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Gans'/ wie di- lieben Gänse all, wegen mannichfaltigen
Verdiensten, und besonders der Schreibfedcrn wegen,
welche den ganzen papiernen Himmel entworfen, auch
wurden ste getröstet, und auf doppelte Gage gesetzt,
weil ihnen ein Loch in ihrem Himmel war gerissen wor-
den, und ihnen die in Zorn und Unmuth abziehende
Thiere ganze Flederwische ihrer Federn auSgerissen und
mitgenommen hatten. Also fand Et. Petrus bey seiner
Rückkunft von Warteinwcil durch seiner Geiß unordent-
liche Gesinnung den ganzen Thiergarten verabschiedet,
und machten ihm die Heiligen noch Vorwürfe oben drein,
und zog er darum auf eine Zeitlang von dannen, bis
die Sache zur Ruhe gekommen. Auf solcher Reise traf
er den guten Landsknecht, und da ste beyde von mil-
den Gaben lebten, so machten ste den Vertrag, was sie
erbettelt mit einander zu theilen; da ste nun an einem
Abend im WirthShauß stch ihre Beute vorzeigten, hatte
der Landsknecht einen Hasen, Peter aber drey Goldgul-
den gewonnen; -er Hase ward an den Spieß gesteckt,
und der Landsknecht verrichtete was des Kochs Sache
ist, St. Peter aber suchte seine drey Goldgulden, die m
kleiner Scheidemünze waren, auseinander, der Lands-
knecht aber könnt cs nicht erwarten, und fraß derweil
des Hasen Herz und Leber zum voraus auf, da nun der
Hase gebraten war und aufgetragen, zerlegte ihn St.
Peter in zwey gleiche Theil, aber das Herz war nicht
da, auch fehlt die Leber, da schwur der Landknecht hoch
und theuer, daß er ste nicht gegessen habe; St. Peter
glaubts, und machte nun aus seinen drey Goldgulden
drey Haufen; für wen soll der dritte Haufen, fragte
der Landsknecht, für den, der das Hasenherz gestohlen,'
sagt St. Petrus, da strich der Landsknecht die zwey
Gulden ein, und sprach: ich hab das Herz gefressen,
und damit lief er davon; St. Petrus sprach: so mag
das Hasenherz deiner Natur werden, und kehrt in Him-
mel zurück, glaubt auch seit dem keinem Landsknecht
mehr.
IV. Der erste Bärnbäutcr, gelehrte Thier-
gezellschaft, böhmische Sprache.
^.er Lan knecht ward der Eoldgulden gar bald los,
aber das Hasenherz war nicht zu verderben, und brachte
<6 ihm große Angst, auch war die Gegend nicht allzu
geheuer, und streifte der aufgelößte himmlische Thier-
garten allenthalben herum, so daß der gute Gesell mit
seinem Hasenherz genugsam zu zittern hatte. Als er
nun einstens gar traurig in einem wilden Wald stand
und schier verzweifelte, erinnerte er stch -es guten Ge-
sellen, der ihm von dem lustigen und wunderbaren Land

im WirthshauS im Gänsehtmmel erzählt hatte, und rief
aus ganzem Herzen: ach wenn ich nur in das gute
Schlaraffenland kommen könnte, ich wollte weder des
Himmels noch -er Hölle begehren. Da trat derselbige
Teufel, der hier auf Werbung lag, zu ihm, und sprach:
Nun gut Gesell, wie gehtS, gelt du giebst's wohlfeil?
der Landsknecht sagt: Ja Bruder, wollst du mir wohl
die Straße nach dem ehrbaren Land zeigen, wo du das
brauen gelernt, ich wollt mich dort für einen Lehnerich
verdingen; was ist das, fragt der Teufel? Das ist eine
Art guter fauler Leutlein, die stch im Sonnenschein so
an die Kirche oder das RathhauS anlehnen, und ein fest
Vertrauen auf die Mauer haben — da lacht der Teufel
und sagt: Nein Bruder, trau nicht darauf, du mögst
auf den Hintern fallen, so du mir aber stebcn Jahr die-
nen willst und guten Muth hast, sollst du zu hohen Eh-
ren kommen. Der Landsknecht sprach: gern, aber ich
hab ein Hasenherz gefressen, da erwiederte der Teufel:
Aufs Herz kommts nicht an, wenn die Haut nur gut ist;
indem brummte ein Bär in dem Wald, der Landsknecht
erschrack sehr und zittert am ganzen Leibe; da sich,
sprach er, das ist meine Haut, eine Gänsehaut hab ich
übern ganzen Leib, ich muß mirs in dem verdammten
Gänsewein angesoffen haben, da kam der Bär hervor,
schieß ihn vor den Kopf, schrie der Teufel, dem Lands-
knecht gieng sein Hacken loß, und der gut Meister Bär
burzelte um und um; ist er todt, fragt der Landsknecht,
zieh ihm die Haut ab, sagt der Teufel, du hast einer
guten Haut nöthig, das soll deine Livrei sein; wie ist
dein Nahm, Bernhard, sprach der Landsknecht, so tauf
ich dich Bernhäuter, so sollst du mit allen deinen Nach-
kommen heißen; nun zogen ste dem Bären die Haut
ab und machten dem Landsknecht einen Mantel draus,
und so wäre der erste Bernhäuter zur Welt. Dann sagt
ihm sein Lehnsherr folgende Punkte: Deine Haare und
Bart darfst du. weder kämpeln noch selbige wie auch die
Nägel nie schneiden, die Nase nicht schneutzen, weder
Hand noch Fuß noch Antlitz waschen, überhaupt was
der Mensch nur säubern und putzen nennen mag, das
sey fern von dir, diese Haut sey dein Bett und Kleid,
und darfst du mir auch kein Vaterunser beten; hinge-
gen will ich dich mit CommiS, Bier, Tobak und Vran-
tewein also versehen, daß du noch Kostgänger halten
kannst, nach den sieben Jahren aber, in deren jedem
du eine von den sieben fteyen Künsten dir und andern
durchs Maul ziehen magst, will ich einen solchen Kerl
aus dir machen, daß du dich über dich selbst verwundern
sollst. Der Landsknecht war gar zufrieden, denn er
hatte sich ohnedem nie gewaschen noch jemals gebetet.
Somit nahm ihn der Teufel und führt ihn von dannen
 
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