Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Gartenkunst — 12.1910

DOI Artikel:
Schneider, Camillo: Über japanische Gartenkunst, [1]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22776#0010

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
DIE GARTENKUNST. XII, 1

Es ist ja durchaus nichts neues,
daß man auf Ausstellungen sog. japa-
nische Gärten anzulegen versucht.
Meines Wissens hat jedoch in Frank-
furt zum ersten Male in Deutschland
ein japanischer Künstler eine wirk-
lich japanischen Geist atmende An-
lage geschaffen. Das allein schon
macht den Garten für uns wertvoll
und rechtfertigt es, daß wir es unter-
nehmen, seine Wesenszüge in Bil-
dern festzuhalten.

Das Lesen der Henkeischen Be-
trachtungen über Japans Gartenkunst
in dem erwähnten Führer bewies mir
von neuem, wie schwer es für uns ist,
japanischem Kunstempfinden gerecht
zu werden, doch ich überdachte hin-
wiederum, daß man, ohne in Japan
gewesen zu sein und mit heimischen
Künstlern verkehrt zuhaben, schwer-
lich zu einem richtigen Urteil ge-
langen kann. Als daher Gartendirek-
tor Heicke mit der Bitte an mich
herantrat, einige Worte über den
Garten auf der „IIa" zu schreiben,

/V^ fifj&A IpSa wäh^ ^J^J ! konnte ich mich nur schwer ent-

i \oß ~ g, v |J schließen, diesem Wunsche nachzu-

*~~" © ® HWj«~»i^Ärrw kommen.

,, Wenn ich es doch hiermit tue.

M. Yasuda: Lageplan des Teehausgartens auf der LL A. in Frankfurt a. M. so hjeht eg durchaus nicht in

(Die Zahlen geben die Standorte zu den pliotograplnschen Aulnahmcn an.) =>

dem Bewußtsein, daß ich aus einer

Einzelheiten von Minori Yasuda, einem jungen Japaner, vollkommen gefestigten Überzeugung sprechen kann.

der zur Zeit in München dem Studium der Malerei Ich möchte vielmehr den Versuch machen, Anregungen

obliegt, entworfen wurde. Yasuda leitete auch die

a r-u u ■ u a- tt>;_„ tt i „i • Es war von besonderem Interesse, ihn zu beobachten,

ganze Ausführung, wobei ihn die hirma Henkel m . , , .. „ T . ,' . , ■ j v i

& h' wie er unermüdlich und mit großer Liebe steh um jede Einzel-

Darmstadt durch Lieferung des Matenales unterstützte *) heit bei der Ausführung gekümmert hat. Jedes kleinste Detail

hat er persönlich angeordnet, das Pflanzenmaterial in der

*) Bei der Beurteilung des Gartens muß berücksichtigt Henkeischen Gärtnerei selbst ausgewählt und sich nicht eher
werden, daß die Verhandlungen über die Ausführung zwischen zufrieden gegeben, bis alles nach seinen Wünschen gestaltet
der Ausstellungsleitung, Herrn Minori Yasuda und der Firma war. H.
Henkel am 17. Mai 1909 eingeleitet und am 1. Juni abge-
schlossen wurden. Erst nach diesem Termine, also sozu-
sagen Mitte Sommer, konnten die Erdarbeiten, Bauten, Teich-
anlagen, Pflanzungen etc. in Angriff genommen werden. Auf
dem Gelände ist absolut nichts vorhanden gewesen. Der
Garten war am Eröffnungstage der Ausstellung — 10. Juli —
fertig. Es ist also eine recht beachtenswerte gartentech-
nische Leistung vollführt worden.

Wenn von gewisser Seite die künstlerische Leistung
des Herrn Yasuda als minderwertig kritisiert worden ist und
zur Bekräftigung des abfälligen Urteils Ansichten aus einem
japanischen Privatpark vorgeführt werden, so ist solcher un-
sachlichen Kritik entgegen zu halten, daß es sich bei dem Garten
auf der IIa eben um einen japanischen Teehausgarten gehandelt
hat, nicht um den Privatgarten eines japanischen Großen. Das
ist doch wohl zweierlei. (\ K

Herr Yasuda, der Schöpfer des Gartens, gilt in seiner j l>J?eJTC^J^fujXL
Heimat als ein ernst zu nehmender Künstler. Das wird am >L"-wv~
besten durch die Tatsache bewiesen, daß er von seiner Re-
gierung zu einem zehnjährigen Studium nach Europa gesandt M. Yasuda: Skizze zu einer Bank im Teehausgarten
worden ist. aut der I. L. A. in Frankfurt a. M.
 
Annotationen