornamentik wurde 1913 freigelegt. Neben
den Häusern Bahnhofstraße Nr. 40, 42 sind
auch im Giebeldreieck des ansonsten ver-
putzten Hauses Lüneburger Straße 17 ähnli-
che Schnitzereien erhalten.
Bei den späteren Häusern dieses Typus wird
der Schmuck im wesentlichen auf gerundete
Füllhölzer und Spruchschriften auf den
Schwellen reduziert, wie bei Lüneburger Stra-
ße 11 aus dem Ende des 17. Jh. Bei dem klein-
bürgerlichen Eckbau an der Hospitalstraße
(Lüneburger Straße 29), um 1700 erbaut, ist
auch eine eventuell früher vorhandene
Spruchinschrift nicht mehr erhalten.
Die Giebelständigkeit als dominierendes
Merkmal blieb auch im 18. Jh. bestehen, die
gemischte Zimmerungsart wurde jedoch zu-
gunsten der reinen Stockwerkzimmerung auf-
gegeben. Lüneburger Straße 3 (1748), Nr. 5

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