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Gailhabaud, Jules; Kugler, Franz [Editor]
Jules Gailhabaud's Denkmäler der Baukunst (Band 1): Denkmäler aus alter Zeit — 1852

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https://doi.org/10.11588/diglit.3501#0258

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Unsere Ansielit ist von der südwestlichen Ecke des Tempelhofes aus aufgenommen. Wir erblicken
zunächst links einen Theil des Vorbaues, dann die Brücke, welche von da zur Kapelle des Nandi führt,
und unter derselben das Basrelief der Lakschmi. Auf die ganz mit Zierrathen bedeckte Kapelle folgt die
zweite Brücke, welche nach dem grossen Tempel führt, dessen Portikus und Peristyl jedoch vor dem
einen Obelisken und vor dem grossen Elephanten im Vordergrunde nicht sichtbar ist. Der Tempel selbst,
welcher die dritte und grösste Hauptmasse dieses in seiner Art einzigen Ganzen bildet, ruht durchaus auf
dem Rücken einer Menge von Elephanten. Daneben sieht man auf der Ecke die Trümmer der Brücke,
welche vom Tempel nach dem Felsengemach Lanka führte. Endlich folgen hinten die obem Theile der
Seitenkapellen und des Tempels selbst, welche in wunderlichen, einwärts geschweiften Bögen schliessen.
Hinten bemerkt man noch einen Theil jener mythologischen Gallerie, aus welcher Aureng-zeb einige
Pfeiler wegnehmen Hess, und rechts zeigt sich die südliche Felswand, welche von Menschenhänden fast
in senkrechter Linie ausgehauen ist.

Was erregt nun eigentlich die Bewunderung und das Erstaunen des Fremden, der den Kailasa betritt?
Es ist nicht der erhabene Schwung, denn alle Formen sind plump, fast wie zerquetscht; es ist nicht die über-
grosse Regelmässigkeit der Linien, denn die Unebenheit des Bodens bebt diesen Vorzug theilweise wieder
auf; auch die Mannigfaltigkeit der Formen kann es kaum sein, da Alles sich in's Viereck zieht und die
Verzierungen mit Ueberladung über das Ganze ausgegossen sind. Aber es ist der Anblick einer Unge-
heuern, fast übermenschlichen Masse von Arbeit, welche hier die Kraft des menschlichen Geistes bekundet
und dem Beschauer einen gerechten Stolz einflösst. Der Fels hat es sich gefallen lassen, zu Kapellen
und Pfeilern, zu Sälen und Portiken, zu Bildwerken aller Art ausgehauen und ausgehölt zu werden. So
ungenügend auch Alles in Betreff der künstlerischen Form sein mag, so tritt doch der Menschengeist als
der Besieger der grössten Schwierigkeiten hervor. Die Einförmigkeit der Linien stimmt die Seele zur Ruhe
und Andacht, die mannigfachen Verzierungen zerstreuen und erregen sie wieder. Zwar diese niedrigen
Decken erheben sie nicht zu ihrem Gott, aber gerade durch ihre düstre Schwere lassen sie die Nähe
dieses Gottes um so deutlicher fühlen. Auch im Kailasa tritt uns das geheimnissvolle Grundprinzip der
indischen Religion: Ein Wesen, aber unter vielfachen Formen — entgegen, und zwar in der Ein-
heit des Planes und der reichen Mannigfaltigkeit der Details. — Doch wie dem auch sei, die Kühnheit
der Anlage, die weise Raumvertheilung und die zum Theil wahrhaft geistreiche Ausführung überraschen
und fesseln den Beschauer in hohem Grade. Alle europäischen Reisenden versichern, man müsse den
Kailasa gesehen haben, um sich eine richtige Vorstellung davon machen zu können.

Diejenigen, welche der indischen Kunst eine rein eigenthümliche Entwicklung nicht zugestehen wollen,
finden in diesem Wunderbau einen ägyptischen Charakter, ja Spuren von griechischem Einfluss. So sollen
z. B. die Pflaster im ersten Stockwerk des Vorbaues eine hellenische Reminiscenz sein. In diesem Fall
aber wären die indischen Künstler, trotz ihrer Studien im Auslande, ihren nationalen Anschauungen doch
wirklich sehr treu geblieben! Denn hier ist Alles indisch, Entwurf und Ausführung, wesentliche und
unwesentliche Theile, und doch pflegt man sonst immer an irgend einer Stelle die Schule zu verrathen,
in welcher man sich gebildet hat. — Man berufe sich nicht auf diese Pfeiler, Kapitale, Friese, Giebel,
Festons, Karniese, u. s. w., welche der Architektur, besonders auf einem so ausgebildeten Stadium, wie
wir es hier sehen, unentbehrlich sind; denn wenn Nachahmung darin Statt gefunden hätte, wie sollte
man sich daneben diese plumpen, starren, viereckigen Formen erklären, welche hier als einheimische Schön-
heiten prangen? — Auch die Richtigkeit und Sauberkeit vieler Skulpturen, welche an zarter Anmuth, sagt
man, selbst die griechischen Meisterwerke übertreffen sollen, kann hier nichts beweisen, denn wäre fremder
Einfluss im Spiele, wie sollte man sich daneben die höchst unklassische Monstrosität der grossen Mehrzahl
dieser Bildwerke erklären? — Nein, es waren indische Bildhauer, mit allen Vorzügen und Mängeln ihres
Volksgeistes, welche hier, ohne alle Reminiscenz des Auslandes, für ihr Indien gearbeitet haben; die
Quelle ihrer Formen war die grossartige Natur ihres Landes und die Riesenphantasie ihrer Dichter und
ihrer Religion, deren Vorstellungen in ihrem Gemüth fest und sicher eingewurzelt waren. Um Vorbilder
zu finden, brauchten sie Indien nicht zu verlassen; sahen sie doch vor sich den Himalaya mit seinen
Granitpyramiden, Crystallen und Felsenhängen; das Vindhya-Gebirge mit seinen dunkeln Höhlen und seinen
prächtigen Wäldern; den heiligen Banan-Baum mit seinen grünen Säulen, Hallen und Gewölben! Vor
ihren Augen wandelte ein Menschenstamm von hoher Schönheit, derselbe, welcher einst von den Bergen
Scythiens zum Ganges herabgezogen war. Sie brauchten bloss aufzublicken und abzubilden.

Und dies geschah nun in einem echt indischen Sinne. Man verlange von einem Griechen, dass er
diese Ungeheuern Krypten, die dunkeln Höhlen ausmeissele, — er wird ersticken und nach reiner Luft,
 
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