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Gailhabaud, Jules; Kugler, Franz [Hrsg.]
Jules Gailhabaud's Denkmäler der Baukunst (Band 1): Denkmäler aus alter Zeit — 1852

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https://doi.org/10.11588/diglit.3501#0169

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Der Tempel von Segest in Sicilien.

Ecken zu. Diese letztere Anordnung, die sich insgemein bei den griechischen Tempeln findet, war durch
die nothwendig gleichmässige Austheilung der Triglyphen und Metopen im Friese (dessen Ecke durch
einen Triglyphen gebildet werden musste) bedingt; auch gedachte man dadurch wohl dem ganzen Bau
eine grössere Festigkeit zu geben.

Was das Säulenkapitäl des in Rede stehenden Tempels anbetrifft, so müssen wir bemerken, dass wir
mit dem HittorfPschen Werke über die sicilischen Bauten nicht völlig übereinstimmen. Besonders scheint
uns dort die Form des Echinus nicht in der Kraft und Strenge des Originals wiedergegeben (wie dies
auf unserm Blatte der Fall ist). Auch können wir einer von Hittorff vorgeschlagenen Restauration nicht
beipflichten. Zwischen den drei Ringen des Echinus und dem Ansatz des Säulenschaftes finden sich
nämlich zwei glatte Bänder, untereinander vortretend, die bei der vollendeten Ausführung des Tempels
ohne Zweifel eine andre Form als die von Hittorff dargestellte erhalten sollten.

Ueber den Säulen erscheint das Gebälk in seinen gewöhnlichen Formen; zunächst der Architrav, mit
Tropfen unter den Triglyphen und mit einem ringsumlaufenden Bande über denselben; sodann der Fries,
der abwechselnd aus Triglyphen und glatten Metopen besteht; dann das Gebälk mit einfachen Dielen-
köpfen, Alles in hohem Grade ernst und edel gebildet.') Ein sehr flacher Giebel krönt das gewaltige
Ganze. Wer mit ungetrübtem Blick vor diesen dorischen Tempel tritt, wird staunend den Genius ver-
ehren, der hier Formen geschaffen hat, welche von einer längst verschwundenen Religion ein so herrliches
Zeugniss geben.

Merkwürdig, doch nicht ohne sonstige Beispiele in der antiken Kunst, ist der Umstand, dass die
Säulen nicht kannelirt, sondern noch mit dem rohen Mantel umgeben sind.") Dass sie diese Form
nicht behalten sollten und dass überhaupt der Tempel nicht vollendet ist, geht besonders daraus hervor,
dass an beiden Enden des Säulen Schaftes zwei sehr sorgfältig ausgeführte Einschnitte erscheinen, welche
den wahren Durchmesser bezeichnen. Wir lernen hieraus, dass bei den Griechen die Kannelüren erst
nach völliger Vollendung des Baues ausgehauen wurden, um desto besser dem Gesammteffect des Ge-
bäudes angepasst und auf denselben berechnet werden zu können. Wir müssen hierauf um so fester be-
stehen, als es Schriftsteller ***) gab und vielleicht noch geben wird, welche in diesen noch rohen, unvollendeten
Säulen eine Aehnlichkeit mit den ägyptischen und überhaupt einen Charakter des höchsten Alterthums
erkennen wollen; die geringste Kenntniss der griechische Kunst reicht jedoch hin, diese x\nsichten zu
wiederlegen.

Einen zweiten Beweis dafür, dass wir diesen Tempel unvollendet vor uns sehen, liefern uns die an
vielen Steinen, besonders der Stufen und der Giebelfelder, noch vorhandenen Buckeln, welche als
Handhaben zur Erleichterung des Transportes dienten und später stehen geblieben sind. Und doch hat
der englische Architekt lVilkins*-::"!~) dieselben trotz ihrer völlig unregelmässigen, halb zufälligen Gestalt für
Ornamente gehalten und in seiner Restauration dieses Tempels sie als solche benützt! — Auch sie
würden unbedenklich bei der Vollendung des Tempels weggemeisselt worden sein. —

Endlich führt Gothe in seiner italienischen Reise einen Umstand an, welcher den unvollendeten Zu-
stand des Tempels in das hellste Licht setzt. Während nämlich der Fussboden von den Seiten herein
an einigen Orten durch Platten angegeben ist, steht in der Mitte noch der rohe Kalkfels höher als das
Niveau des angelegten Bodens.

Nun erst sind wir auch im Stande über jene oberste unvollendete Stufe des Untersatzes eine
Erklärung zu geben. Da von derselben nur die Stücke unter den Säulen vorhanden sind, nicht aber die
in die Intercolumnien gehörenden, so haben manche Reisende diese Stücke der obersten Stufe für Piede-
stale der Säulen gehalten. In diesem Falle müsste man annehmen, dass hier, als Ausnahme von allen
wirklich griechischen Bauten, der dorischen Säule eine Basis gegeben worden sei, und zwar in Gestalt

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*) Als ein auffallender Umstand dürfte es zu bemerken sein, dass die Schlitze der Triglyphen oberwärts geradlinig ge-
schlossen sind, was insgemein erst bei den später griechischen Bauten, in den Zeiten der Verflachnng der architektoni-
schen Formen , gefunden wird.

**) Derselbe vermehrt den Durchmesser der Säulen um zwei Oncien. (Die Oncia ist eine Unterabtheilung der Palme, des
italienischen Längenmaasses.)

***) S. z. B. die betreffenden Stellen der Voyage pittoresque de la Sicile, T. 1.

****) The antiquities of Magna Graecia No. 5, Taf. III.
 
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