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Gailhabaud, Jules; Kugler, Franz [Hrsg.]
Jules Gailhabaud's Denkmäler der Baukunst (Band 1): Denkmäler aus alter Zeit — 1852

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https://doi.org/10.11588/diglit.3501#0170

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Der Tempel von Segest in Sicilien.

einer hohen viereckigen Platte oder eines Würfels. Allein abgesehen davon, dass an der Nordseite *) die
Stufe wirklich ganz ausgeführt ist, so dass dort wenigstens von Piedestalen der Säulen nicht die Rede
sein kann, ist es schon an sich völlig undenkbar, dass eine dorische Säule eine Basis habe, zumal eine
so rohe. Schon lange hatte sich Quatremere de Quincy**) in diesem Sinne ausgesprochen und neuerlich
ist ihm auch Serradifalco beigetreten***). — Der Tempel würde bei seiner weitern Vollendung sowohl in
Betracht dieser Oberstufe als in Betracht der Kannelüren andern dorischen Tempeln ähnlich geworden
sein, während jetzt diese scheinbaren Piedestale allerdings eine sehr störende Wirkung machen.

Da der Tempel nie sein Dach erhielt, fehlen natürlich auch die Oeffnungen, welche die Dachsparren
hätten aufnehmen müssen. Auch die Cella, deren vier Wände das Innere des Tempels umgeben sollten,
ist wahrscheinlich nie ausgeführt worden, denn die Steinblöcke, die man hie und da im Innern zerstreut
findet und die man für Theile der Mauer der Cella*ft*ft) hielt, sind mit einer Leiste verziert und müssen
schon deshalb für einen andern Theil des Tempels bestimmt gewesen sein; sonstige Reste der Cella
finden sich selbst im Fussboden nicht. — Das Unglück brach über Segest und ganz Sicilien herein, als
bloss der Peristyl und selbst dieser noch nicht völlig vollendet war, und so hat der Tempel ohne Cella,
ohne Dach die Jahrhunderte überdauert, ein redendes Denkmal der Grösse und des selbstverschuldeten
Unheils der Stadt. Ringsum zeigt sich nur Oede und Zerstörung; aber diesen Bau hat die Zeit geschont
zum ewigen Gedächtniss des hart bestraften Uebermuthes und Verrathes.

Welcher Gottheit das Heiligthum bestimmt war, ist schwer zu entscheiden. Quatremere de Quincy
spricht über die Hypothese, welche dasselbe der Demeter zutheilte, äussert aber selbst keine Ansicht.
Serradifalco behauptet wenigstens, es sei kein Tempel der Artemis, denn wenn Cicero (In Verr. IV, 35)
von einer Artemisstatue und einem Artemiscultus zu Segest spricht, so fand doch diese Verehrung inner-
halb der Mauern von Segest statt, während unser Tempel eine gute Strecke ausserhalb derselben liegt.
Vielleicht war er der Venus geweiht, welche als Mutter des Aeneas, der Segest gründete, wahrscheinlich
daselbst eine besondere Verehrung gemessen mochte; doch ist auch dies blosse Vermuthung.

Wir gedenken hier noch eines kleinen Irrthums in Serradifalco's Werk. Es heisst darin: die Form
Segesta sei besonders zur römischen Zeit üblich gewesen statt der frühern griechischen Form Egesta.
Allein gerade auf den Münzen aus der blühendsten griechischen Epoche dieser Stadt lesen wir durch-
gängig Segesta und erst auf den unter Rom's Herrschaft geprägten Egesta. Der Name des Forschers,
dem wir die vollständigsten und gründlichsten Forschungen über das alte Sicilien verdanken, bürgt uns
dafür, dass es sich hier wahrscheinlich um einen blossen Schreibfehler handle.

*) In der Ansicht links, und im Plan Fig. 1, ebenfalls links.

**) In seinem Dictionnaire de l'architecture, zweite Ausg. Bd. II. S. 453, unt. d. Art.: Segeste.

***) Antichitä di Segesta, S. 113.

****) S. hierüber: Serradifalco, Antichitä di Segesta, S. 114, und die dazu gehörige Tav. IV, A,
Zant/i, Architecture de la Sicile, erste Lief., Blatt III, irrig Angegebene berichtigt.

Literatur:

welche das bei Hittorff und

1) Quatremere de Quincy, Dictionnaire de l'architecture. Zweite Ausg. Bd. II.
U. d. Wort: Segeste.

2) Wilkins, The antiquities of Magna Graecia, Cambridge 1807, 1 Bd. in Fol.
Fig. c. V.

3) Hittorff und Zanlh, architecture antique de la Sicile, erste Lieferung. Ilievon
sind bis jetzt nur erst die Abbildungen des Tempels und des Theaters von
Segest erschienen.

4) Duca di Serradifalco, Le antichitä della Sicilia, Palermo 1834, in Fol. Fig.
Der erste Band behandelt ausschliesslich Segest und bildet die Grundlage
der vorliegenden Arbeit.

5) Saint-Non, Voyage pittoresque ou description des royaumes de Kaples et de
Sicile, im vierteil Bande, Tab. 65 bis 68 und S. 161 bis 168; besonders
umständlich über den Zustand des Tempels in der neueren Zeit, doch etwa«
flüchtig. Einiges davon gehört Denon an.
 
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