Die Theater von Pompeii und Jassus.
Prosceniums und zwischen diesem und der schräg abfallenden Scheide- und Grenzmauer des Theatron.
Diese Seiteneingänge der Orchestra waren unbedeckt und durch eigene Thore verschlossen").
Die Mauern der Scena und was dazu gehörte, sind noch zum grössten Theil vorhanden, aber in
einem so zerstörten Zustande, dass sie sich nur wenige Fuss über dem Boden erheben. Sie sind aus
kleineren mit Mörtel verbundenen Steinen hergestellt und scheinen viel minder alt als der übrige Bau zu
sein. Man bemerkt noch die drei Thüren und die Hauptdispositionen, die die Aufführung dramatischer
Werke im griechischen Alterthum erforderten.
Das Theater von Jassus ist, wie wir eben gesehen haben, sehr einfach in seiner Anlage, man findet
bei ihm nichts von Portiken und Vestibüls, die sonst gewöhnlich bei Gebäuden dieser Gattung anzutreffen
sind, und hinter der Bühne gab es nur die ganz notwendigen Räume. Die Kleinheit dieses Theaters
wird unserm Leser noch deutlicher werden, wenn wir die Maasse seiner Hauptdimensionen angeben: der
Radius des runden Theils misst nur 57 rheinl. Fuss (18 M.), der der Orchestra beinah 16 Fuss (5 M.),
das oberste Diazoma liegt nur 12|- Fuss (4 M.) über dem Boden, und die Scene nimmt einen Raum von
27 Fuss (11 M. 70) Länge und 14 Fuss (4 M. 40) Breite ein.
Das ganze Gebäude besteht aus Marmor, die Mauern des Zuschauerraums sind aus grossen Werk-
stücken ohne Anwendung von Mörtel aufgeführt; die Aussenflächen der Steine sind rauh gelassen aber
an den Ecken abgerundet; das Mauerwerk, das schön und solid aussieht, zeigt weder gleiche Höhen der
Schichten, die alle verschieden sind, noch gleiche Grössen der Werkstücke, deren Länge zwischen 2|
und 10 Fuss variirt; innerhalb bestehen die Mauern aus Bruchsteinmauerwerk.
Die kleine Thür, die den Eingang des Theatron bildet (m. s. unsere Bildtafel) ist viereckig, 3 Fuss
4 Zoll (1, 70 M.) breit und 7 Fuss 8 Zoll (2, 45 M.) hoch, lieber dem Thürsturz hat man eine dreieckige
Oeffnung gelassen, die der Treppe Licht zuführt. Diese Oeffnung ist durch Auskragung der Steine ent-
standen und entlastet zugleich den Thürsturz. Man findet solche Constructionen bei griechischen Bauten,
die einer sehr frühen Zeit angehören.
Nichts verräth bei diesem Theater die Existenz eines Velariums. Es scheint aus wenig späterer
Zeit als die ersten stabilen und aus dauerhaftem Material erbauten Theater zu sein. Fähig höchstens
zwei Tausend sechs hundert sitzende Zuschauer aufzunehmen, konnte es nur den einfachen Bedürfnissen
seiner Zeit und den Bewohnern einer Colonistenstadt genügen.
*) Darin eben, dass diese Eingänge unbedeckt und unter freiem Himmel waren, liegt ein Unterschied des griechischen Theaters
vom römischen, dessen Theatron oder Zuschauerraum sich unmittelbar dem Proscenium anschloss, und bei dem diese
Seiteneingänge unter den Zuschauersitzen weg als gewölbte Gänge geführt waren. L. L.
Literatur.
1) Hamilton e de Murr, Descrizione delle nuove scoperte in Pompeja. Rom, 1770. 4.
2) Hamilton, E., Account of the discoveries at Pompey. London, 1777. 4.
3) Gell, W., Pompeiana. London, 1832. 8. Mit Kupfern.
4) Mazois, Fr., Les ruines de Pompei, dessinees et mesureeB pendant les ann<5es
1809 a 1811. Paris, 1813 ff. 2 vol. Fol. Mit Kupfern.
5) Cockburns and Donaldson, Pompey illustrated vvith pictureaque views. London,
1827. 9 vol. Fol.
6) Bonnucci, C, Pompe'ia descritta. Neapel, 1828. 8.
7) Zahn, W., Die schönsten Ornamente und merkwürdigsten Gemälde ans Pompeji,
Herculanum und Stabiae. Berlin, 1828 u. ff. Fol.
8) Röchelte, D. Raoul, Pompei. Choix d'edifices imSdits. Paris, 1828 — 1830.
Fol. Mit Kupfern.
9) Clarke, W., Pompei. London, 1833. 8.
10) Breton, E., Monuments de tous les peuples. Paris, 1847. 2 vol. 8.
11) — Pompäa. Paris, 1848. 8. Mit Kupfern.
1) Canina, L., Architettura antica descritta e demonstrata coi momimenti. Rom,
1834 u. ff. 4 vol. 8. Mit Kupfern.
2) Texier, Ch., Deacription de l'Asie-mineure. Paris, 1833 — 1837. 3 vol. Fol.
Mit Kupfern.
Prosceniums und zwischen diesem und der schräg abfallenden Scheide- und Grenzmauer des Theatron.
Diese Seiteneingänge der Orchestra waren unbedeckt und durch eigene Thore verschlossen").
Die Mauern der Scena und was dazu gehörte, sind noch zum grössten Theil vorhanden, aber in
einem so zerstörten Zustande, dass sie sich nur wenige Fuss über dem Boden erheben. Sie sind aus
kleineren mit Mörtel verbundenen Steinen hergestellt und scheinen viel minder alt als der übrige Bau zu
sein. Man bemerkt noch die drei Thüren und die Hauptdispositionen, die die Aufführung dramatischer
Werke im griechischen Alterthum erforderten.
Das Theater von Jassus ist, wie wir eben gesehen haben, sehr einfach in seiner Anlage, man findet
bei ihm nichts von Portiken und Vestibüls, die sonst gewöhnlich bei Gebäuden dieser Gattung anzutreffen
sind, und hinter der Bühne gab es nur die ganz notwendigen Räume. Die Kleinheit dieses Theaters
wird unserm Leser noch deutlicher werden, wenn wir die Maasse seiner Hauptdimensionen angeben: der
Radius des runden Theils misst nur 57 rheinl. Fuss (18 M.), der der Orchestra beinah 16 Fuss (5 M.),
das oberste Diazoma liegt nur 12|- Fuss (4 M.) über dem Boden, und die Scene nimmt einen Raum von
27 Fuss (11 M. 70) Länge und 14 Fuss (4 M. 40) Breite ein.
Das ganze Gebäude besteht aus Marmor, die Mauern des Zuschauerraums sind aus grossen Werk-
stücken ohne Anwendung von Mörtel aufgeführt; die Aussenflächen der Steine sind rauh gelassen aber
an den Ecken abgerundet; das Mauerwerk, das schön und solid aussieht, zeigt weder gleiche Höhen der
Schichten, die alle verschieden sind, noch gleiche Grössen der Werkstücke, deren Länge zwischen 2|
und 10 Fuss variirt; innerhalb bestehen die Mauern aus Bruchsteinmauerwerk.
Die kleine Thür, die den Eingang des Theatron bildet (m. s. unsere Bildtafel) ist viereckig, 3 Fuss
4 Zoll (1, 70 M.) breit und 7 Fuss 8 Zoll (2, 45 M.) hoch, lieber dem Thürsturz hat man eine dreieckige
Oeffnung gelassen, die der Treppe Licht zuführt. Diese Oeffnung ist durch Auskragung der Steine ent-
standen und entlastet zugleich den Thürsturz. Man findet solche Constructionen bei griechischen Bauten,
die einer sehr frühen Zeit angehören.
Nichts verräth bei diesem Theater die Existenz eines Velariums. Es scheint aus wenig späterer
Zeit als die ersten stabilen und aus dauerhaftem Material erbauten Theater zu sein. Fähig höchstens
zwei Tausend sechs hundert sitzende Zuschauer aufzunehmen, konnte es nur den einfachen Bedürfnissen
seiner Zeit und den Bewohnern einer Colonistenstadt genügen.
*) Darin eben, dass diese Eingänge unbedeckt und unter freiem Himmel waren, liegt ein Unterschied des griechischen Theaters
vom römischen, dessen Theatron oder Zuschauerraum sich unmittelbar dem Proscenium anschloss, und bei dem diese
Seiteneingänge unter den Zuschauersitzen weg als gewölbte Gänge geführt waren. L. L.
Literatur.
1) Hamilton e de Murr, Descrizione delle nuove scoperte in Pompeja. Rom, 1770. 4.
2) Hamilton, E., Account of the discoveries at Pompey. London, 1777. 4.
3) Gell, W., Pompeiana. London, 1832. 8. Mit Kupfern.
4) Mazois, Fr., Les ruines de Pompei, dessinees et mesureeB pendant les ann<5es
1809 a 1811. Paris, 1813 ff. 2 vol. Fol. Mit Kupfern.
5) Cockburns and Donaldson, Pompey illustrated vvith pictureaque views. London,
1827. 9 vol. Fol.
6) Bonnucci, C, Pompe'ia descritta. Neapel, 1828. 8.
7) Zahn, W., Die schönsten Ornamente und merkwürdigsten Gemälde ans Pompeji,
Herculanum und Stabiae. Berlin, 1828 u. ff. Fol.
8) Röchelte, D. Raoul, Pompei. Choix d'edifices imSdits. Paris, 1828 — 1830.
Fol. Mit Kupfern.
9) Clarke, W., Pompei. London, 1833. 8.
10) Breton, E., Monuments de tous les peuples. Paris, 1847. 2 vol. 8.
11) — Pompäa. Paris, 1848. 8. Mit Kupfern.
1) Canina, L., Architettura antica descritta e demonstrata coi momimenti. Rom,
1834 u. ff. 4 vol. 8. Mit Kupfern.
2) Texier, Ch., Deacription de l'Asie-mineure. Paris, 1833 — 1837. 3 vol. Fol.
Mit Kupfern.