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Gailhabaud, Jules; Kugler, Franz [Hrsg.]
Jules Gailhabaud's Denkmäler der Baukunst (Band 1): Denkmäler aus alter Zeit — 1852

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https://doi.org/10.11588/diglit.3501#0257

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Der Kailasa zu Ellora.

von 34 Fuss 10 Zoll Höhe und 15 Fuss 5 Zoll Breite. Die südliche Seitenhalle hing ehemals durch eine
jetzt zertrümmerte Brücke (16) mit der gegenüber liegenden Felswand zusammen, in welcher wahrscheinlich
Priesterwohnungen ausgehauen waren. — Aus dem Tempel führt der Hauptraum weiter bis in das
Sanctuarium (17), zu welchem fünf Stufen hinanführen; es enthält das heilige Symbol der Zeugungskraft
der Natur. Zwischen den Pilastern des Tempels steigen reiche Skulpturen empor bis an die Decke; und
auch diese enthält auf dem Stuck (Tschurna genannt), welcher ihren Ueberzug bildet, noch Spuren von
Malereien, die selbst der zerstörenden Zeit und dem Feuer, das der wüthende Aureng-zeb anlegen Hess,
Trotz geboten haben.

Aus den hintern Theilen des Tempels führen zwei kleine Thüren (18, 18) neben dem Sanctuarium
hinaus auf eine Terrasse (19), welche das letztere umgiebt. Um die Terrasse herum liegen fünf viereckige
Kapellen (20, 20) von ungleicher Grösse, die in den Hof hinaustreten. Zwei davon liegen auf den beiden
Seiten des Sanctuariums, drei hinter demselben; diese letztern sind ganz besonders reich an mythologischen
Bildwerken. Der Gipfel des Tempels selbst, um welchen diese Kapellen herumliegen, ist eine Art von
Pyramide, an welcher diese indischen Künstler eine unglaubliche Masse von Verzierungen aller Art ange-
bracht haben. Von der Terrasse bis zum Gipfel beträgt die Höhe des Tempels 50 Fuss.

Steigen wir in den Tempelhof (6) hinunter, so stossen wir zu beiden Seiten der Brücke (5), die vom
Vorbau (2) nach der Kapelle des Nandi (8) führt, auf zwei ungeheure Elephanten (21, 21); es sind gleichsam
die Anführer jenes Elephantentrupps, der den Unterbau des Tempels bildet, gerade wie nach der indischen
Mythologie das ganze Weltall von heiligen Elephanten getragen wird.

Etwas weiter hin, den beiden Fenstern der Kapelle des Nandi (9, 9) entsprechend, stehen eilf Fuss
von der Kapelle ab zwei Obelisken (22, 22), die früher wahrscheinlich jeder einen Löwen trugen. Ihre
Höhe beträgt 38 Fuss, ihre Dicke an der Basis 11 Fuss, über dem Kapital aber nur 7 Fuss.

Unter der Brücke, die vom Vorbau nach der Kapelle des Nandi führt, sieht man an der Wand der
letztern ein grosses Basrelief, welches die Göttin Lakschmi auf dem heiligen Lotus über den Wassern
thronend darstellt; auf beiden Seiten erheben sich Elephanten, um Reinigungsgefässe auf das Haupt der
Göttin auszugiessen; weiter unten sieht man zwei andere Elephanten damit beschäftigt, dergleichen Gefässe
zu füllen; jeder trägt eine Glocke. Zu beiden Seiten des Reliefs stehen auf Piedestalen Statuen mit vier
Armen, die Wächter Lakschmi's vorstellend.

Doch wir sind noch lange nicht zu Ende mit den Wundern des Kailasa. Der Tempelhof ist mit
langen Gallerien umgeben, die zum Theil mehrere Stockwerke haben. An der Nordseite, unweit vom
Eingang, finden sich zunächst mehrere Grotten (23), vor welchen Pfeiler und Pilaster stehen. Die merk-
würdigste dieser Grotten befindet sich im zweiten Geschoss, der nördlichen Seitenhalle des grossen Tem-
pels gegenüber; man nennt sie Para-Lankä (24). Eine Treppe von 27 Stufen führt hinan; der Eingang
ist nur 7 Fuss 7 Zoll hoch und 3 Fuss 8 Zoll breit. Hier öffnet sich ein zweites Heiligthum, ebenfalls
dem Siva geweiht, 70 Fuss 7 Zoll lang, 61 Fuss 9 Zoll breit und 14 Fuss 6 Zoll hoch. Das Sanctuarium
ist 26 Fuss tief und 39 Fuss breit. Das Ganze ruht auf starken Pfeilern, ist wohl erhalten und mit
prächtigen Skulpturen bedeckt; nur die Gemälde der Decke haben vom Rauch sehr gelitten und sind
bloss an wenigen Stellen sichtbar.

Wenn man aus diesem Tempel hinabsteigt, tritt man in eine Gallerie (25) von 11 Pfeilern, welche
sich an der Ostseite mit 17 und an der Südseite mit wiederum 11 Pfeilern fortsetzt; jeder Pfeiler hat
2 Fuss 8^ Zoll Dicke. Die Wände zwischen den Pilastern, die den Pfeilern entsprechen, sind mit mytho-
logischen Bildwerken bedeckt und bilden für den andächtigen Hindu das wundersamste Pantheon. Die
Nordseite und die Südseite dieses grossen Kreuzganges sind 117 Fuss 8 Zoll, die Ostseite 186 Fuss 6 Zoll
lang; der Gang selbst ist 13 Fuss breit und 14 Fuss 8 Zoll hoch. An einigen Orten ragt die Felswand
7 bis 22 Fuss über und hängt selbst drei Fuss weit herab. An der Südseite fehlen drei Pfeiler; Aureng-zeb,
sagt man, Hess sie zertrümmern in der Hoffnung, der darüber liegende Fels werde einstürzen und so die
Ohnmacht des Hindugottes an den Tag legen. Aber seine Erwartung wurde getäuscht, und die Indier
sagen, der Gott habe triumphiret über der Wuth des Tyrannen. — Auch sonst finden sich an der Südseite
einige mehr oder minder tiefe Grotten (26, 26), wovon die dem Vorbau zunächst liegende merkwürdiger
Weise eine gewölbartig gebildete Decke hat. — Nach dieser Seite hin führte, wie schon erwähnt wurde,
von der südlichen Seitenhalle des grossen Tempels aus eine steinerne Brücke (16;, welche, ein Stockwerk
hoch an dem Felsen (27) mündete. Noch jetzt sind daselbst zwei Gemächer in den Felsen gehauen,
deren eines, Lanka genannt, 60 Fuss lang ist. Rechts von diesem ersten Stockwerk führt eine Treppe
von 24 Stufen nach dem zweiten, welches drei Gemächer enthält.



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