6
Die Stoffe und ihre Bearbeitung.
für den Maler noch den weiteren Vortheil, dafs die durch-
sichtige Ueberglasur den Fayencen einen weit lebhafter
spiegelnden Glanz verleiht, als es die Zinnglasur allein im
Stande ist.
Eine dritte Art der Malerei brachte im 18. Jahrh. der
Wunsch zur allgemeinen Herrschaft, den Färbenreichthum
des Porzellans auch in der Fayence zu erreichen. Diesem
Vorbild entsprechend wurden die mit leicht schmelzbaren
Flufsmitteln gemischten Farben auf die bereits fertig gebrannte
Glasur aufgemalt und in einem dritten Feuer von geringer
Dauer und Stärke eingebrannt. Die Glasur geräth dabei nicht
wieder in Flufs, die Verbindung der Farben mit der Glasur
ist daher weniger innig, als bei der Malerei für das scharfe
Feuer. Nach dem dabei üblichen Ofen wird dieses Verfahren
als Muffelmalerei bezeichnet. Seine Vorzüge sind eine
viel reichere Palette, da eine Menge dem Scharffeuer nicht
widerstehende Farben herbeigezogen werden können, ferner
eine völlige Freiheit der Malerei bis zur feinsten Miniatur-
ausführung. Aber die kraftvolle Wirkung der Scharffeuer-
farben, die den künstlerischen Werth der Fayence dem
Porzellan gegenüber begründet, ging mit der Ueberglasurmalerei
verloren.
Nur die mit undurchsichtiger, also zinnhaltiger Glasur
überzogenen Thonwaren werden als echte Fayence im
engeren, technischen Sinne bezeichnet. Das Verdienst der
Erfindung der Zinnglasur kann wiederum der Orient für sich
in Anspruch nehmen. Wenn auch über die Bestandtheile
der assyrischen und babylonischen Glasflüsse noch Zweifel
obwalten, so ist doch mit Sicherheit festgestellt worden, dafs
die Wandfliesen aus dem Achaemenidenpalaste zu Susa in
Persien (um 500 v. Chr.), die gegenwärtig die Sammlungen
des Louvre zieren, mit zinnhaltigen, farbigen Glasuren über-
zogen sind. Aber obwohl die orientalische Keramik die Zinn-
glasur Jahrtausende hindurch kannte, ist sie doch über eine
primitive Art ihrer Verwerthung nicht hinausgekommen. Sie
begann damit, dafs sie in der Masse gefärbte Glasflüsse
unmittelbar auf den Thonkem in Flächen nebeneinander
setzte; sie übertrug späterhin dieselbe Verzierungsart auf einen
bereits mit weifser Glasur überdeckten Scherben; sie brachte
schliefslich auf weifsglasirten Geräthen Muffelmalereien an.
Die der echten Fayence angemessenste Behandlung, die
Malerei auf der ungebrannten Glasur, die ist dem Orient bis
auf den heutigen Tag — von wenigen Ausnahmen abgesehen
— fremd geblieben.
Italien war es, das im 15. Jahrh. zuerst mit diesem Ver-
fahren die Kunsttöpferei bereicherte. Herangebildet und ge-
schult durch die in ihrem Wesen verwandte Freskomalerei,
Die Stoffe und ihre Bearbeitung.
für den Maler noch den weiteren Vortheil, dafs die durch-
sichtige Ueberglasur den Fayencen einen weit lebhafter
spiegelnden Glanz verleiht, als es die Zinnglasur allein im
Stande ist.
Eine dritte Art der Malerei brachte im 18. Jahrh. der
Wunsch zur allgemeinen Herrschaft, den Färbenreichthum
des Porzellans auch in der Fayence zu erreichen. Diesem
Vorbild entsprechend wurden die mit leicht schmelzbaren
Flufsmitteln gemischten Farben auf die bereits fertig gebrannte
Glasur aufgemalt und in einem dritten Feuer von geringer
Dauer und Stärke eingebrannt. Die Glasur geräth dabei nicht
wieder in Flufs, die Verbindung der Farben mit der Glasur
ist daher weniger innig, als bei der Malerei für das scharfe
Feuer. Nach dem dabei üblichen Ofen wird dieses Verfahren
als Muffelmalerei bezeichnet. Seine Vorzüge sind eine
viel reichere Palette, da eine Menge dem Scharffeuer nicht
widerstehende Farben herbeigezogen werden können, ferner
eine völlige Freiheit der Malerei bis zur feinsten Miniatur-
ausführung. Aber die kraftvolle Wirkung der Scharffeuer-
farben, die den künstlerischen Werth der Fayence dem
Porzellan gegenüber begründet, ging mit der Ueberglasurmalerei
verloren.
Nur die mit undurchsichtiger, also zinnhaltiger Glasur
überzogenen Thonwaren werden als echte Fayence im
engeren, technischen Sinne bezeichnet. Das Verdienst der
Erfindung der Zinnglasur kann wiederum der Orient für sich
in Anspruch nehmen. Wenn auch über die Bestandtheile
der assyrischen und babylonischen Glasflüsse noch Zweifel
obwalten, so ist doch mit Sicherheit festgestellt worden, dafs
die Wandfliesen aus dem Achaemenidenpalaste zu Susa in
Persien (um 500 v. Chr.), die gegenwärtig die Sammlungen
des Louvre zieren, mit zinnhaltigen, farbigen Glasuren über-
zogen sind. Aber obwohl die orientalische Keramik die Zinn-
glasur Jahrtausende hindurch kannte, ist sie doch über eine
primitive Art ihrer Verwerthung nicht hinausgekommen. Sie
begann damit, dafs sie in der Masse gefärbte Glasflüsse
unmittelbar auf den Thonkem in Flächen nebeneinander
setzte; sie übertrug späterhin dieselbe Verzierungsart auf einen
bereits mit weifser Glasur überdeckten Scherben; sie brachte
schliefslich auf weifsglasirten Geräthen Muffelmalereien an.
Die der echten Fayence angemessenste Behandlung, die
Malerei auf der ungebrannten Glasur, die ist dem Orient bis
auf den heutigen Tag — von wenigen Ausnahmen abgesehen
— fremd geblieben.
Italien war es, das im 15. Jahrh. zuerst mit diesem Ver-
fahren die Kunsttöpferei bereicherte. Herangebildet und ge-
schult durch die in ihrem Wesen verwandte Freskomalerei,