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Brands. So gut ich'S gekonnt. — Gute Nacht,
Herr Ritter.
Goto. Gute Nacht, Freunde. — ES gmg' ex-
kellenr.
Adam. Man muß zu geschehenen Dingen immer
-aS beste reden-
Golo. Meister, es ist unvergleichlich gegangen.
Gewiß.
Adam. Gute Nacht, Herr Nitter. calle ab)
Math. Bist du allein Golo? — ES ist dunkel.
Kolo. Und trüb' und traurig dazu, der schönste
Stern verschwunden, der diese Nacht erhellt, jetzt spürt
man nichts Erfreulich«; mehr.
Math. Sauber Compliment für mich.
Golo. Wie ist'ö? bringt ihr dem Gefangnen
Futter?
Math. Kirchen und Bisquit. Sei morgen in aller
Frühe bei mir.
Golo. Will bis dahin nicht schlafen.
Math. Wäre ungesund.
Golo. Alles eins, gesund oder nicht, so an der
Mauer klebend, an der Seite hier, wo der Engel saß.
Math. Nichts weiter, ich sorge, man belauscht
uns.
Golo. DaS einzige nur: wie hat sie die Musik
ausgenommen? hat's ihr gefallen?
Math. Ich höre jemand drinne. AdjeS Ritter. —
Hoffe das' beste!
Golo. Hoffen.' o hoffen! darf ich?
Math. Hoffen ist wenig. Gute Nacht, lab)
Golo. Hoffen — Alles! der Vorhof des Himmels;
was hielte länger Welt und Himmel aneinander, wenn
Hofnung und Liebe nicht wär? ES zerstiebte ja alles;
müßtet dann auch scheiden , holdseelige Lichter da oben
am blauen Firmament: brennt fort, küßt noch ein Weil-
chen euch mit euren lieblichen Stralen!
Die ihr dort oben brennt »
Und keusche Flammen kennt
Keusch — reiner Genuß ist auch keusch. — O Wesen
aller Wesen, o Geist der alles umfaßt, beseelt und trägt,
guck' auf und schwing mich dahin! — Sie — ich soll
hoffen. — Ha, es könnte doch wohl noch möglich wer-
den. — Möglich? daran wagt'ich alles, alles, alles
was hier unter Sonne und Mond, alles was der zärt-
lichste Anbether vermag, alles — ob sie auch je an mich
gedacht? — Vielleicht weiß Mathilde mehr noch — ah
— hier will ich auf und ab die süße Luft ««schlürfen^
die ihre schöne Wange gekühlt, darein sie ihren balsa-
samische» Athem ergoß; begrabt mich hier- wenn ich
einst sterbe^ mein Leib wird nicht in Stand zerfallen,

alle meine erstorbenen Adem werden in ein neues Leben
zurück dringen und wie Blumen durch die Erde zu die-
ser Luft empor schiessen. - Du Engel, holder süsser
Engel. Wo sie jetzt ruht, das Küßen das ihre Wange
-rückt, die Kammer die sie verschließt, — ob sie jetzt
schon die Augen geschlossen? die Augen, die eine Welt
von Seeligkett umfangen. — Wer doch der Schlum-
mer seyn könnte, auf solch einem Paar Wimpern zu
ruhn,— ewiger reicher Himmel! ist eS bald, eh ich
verschmachte? — Dein Auge wird mich noch leiten in's
Grab, in's finstre Grab, Feins-Liebchen thu nicht schei-
den. Kalter Tod, warmes Leben, alles um sie, die
Welt, das Universum, um einen einzigen Druck. —
Schlaf wohl und süß, Liebchen zart,
Auf deinem Mund meine Himmelfahrt, c ab z
'je-,- V
Nro. III.
Sechste Scene.
lVlatz vor dem Schloß zu Raurenburg.)

Ein Nöhrbrunnen hinten, worauf Brandfuchs als Schäfer sitzt
und singt.
Mein Grab sei unter Weiden
Am stillen dunkeln Bach,
Menu Leib und Seele scheiden,
Läßt Herz und Kummer nach,
Vollend' bald meine Leiden,

Mei» Grab sei unter Weiden
Am stillen dunkeln Bach —
Die schöne Gräfin stirbt nun auch, bald ist's vorbei.
Mein Grab sei unter Weiden
Am stillen dunkeln Bach-

Werde sie von nun an nicht mehr Morgens und Abends
am Söller hervortrelen sehn, wenn ich zur Tränke trieb
und dazu ein trauug Stückchen sang. — Da war mir
Winter und Sommer eins und auch der Lohn nrcht ge-
ring. — Wie wenig Wochen dauert der Frühling, wie
wenig alles. Ich will fort, die Gegend stirbt auch hier-
um, irgend in der weiten Welt den Zaun suche«», wor-
an mein Glück ein bischen blüht.
Vollend' bald meine Leiden,



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Herz^qreift, ^verflossene Zeiten wieder zurück rückt, es
wehet einem durch die Seele so nahe, als konnte manS
nochmals zu sich ziehn, und noch ist es vorder, auch f«w
immer, — Wolken, Rauch und nächtlrchcr Nebel, —
uh! was I^-^ mich^ LUr
immer nochlustig^,H' alä Gtirkner war,! ? ^

Mein Grab sei unter Weiden
Am stillen dunkeln Bach —
Golo, den Jagdspieß in der Hand.
Golo.^ Ein thöricht Ding, wie einem Gesang an'S
wehet'einem durch die Seele so nahe, als könnte man's
nochmals zu sich ziehn, und noch ist es vorder, auch für
immer, — Wolken, Rauch und nächtlrchcr Nebels
uh! waS kümmert mich das all? Jst's vorder Alsts vor-
bei. — Guten Tag, Brandfuchs, bist du als Schäfer
immer noch so lustig, als du als Gartner warst?
Brandfuchs. Trerb es eben so durch, wre man
kann, ein Himmel oblr uns, aber drunter h^
Arten sich hie Zeit zu vertreiben, lagt bas Sprichwort.
 
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