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Gailhabaud, Jules; Kugler, Franz [Hrsg.]
Jules Gailhabaud's Denkmäler der Baukunst (Band 1): Denkmäler aus alter Zeit — 1852

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https://doi.org/10.11588/diglit.3501#0283

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Etruskische Gräber.

thümlich zu sein scheint. Sodann giebt es noch eine letzte Klasse von Gräbern, in der die Monumente
gemischt und schwer zu klassificiren sind; aber ihre ganze Weise scheint sie einer Zeit zuzuweisen, die
der römischen Herrschaft kurz vorausging.

Der grösste Theil der alten Städte Etruriens hatte Nekropolen, die je nach der Grösse der Städte,
zu denen sie gehörten, eine grössere oder geringere Zahl von Grabdenkmälern enthielten, die seit dem
Anfange der Untersuchung des Bodens und der Ausgrabungen die kostbarsten Entdeckungen geliefert
haben. Solche Nekropolen hat man zu Caere, Vulci, Tarquinii, Volterra, Chiusi, Bolsena, Yeji, Cortona
u. s. vv. entdeckt, alles Städte, die in der Geschichte Etruriens eine gewisse Rolle spielten.

Die Gräber befinden sich grösstenteils unter der Erde und sind daher Hypogeen; aber jede der
Städte, die wir so eben genannt haben, hatte so zu sagen, was Anlage und Decoration ihrer Gräber
betrifft, ein besonderes System, was sie auf bestimmte Weise characterisirte. Nichts desto weniger kann
man sämmtliche Gräber in zwei grosse Klassen theilen: sie sind entweder sichtbar und ihre Eingänge
befinden sich über der Erde, oder sie sind unsichtbar angelegt und befinden sich unter der Erde, sind
mithin im eigentlichsten Sinne Hypogeen. Alle Grabkammern sind unterirdisch; aber das Aeussere dieser
Gräber ist auf verschiedene Weise verziert; gewöhnlich sind es architectonische Formen, die eine Facade
bilden, welche auf den senkrechten Felswänden ausgemeisselt ist; oder es sind freie sich über dem Boden
erhebende Bauten, am häufigsten von konischer und pyramidaler Form mit irgend einer Krönung darüber.
Zu der ersten Klasse gehören die Grabmonumente von Caere, von Norchia, von Castel d'Asso, von Toscanella,
Sutri u. s. w.; zu der zweiten die Hypogeen von Corneto, von Vulci, u. s. w.

Diese Verschiedenheit in der Anlage der Gräber hängt aber mehr von der Beschaffenheit des Bodens,
wo sich die Nekropole befand, als von der früheren oder späteren Zeit der Ausführung der Gräber ab.

An Orten, wo sich Kalk- oder Granitfelsen erheben, sind die Grabdenkmäler immer äusserlich sichtbare,
während sie in der Ebene Hypogeen sind. Zu Castel d'Asso, zu Norchia, zu Sutri, zu Toscanella und
selbst zu Caere und an anderen Orten hat die vulkanische und felsige Natur des Bodens es gestattet
innere Aushölungen zu machen, so wie die Gräber durch Facaden mit Thüren, zu bezeichnen, und sogar
fast isolirte Denkmäler aus dem Felsen auszuhauen. — In offenen Gegenden, wie zu Tarquinii, zu Volterra
und selbst zu Caere giebt es zugleich Hypogeen und äusserlich sichtbare Gräber, je nachdem sich über
dieselben Bauten oder nicht erheben. Die Gräber von Vulci sind gänzlich unter dem Erdboden verborgen,
die von Caere, von Volterra und von Tarquinii waren mit einer Art von Tumulis bedeckt.

Wir haben hier nicht die Absicht unseren Lesern eine vollständige Arbeit über die Grabmonumente
Etruriens zu liefern, sondern wir wollen hier blos einige der characteristischsten Typen derselben zu-
sammenstellen, um ihre hauptsächlichsten Anordnungen, sowohl äussere wie innere kennen zu lernen, und
ebenso um das Decorationssystem anzugeben, das dieser Klasse von Monumenten eigenthümlich ist. Bei
dem Mangel aller Daten und chronologischen Aufzeichnungen werden wir diese Gräber nach Localitäts-
gruppen betrachten, aber jedes Mal mit den äusseren Grabmonumenten beginnen, die die grösste Einfachheit
zeigen, und unsere Rundschau mit denen endigen, die in ihrer Ausschmückung einen grösseren Aufwand
entwickeln, der vielleicht aus einer weiter vorgeschrittenen Bildung hervorgegangen ist.

CASTEL d'ASSO. — Dieser Ort liegt in einer waldigen und felsigen Gegend, eine der wildesten
Italiens, und im Mittelpunkte des alten Etruriens selber; auf seinem Territorium befand sich das berühmte
Fanum Voltumnae, von dem in den Annalen dieses Landes so oft die Rede ist. Die Monumente dieses
Ortes bestehen sämmtlich in sichtbaren oder äusseren Gräbern, die aus einem sehr zerklüfteten und von
kleinen Thälern durchfurchten Kalkfelsen gehauen sind; sie haben die Gestalt kleiner Kapellen und sind
mehr oder minder gross; sie scheinen sich fast ganz von der Masse des Felsen abzulösen, obwohl sie
mit ihrer Hinterseite noch mit ihm zusammenhängen. Die äussere Form dieser Gräber nähert sich dem
Cubus, der sich nach oben verjüngt; die vordere Seite desselben zeigt eine Art Facade mit blinder Thür; die
erstere wird durch ein bizarres Simswerk gekrönt, über dem sich manchmal noch ein ziemlich starkes
Pyramidion erhebt. In dieser Facade befindet sich niemals der Eingang zur Grabkammer, sondern derselbe
ist immer unter der Basis der Facade zu suchen; er war gewöhnlich mit Erde bedeckt und daher den
Augen der Menschen entzogen. Die blinde Thür des Grabmals ist immer unten breiter als oben, und hat
eine Einfassung, die im Allgemeinen der griechischer Thüren ganz ähnlich ist; abweichend von letzterer
ist der in der Gegend des Thürsturzes befindliche Anschluss der Verkröpfung ihres Saumes an die Ein-
fassung des Thürpfostens, der in solcher Gestalt an griechischen Monumenten Siciliens wieder erscheint,
eben so auch an dem pelasgischen Monumente von Cefalu. Die Grabkammer ist im Grundriss bald

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