Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die Malverfahren.

5

Erdarten gemischten Thon erhalten zuerst in einem mäfsigen
Feuer die nöthige Härte und Trockenheit. Die pulverisirte
Glasurmasse wird mit Wasser zu einer milchartigen Flüssigkeit
angerührt. Der Auftrag der Glasur geschieht durch ein kurzes
Eintauchen des verglühten Gefäfses in dieses Glasurbad. Der
trockene Scherben saugt sofort das auf ihm haftende Wasser
ein und die darin enthaltene Glasurmasse bleibt als pulverige
weifse Schicht auf der Oberfläche haften. Auf diese rohe
Glasur wird mit den ebenfalls pulverisirten und mit Wasser an-
gerührten Farben — es sind zumeist mit Metalloxyden gefärbte
Glasflüsse — gemalt. Die Malerei ist schwierig und erfordert
eine sichere, die Wirkung jedes Striches im voraus erkennende
Hand, da von der trockenen Glasurmasse die flüssige Farbe
augenblicklich eingesogen wird, sodafs die Verbesserung eines
verfehlten Pinselstriches nahezu ausgeschlossen ist. Nach dem
Eintrocknen der Hauptfarben können noch einige Abschattirun-
gen und das Aufsetzen der Lichter vorgenommen werden. Nach
Vollendung der Malerei werden die Gefäfse, gegen die direkte
Einwirkung der Flammen und gegenseitige Berührung durch
umhüllende Thonkapseln geschützt, einem zweiten Brand,
dem Scharffeuer ausgesetzt. In diesem schmilzt die Glasur
und theilt ihren Glanz und ihr Feuer den FarlJen mit, die
nun ein Bestandtheil der Glasur selbst geworden sind. Die
Anzahl der für diese Scharffeuermalerei auf der rohen
Glasur geeigneten Farben ist wegen der Höhe des zum
Schmelzen der Glasur nöthigen Hitzegrades beschränkt.
Piccolpasso zählt aus seiner Erfahrung nur Zinnweifs, Kupfer-
grün, Antimongelb hell und dunkel, Manganviolett und -braun,
und Kobaltblau auf. Durch Mischung dieser Farben kann
die Fayencepalette noch um einige Nüancen und um Schwarz
vermehrt werden.
Die italienischen Majolikamaler des 16. Jahrh. und nach
ihnen die delfter Meister haben sich die Schwierigkeit der
Malerei auf dem lockeren Grund der rohen Glasur durch ein
etwas complicirteres, sinnreiches Verfahren zu erleichtern ge-
wufst. Sie mischten in die Glasurmasse eine rein weifse Erde
und gewannen dadurch einen härteren und dichteren Malgrund,
der die Farben weniger gierig aufsog und dadurch dem Maler
eine feinere Modellirung und Ausführung der Einzelheiten ge-
stattete. Um die glanzlose Trockenheit dieser einem Angufs sich
nähernden Glasurmasse wieder zu beheben, wurde das be-
malte Gefäfs vor dem Brande mit einer zweiten Glasur, dies-
mal einer farblosen, durchsichtigen Bleiglasur, überfangen. Die
Italiener brachten auch diese von ihnen coperta genannte
Ueberglasur durch Eintauchen in das Glasurbad auf das Ge-
fäfs, während die Holländer nur die Schauseite damit be-
sprengten. Das doppelte Glasiren hat aufser der Erleichterung
 
Annotationen